Das Rätsel um den Meilenstein

Mögliche Antworten von Rolf Gänsrich

Der Windmühlenberg war um die Entstehung des Bildes 1850 herum vermutlich noch als Weinberg bekannt, da an dieser Stelle bis 1742 Wein angebaut wurde. Namen halten sich im Volksmund ja sehr lange. Dass man es mit den Namen damals nicht so genau nahm, sieht man unter anderem an der Bezeichnung "Königstor" für die Ecke Winsstraße / Marienburger, im Dezember berichtete ich ja über die dortige ehemalige Brauerei.

Zeitung Prenzlauer Berg MagazinAuch ist das "Pfund" oder "Halbpfund" beim Einkauf zum Beispiel von Hackepeter trotz "metrischem System" seit einhundertfünfzig Jahren in Preußen noch nicht aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Und so habe ich die starke Ve
Der Meilenstein auf der MARIE

Einige der Bilder zu dieser Brauerei, die wir im Archiv des Prenzlauer Berg-Museums fanden, hatten die Unterschrift "Am Königstor – Winsstraße / Marienburgerstraße", was bei uns beiden Suchenden, Dirk Wanner und mir, eine gewisse Heiterkeit hervor rief, ist doch die Bezeichnung "Königstor" für die Ecke Greifswalder Str. / Prenzlauer Berg / Am Friedrichshain üblich. Aber so weiträumig wurde der Begriff "Königstor" zur damaligen Zeit ausgelegt. 

Auch ist das "Pfund" oder "Halbpfund" beim Einkauf zum Beispiel von Hackepeter trotz "metrischem System" seit einhundertfünfzig Jahren in Preußen noch nicht aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Und so habe ich die starke Vermutung, dass besagter Meilenstein nicht am "Windmühlenberg", sondern am "Mühlenberg" stand, und der war in der heutigen Greifswalder Straße. Die Greifswalder Straße, die wie ein kleines Tal zwischen den Anstiegen an der Landsberger und Prenzlauer Allee liegt, bietet bei den bei uns vorherrschenden Westwinden einen gleichmäßigeren, stetigeren und sichereren Luftstrom, als der steile Hang der einstigen Weinberge. Auch ist die Bockwindmühle im Hintergrund richtig. Man sieht Bockwindmühlen auf dem Bild des Wasserturms von 1856, das am Pankower Heimatmuseum, Hintereingang an der Kolmarer Straße, hängt. Die von der Forschungsgruppe Meilensteine angeführten sogenannten Holländermühlen, mit ihrem sich die Mahlflügel selbsttätig in den Wind drehenden Dachgeschossen konnten sich nur die reichen Holländer oder reiche Bauern zum Beispiel in Mecklenburg leisten. Im sparsamen Preußen und armen Brandenburg hingegen war die abgebildete Bockwindmühle üblich, die durch den Müller immer erst mühsam komplett in den Wind gedreht werden musste. Tja und unsere Mühlen hier in Prenzlauer Berg gehörten gar der, knausrigen, Stadt Berlin! Man kann eine solche eine Bockwindmühle noch im Dorfkern von Marzahn sehen. Also, vermutlich stand der besagte Meilenstein in der Greifswalder Straße Höhe Marienburger Straße, zumal es ja einen Nachbau eines solchen Steines auf dem Spielplatz an der MARIE gibt.

Rolf Gänsrich (März 2016)