MENSCHEN IN PRENZLAUER BERG

Die beeindruckende, imposante Kunst der Bauleute ...

PA: Guten Abend, lieber Nachbar Herbert Kanz, wir kennen uns länger als 22 Jahre; meine erste Frage: Wann, wo und warum bist Du geboren?

Herbert Kanz: In Berlin-Neukölln, in der Hebammen-Lehranstalt, am 14. Oktober 1934.

 

PA : Aus unseren zahllosen Gesprächen weiß ich, dass Du vielseitig interessiert bist: Du kennst Oscar Wilde (Irischer Schriftsteller, 1854 - 1900), Martin Luther (Evangelischer Theologe & d e r Reformator (1483 - 1546), und Willi Stoph (u. a. Staatsratsvorsitzender der DDR von 1973 - 1989, – da sagt er zu Honecker: „Erich, es geht nicht mehr. Du musst gehen.“ – 1914 - 1999). Hast Du immer nur gelesen und nie gearbeitet?

Herbert Kanz: Ich habe Glück gehabt, in Gleitzeit arbeiten zu können und war während meiner Berufstätigkeit keinen einzigen Tag „krankgeschrieben“!

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Beim Interview (Personen sind nicht identisch), Foto: Archiv PBA

PA: Wenn ich Freunden vor dir erzähle, sage ich immer: „Herbert ist d a s lebendige Geschichtsbuch vom Prenzlauer Berg, nee, von janz Berlin!“ Seit wann wohnst Du in der Winsstraße 65, 1. OG links?

Herbert Kanz: 1949 hat der „Rat des Stadtbezirkes Prenzlauer Berg“ meinen Eltern diese Wohnung „zugewiesen“. Ich habe einschneidende Erinnerungen: 1949, als Vierzehnjähriger, dachte ich „Hier wird was Neues geschaffen und aufgebaut!“ 1960 konnte ich mir einen Herzenswunsch erfüllen, d e n Trabant 500 mit 18 PS; 1987 war ich unzufrieden über die schlechte Versorgung in der DDR und die Unsicherheit war ein Lebensbegleiter durch das starre politische System und die katastrophale Wirtschaftslage.

Dann 1997, keine bedeutende Veränderung, das Leben ging weiter. Aber in unserem Haus wurde laut gebaut; das führte zu Unruhe. Es entstand etwas Neues, Ungewohntes. Die beeindruckende, imposante Kunst der Bauleute faszinierte mich. Es ist schön geworden und meine Frau und ich fühlen uns sehr wohl!

 

PA: Lieber Nachbar, die „Prenzlberger Ansichten“ und ich gratulieren dir – soll man ja eigentlich nicht machen – schon jetzt zu deinem 83. Geburtstag im Oktober. Wir wünschen dir Gesundheit, unbegrenzte Kreativität und all’ das, was du dir selber wünschst!

Text: Christian Robbe, Sep. 2017

Interview mit Herbert Kanz, Teil II

PA: Herbert, bei unserem ersten Gespräch hast Du Einzelheiten Deines Berufslebens nicht erwähnt. Kannst Du mir ein wenig darüber berichten?

Herbert Kanz: Ja, natürlich gerne! Also, ich habe mehrere Aus- und Fortbildungen in meinem Arbeitsleben absolviert. Begonnen habe ich die Ausbildung zum Funkmechaniker.  Die Tarifordnung richtete sich nach der „Leichtmetallbau“-Einstufung; dass war weniger Geld! Darum habe ich mich fortbilden lassen zum Facharbeiter im Kühl- und Klimabau. Das war in der DDR sehr gefragt! Diese Aufgabe habe ich bis zu meinem Rentenbezug 1996 ausgeübt.

Zeitung Prenzlauer Berg Kiezzeitung
Herbert Kanz in der Winsstraße in Prenzlauer Berg, Foto: C. Robbe

PA: Und was hast Du nach der Rente gemacht?

Herbert Kanz: Da habe ich weitergearbeitet! Wir haben Kaufhallen, wissenschaftliche Institute mit unserer Technik ausgestattet. Zuletzt war ich sogar im Flughafen Tegel tätig; im Tower haben wir unsere Kühl- und Klimatechnik installieren müssen.

 

PA: Na, dann hattest Du ja ein spannendes Berufsleben.

Herbert Kanz: So ist es; und ich bin froh, gute Dinge für unsere Gesellschaft mit erbracht zu haben.

 

 

Christian Robbe, November 2017