Unbekannte Ecke (15)

Mendelssohnstraße

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Mendelssohnstraße

Uff Jrund der übaaus positiven Resonanz uff mein' Artikel hier in'ne letzte Folje, nu also ooch der hia 'n bisken uff Berlinisch. Wobei ick letztens leida die Einflüsse von't Jiddische („Mischpoke“ für „Verwandtschaft“), von de Hujenotten („Bulette“ statt „Frikadelle“) oda des Niederdeutschen („Feudel“ für „Putzlappen“) verjaß. Urst ulkich sind dann Kombinationen aus mehreren Sprachen“, wenn man uff den (französischen) Mopp 'n (niederdeutschen) Feudel packt, um mit den die Bude zu wienern.


So ziemlich das schlimmste „Nachtjackenviertel“, und ja, es gehört zum Prenzlberg, ist das um die Mendelssohnstraße. Dort findet sich nichts, was dieses Viertel, das ich fast schon als eigenständig bezeichnen möchte, weil es so abgekoppelt liegt, irgendwie erwähnenswert machte. Hochhäuser, die eine „Pädagogische Sonderschule“, die Helene-Haeusler-Schule – 03S03 – Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“ und den „INA Kindergarten / Kita“ Prenzlauer Berg 15 „einrahmen“. Weiter ist dort nichts, mal abgesehen von den angrenzenden Friedhöfen an „Prenzlauer Tor“ und „Prenzlauer Berg“. Kein Supermarkt, keine Gedenkstätte, kein Club … Die Punkthochhäuser sind „Prenzlauer Berg 17 + 18“. Dann geht´s weiter mit Zehngeschossern in der Otto-Braun-Straße, in der Mollstraße und in der Mendelssohnstraße. Wonach man allerdings in der Mendelssohnstraße die Hausnummern verteilt hat, weiß ich nicht. Das preußische System kann es nicht sein, denn die Nummern fangen nach dem französischen System an der Mollstraße stadtauswärts links mit der „1“ an. Das französische System kann es aber auch nicht sein, weil es dann nach dem preußischen System rechts mit den Nummern „3 – 5“ weiter. Ist nicht nachvollziehbar. Benannt ist die Straße nach dem Komponisten Jakob Ludwig Felix Mendelssohn Bartholdy, * 3.2.1809 in Hamburg, † 4.11.1847 in Leipzig. Schon 1734 / 37 wurde an ihr vorbei ein Teil der Berliner Zollmauer errichtet. Im Zuge der „Arisierung der Straßennamen“ wurde am 27. Juli 1939 die alte Mendelssohnstraße, sie kam von der Linienstraße und kreuzte die heutige Mollstraße und die Meyerbeerstraße, die von der Neuen Königstraße, heute Otto-Braun-Straße, kam, zur neuen Rombergstraße zusammengefasst und 1950 komplett in Mendelssohnstraße umbenannt. Nach dem Beschluss des Zentralkomitees zum „sozialistischen Aufbau der Hauptstadt der DDR“ an dieser Stelle, wurde die Straße räumlich verlegt. All dies erklärt vermutlich die eigenartige Hausnummerierung.

Rolf Gänsrich (März 2015)