Unbekannte Ecken (23)

Der Einsteinpark

Unsere Reihe beginnt heute mit dem Hinweis: alles ist relativ und dieser Park ist relativ unbekannt. Ohne das kleine Sommerfest im August hätte ich diesen Park als solchen nie wirklich wahr genommen, obwohl ich hier am Prenzlauer Berg schon sehr lange wohne, länger, als der Park alt ist. Für mich war er immer nur „die schöne Wiese vor dem Seniorenheim“. Diese freie Fläche liegt zwischen dem Pieskower Weg und der Einsteinstraße, die bitte nicht mit der Albert-Einstein-Straße in Adlershof verwechselt werden möchte.

Das Gelände wurde ursprünglich als Festwiese der nordöstlich gelegenen Kleingartenanlagen genutzt. Die Bebauung des Gebietes südlich der Michelangelostraße, unter Abriss der Kleingärten, erfolgte zwischen 1973 und 1983 überwiegend mit Wohnungen vom Typ WBS70, die sich an die 60er-Jahre-Bauten vom Typ Q3A an der Einsteinstraße anschlossen, die ihrerseits gleichfalls auf dem Boden einstiger Kleingärten stehen.
Nach der Nutzung als Festwiese entstand auf der Freifläche des heutigen Einsteinparks ein großer Spielplatz für die Kinder der Häuser in der Einsteinstraße und in der Schule am Pieskower Weg. Das ist heute die Paul-Lincke-Grundschule mit einer musikalischen Ausrichtung. Sie ist benannt nach dem Komponisten, der für Berlin die selbe Bedeutung hat, die Johann Strauß für Wien hat. Lincke (7.Nov. 1866 – 3.Sept. 1946) war Operettenkomponist. Sein Schlager von 1904 „Das ist die Berliner Luft“, nach einem Text von Heinrich Bolten-Baeckers, ist die heimliche Hymne unserer Stadt.
Erst am 2. Juli 1988 wurde der Park unter seinem heutigen Namen eingeweiht. Direkt mitten im Park, auf offener Wiese, stehen zwei Bronze-Plastiken von Anna Franziska Schwarzbach, die den jungen und den im Alter etwas weiter fort geschrittenen Albert Einstein in einem Dialog mit sich selbst zeigen. Sie sind von 1998. Assoziatorische Anklänge an das britische Stonehenge finden sich im Pavillon aus Granit von Yvonne Kohlert aus dem Jahre 1996. Der Pavillon lädt zum Sitzen auf den gestalteten Steinen ein und gleichzeitig zum Studium der an den Stützen und Balken eingeschlagenen Formeln. Darüber hinaus gibt es einen großen, kommunalen Spielplatz. Die an den Platz grenzende Seniorenanlage ist idyllisch gelegen.
Rolf Gänsrich (Oktober 2015)