PRENZLAUER BERGER IDEEN

Die KulturMarktHalle

Shoppen, Dienstleistung, Kunst, Kultur und Begegnung – das alles unter einem Dach will die KulturMarktHalle vereinen. Menschen unterschiedlicher Professionen und Kulturen wollen im Mühlenkiez diesen Ort für alle schaffen. Bis es soweit ist, macht die KulturMarktHalle in mobil.

 

Ein KulturMarkt im Mühlenkiez. Und zunächst ein KulturMarkt-Mobil. Das klingt nach einer bezaubernden Vision und ist im Moment vor allem: Handwerk. Seit einigen Wochen bauen Bewohner des Mühlenkiezes und ihre Helfer an dem Mobil, das Marktstand, Bühne und Café in einem wird. Flexibel einsetzbar, offen für alle. Auf 15 Quadratmetern Fläche entsteht zunächst die Mini-Version der großen Vision.

KulturMarktHalle im Mühlenkiez
Kultur und Markt, Begegnung und Existenz schafft der Verein KulturMarktHalle im Mühlenkiez.

Die Besucher 

Und dann, nach Abwägen und Diskutieren beider Aspekte, der Schattenseiten und des Gewinns, kommt der Vorsitzende des Tourismus-Vereins zu einer Vision, wie Tourismus zu definieren sei. Touristen seien Besucher, die besuchten Orte dementsprechend die Gastgeber. Diese Definition impliziert eine Änderung zu einer offenen Haltung, mit der Probleme dennoch nicht weggeredet werden. Auf diese Weise betrachtet, haben Prenzlauer Berg und der Gesamtbezirk Pankow Besucher ganz unterschiedlicher Art: Städte- und Weltreisende, auswärtige Angehörige von hier Lebenden, Berlinerinnen und Berliner aus anderen Stadtbezirken. Diese Definition real genommen, sei zu fragen, welche Gründe die Besucher für ihren Besuch haben und wie das in Einklang, oder: in einen kulturellen Austausch, zu bringen ist mit den Bedürfnissen der Bewohner. 

Entdeckbar werden die schönen und besonderen Seiten der Quartiere und Kieze damit auch für die Bewohner, die über die Markierungen ihres eigenen Wohnumfeldes treten. Wie zum Beispiel das Schloss Schönhausen. Ein architektonisches Kleinod und Zeitzeuge preußischer und deutsch-deutscher Geschichte. Oder das Velodrom bei einem Konzert von Madonna.

 

Die Strategie

Als Sascha Hilliger vor knapp 15 Jahren den Vorsitz des Tourismusvereins übernahm – damals hieß er noch Tourismusverein für Prenzlauer Berg und hatte Pankow und Weißensee weniger im Blick – waren solche Schönheiten abseits der üblichen Pfade noch im Verborgenen. Mit einem Wegeleitsystem, mit dem Touristikbüro in der Kulturbrauerei, mit einer Bündelung der kulturellen und touristischen Vielfalt auf einer Plattform entstand seitdem Baustein für Baustein ein Konzept für Besucher. Das schließt auch die Präsentationen auf internationalen Touristen-Messen ein. 

Die To-Do‘s einer Strategie sind noch längst nicht abgearbeitet. In absehbarer Zeit soll zum Beispiel eine Umfrage unter den Bewohnern starten, wie sie sich Tourismus im Bezirk vorstellen. Damit sich die Vision vom Gastgeber und seinen Besuchern mit Leben füllen lässt.

Kaufhalle soll der KulturMarkt
Aus der alten leerstehenden Kaufhalle soll der KulturMarkt werden.

Eine Halle Freiraum

Diese große Vision verbirgt sich hinter den Mauern einer ehemaligen Kaufhalle in der Hans-Eisler-Straße. Ein seit einigen Jahren leerstehendes Gebäude, zuletzt für einen Flohmarkt genutzt. Große Flächen, eine Konstruktion, die den Blick frei und weit macht - der ideale Ort für einen Marktplatz der Ideen, Kulturen, Waren. Und vor allem: Der Begegnung. Denn das ist ein wesentlicher Aspekt der KulturMarktHalle. Hier sollen sich Menschen treffen. Und: hier sollen sich Menschen eine Existenz aufbauen können. Die KulturMarktHalle ist auch ein Wirtschaftsstandort für diejenigen, denen die Regularien des Arbeitsamtes eine Beschäftigung erschweren: Für Flüchtlinge.

