DIE BEZIRKSGRENZE (33)

Rund um den Alexanderplatz, Teil 1 von 3

In dieser und in den nächsten zwei Folgen entfernen wir uns zwischen Otto-Braun-Straße und Prenzlauer Allee entlang der Mollstraße, die hier die Grenze zwischen Prenzlauer Berg und Mitte bildet, einen knappen Kilometer aus unserem Stadtteil.

 

Hinter dem „Haus der Statistik“ steht in der Karl-Marx-Allee 3 das „Haus der Gesundheit“ eigenartig quer. Genau an dieser Stelle und in diesem Winkel stieß einst die Landsberger Allee auf den Platz. Dieses Haus und der 30 Meter lange Zipfel der davor befindlichen, heutigen Berolinastraße bilden, von der Straßenbreite her letzte Relikte der alten Landsberger, wie auch Pumpen und einstige Straßenbäume im gesamten Gebiet bis zum „Platz der Vereinten Nationen“. Ab 1967 wurde die hier befindliche Georgenvorstadt schonungslos abgerissen und die Leninallee (1950 – 1992) bis zum Leninplatz (heute „Platz der Vereinten Nationen“, ursprünglich „Landsberger Tor“) verkürzt. 

Haus des Reisens Berlin Prenzlauer Berg
Das „Haus des Reisens“ beherrbergte die Hauptdirektion der Reisebüros der DDR, Schalter der Interflug und der Deutschen Reichsbahn, eine Wechselstube für ausländische Währungen, eine Meldestelle der Volkspolizei und zwei kleine Restaurants und war für

Das „Haus des Lehrers“ wurde am 9. September 1964 eröffnet. Den einst großen Platz vor diesem und der Kongresshalle nimmt heute die Grunerstraße ein. Es war mit zwölf Etagen das erste echte Hochhaus in der DDR. 

Dem Gegenüber ist das „Haus des Reisens“. Es wurde 1971 fertiggestellt. Mein Vater arbeitete bis Mitte der 70er-Jahre als „Putzer“ auf dem Bau und nahm mich gelegentlich, wenn er sonntags arbeitete, auf die eine oder andere Baustelle mit. Und so entsinne ich mich noch recht lebhaft daran, dass er mal, ich weiß nicht mehr das Jahr, dort arbeitete und sein Polier mich auf eine Erkundung mitnahm. Das 18-geschossige Haus hatte zu jenem Zeitpunkt ab der zehnten Etage noch keine Außenwände und ab der 14. Etage kraxelten wir ausschließlich über Holzleitern bis auf das Dach des Gebäudes.

Der Alexanderplatz ist der letzte der ehemaligen städtischen Markt-Plätze, die vor den Toren der Stadt lagen. Bis 1805 war es der „Platz vor dem Königs Thor“ und wurde erst dann nach dem russischen Zaren benannt. Der Platz war bis zu seiner Umgestaltung in den 60er-Jahren ein großer Kreisverkehr, ähnlich dem „Großen Stern“ und genauso schwierig zu befahren. Einzig die Straßenbahnen kreuzten ihn direkt. 

Die Stadtbahn, ab 1875 zeitlich nach dem Ring gebaut, entstand auf dem bis 1871 bestehenden alten Festungsgraben. Dort wo heute der Fernsehturm steht, befand sich die einstige Marienstadt. Das Nikolaiviertel hinter dem Rathaus wurde im Krieg fast vollständig zerstört und erst zur 750-Jahrfeier anhand alter Unterlagen, ab 1980 nachgebaut. Davor stand dort seit Kriegsende nur die Kirchenruine. 

Einzig einige Gebäude des Parochialviertels zwischen Litten-, Jüden-, und Stralauer Straße sind in Teilen noch im Original erhalten, wie zum Beispiel die genannte Kirche, die Gaststätte „Zur letzten Instanz“ und direkt daneben etwa dreißig Meter historischer, mittelalterlicher Stadtmauer aus dem Jahr 1270.    

Rolf Gänsrich, Juni 2019

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