 „Was wir bislang teilen, sind ungefähr zwei Quadratkilometer städtischer Raum.“, beschreibt der Verein KulturMarktHalle sein Anliegen: „Was wir teilen wollen, ist Kultur, Musik, Literatur, Film ebenso wie Essen, Tanzen und gemeinsam städtischen Raum erkunden.“ 15 Menschen sind der Verein KulturMarktHalle. Sie haben unterschiedliche Berufe und kulturelle Hintergründe. Sie kommen aus Sozialarbeit, Bildungsmanagement, Gastronomie, Marketing, Theater, Grafikdesign. Sie sind Psychologen und Juristen, IT-ler und Geschäftsleute. Ein differenzierter Branchen-Mix, noch unterschiedlicher die Sprachen. Die KulturMarktler sprechen neun verschiedene Sprachen. Zusammengeschlossen zum Verein haben sie sich im Jahr 2016.

 

Mittendrin im Kiez

Zwei Quadratkilometer Raum – das ist der Mühlenkiez. Ein guter Ort für eine multikulturelle KulturMarktHalle mittendrin. Denn hier treffen alte auf neue Bewohner, Berliner auf Zugezogene und Flüchtlinge. Rund 7.000 Menschen leben in dieser Quadratur der Plattenbauten zwischen Greifswalder und Storkower Straße; Michelangelo- und Kniprodestraße. Viele ältere Menschen, viele Menschen, die eher zu den sogenannten sozial Schwächeren gehören. Ein ganz eigener Kiez am östlichen Rand des Prenzlauer Berges. Entstanden ist das Quartier in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. 

 mobile KulturMarkt
Der erste Schritt zum Markt ist der mobile KulturMarkt, der bis zum Mai fertig sein soll. Fotos (3) KulturMarkt e.V.

Parallel zum Bau des KulturMarktMobils arbeiten die KulturMarkt-Menschen an zweierlei. Sie bahnen sich zum einen den Weg für ihren festen Standort in der alten Kaufhalle. Eine Nutzungszusage der Eigentümer haben sie seit kurzem. In Begehungen haben sie sich ein Bild von der Halle gemacht. Die Planungen können konkret werden und vor allem – die Finanzierung von Umbau, Einrichtung und allem anderen, was notwendig für Markt und Kultur ist, kann auf eine feste Basis gestellt werden.

 

Vorschau aufs Innenleben

Das zweite große Arbeitsfeld umfasst das Innenleben des KulturMarktes. Das Start-Up-Support-Team des Vereins berät schon jetzt die künftigen GründerInnen und UnternehmerInnen bei Konzept, finanziellen Starthilfen, Perspektiven ihrer Dienstleistungen und Geschäfte. Dazu hat sich KulturMarkt ein umfangreiches Netzwerk an UnterstützerInnen geschaffen. Da sind Vereine mit soziokulturellem Profil, Nichtregierungs-Organisationen, Start-Ups und PolitikerInnen. Einen engen Austausch gibt es beispielsweise mit dem Stadtteilzentrum am Teutoburger Platz. Das Zentrum ist Partner – und gibt auch eine Bühne für die Kunst- und Kulturleute des Vereins und ihrer MitstreiterInnen.

Bauen, Planen, Beraten und Organisieren machen die KulturMarktler ehrenamtlich. Neue Mitglieder und Helfende sind deshalb jederzeit herzlich willkommen. Denn die zauberhafte große Vision von multikulturellem Markt und kleinen Mobil lebt von denen, für die und mit denen sie praktiziert wird. Als jetzige Handwerker, Organisierer, Vorbereiter und als spätere Besucher, Kunden, Geschäftsleute und Performer, mittendrin im Mühlenkiez.

-al-, April 2018

Mehr über das Projekt des KulturMarktes im Mühlenkiez auf: www.kulturmarkthalle-berlin.de