BÖTZOW-KIEZ

Den Kiez entdecken

Na sowas! Da lässt sich auf der Homepage des Vereins Pro Kiez auf vergnügliche Weise das Bötzow-Viertel entdecken. Die engagierten Anwohner:innen haben sechs Orte markiert, denen sich der Verein verbunden fühlt. Als Einladung, weitere Orte zu erkunden. 

Nachbarschaftlich und weltoffen, gemeinschaftlich und individuell – so beschreibt der Verein Pro Kiez Bötzowviertel sein Quartier zwischen Greifswalder und Danziger Straße und dem Volkspark Friedrichshain. Die engagierten Bötzow-Menschen gründeten ihren Verein im Jahr 2008, um die Kurt-Tucholsky-Bibliothek zu retten. Der Fortbestand der Bücherei gelang – und der Verein setzte viele weitere Zeichen im Bötzow-Quartier. 

Zum Beispiel die sechs besonderen Orte im Kiez. Auf der neu gestalteten Homepage von Pro Kiez erscheinen sie gleich auf der Startseite – als Einladung, das Quartier zu erkunden. Zugleich verweist Pro Kiez darauf, dass seine Arbeitsgruppe Kiezgeschichte gelegentlich Führungen und Spaziergänge durch das Viertel anbietet.

VOM STIER ZUR EICHE

Der erste der sechs besonderen Orte, dem Alphabet nach, ist der Arnswalder Platz. Wie für alle anderen Kiez-Lieblinge ist auch für diesen Platz mit dem imposanten Stierbrunnen Historisches und Aktuelles auf der Homepage zu erfahren. „Der Arnswalder Platz ist mehr eine Grünanlage als ein Platz.“, informiert der Text hinter dem Icon des Stiers. „Eine der wenigen wohnungsnahen Grün- und Erholungsräume in Prenzlauer Berg!“. Seine  Gestalt erhielt der Platz 1933 und 1934. Stadtbaudirektor Richard Ermisch konzipierte die Anlage unter Einbeziehung des Baumbestands. In ihrem Zentrum: Der 1927 im Auftrag Berlins von Hugo Lederer entworfene monumentale Fruchtbarkeitsbrunnen – mit dem rötlichen Stier als tragender Skulptur. Darum gruppiert: eine Mutter mit ihrem Kind, ein Schäfer mit einem Widder, ein Fischer mit seinem Fang und eine Bäuerin mit den Früchten des Feldes.

#prenzlauerberg
Einer von sechs besonderen Orten im Bötzow-Viertel: Die Esmarchstraße 18, Sitz des Vereins, der Bibliothek, des Nachbarschaftszentrum. Foto: al

Der zweite besondere Ort ist die Bötzow-Eiche an der Ecke Bötzowstraße/Am Friedrichshain. Wer sich auf eine der Bänke neben dem imposanten Baum setzt, sieht auf den Volkspark Friedrichshain und darüber hinaus auf den Fernsehturm. Wer und wann die Stieleiche gepflanzt hat, ist nicht bekannt. Der Infotext hinter dem Icon der Eiche verrät: „Vielleicht ist der Baum gesetzt worden, als das Restaurant Hain mit Kegelbahn vor hundert Jahren eröffnet wurde. Die jetzige Seniorenfreizeitstätte musste nach der politischen Wende erkämpft werden.“

Seit dem 1. Mai 1989 finden auf dem Platz an der Bötzow-Eiche und auf einem Teil der Bötzowstraße die Maifeiern der Linken statt. Einst gab es eine Rundbank um die Eiche, eine gelbe Telefonzelle stand neben dem Baum. Beide sind inzwischen verschwunden. Nun laden drei Bänke zum Verweilen an der Eiche, die vom Pro Kiez-Verein organisiert wurden.

VOM KINO ZUR BIBLIOTHEK

Der dritte besondere Ort ist das Filmtheater am Friedrichshain, vis a vis der Bötzow-Eiche. Es entstand 1924 bis 1925 und war für Filmpremieren vorgesehen. Teile seiner Inneneinrichtung stehen unter Denkmalschutz. Engagierte Bötzow-Bewohner:innen erstritten einst den Erhalt des Kinos mit seinen aktuell fünf Sälen – und dem sommerlichen Biergarten daneben.

Auf der Liste der besonderen Orte darf die Kurt-Tucholsky-Bibliothek nicht fehlen – der Anlass der Vereinsgründung. 1906 wurde diese 19. Volksbücherei als Lesehalle im Lehrerhaus der Schule in der Esmarchstraße 18 eröffnet. „Die Lesehallen waren damals übrigens noch reine Buchausleihstellen, ohne Zeitschriften und Leseraum.“, informiert der Verein dazu. Die wechselvolle Geschichte der Bücherei umfasst das Aussortieren von Büchern nach „Schwarzen Listen“ der Nazis ebenso wie die Gründung einer Kinderbibliothek und den mehrfachen Umbau. Vorläufiges Ende dieser Geschichte ist das Jahr 2018. Nach knapp zehn Jahren ehrenamtlichen Betriebs übernahm der Bezirk die Bücherei wieder. Im gleichen Jahr gründete der Verein das Nachbarschafts- und Begegnungszentrum Kiez & Kurt. Unter seinem Dach in der Esmarchstraße 18 kooperieren neben der Bibliothek auch der Verein und die Homer-Freunde der gleichnamigen Grundschule.

VOM SPIELPLATZ ZUR WIESE

Neun Spielplätze hat der Bötzow-Kiez und diese zusammen bilden den fünften besonderen Ort von Pro Kiez. Denn neun Spielplätze sind eine ganze Menge. Sie tragen Namen wie „Katz und Maus“, „Insel“, „Apfelspielplatz“ oder „Traum“.

Der erste neue Spielplatz entstand 1999 auf dem Eckgrundstück Lilo-Herrmann-Straße/Hans-Otto-Straße. Er entstand komplett in Eigenregie der Menschen des Quartiers. Inzwischen ist der „Apfelspielplatz“ dauerhaft als Spielplatz gesichert – und besitzt sogar zwei Hochbeete für das Urban Gardening. Die weiteren Spielplätze entstanden während der grundlegenden Sanierung des gesamten Quartiers in der Zeit von 2002 bis 2010. Bei jeder Spielplatzgestaltung wurden Ideen und Vorschläge, insbesondere der Kinder, berücksichtigt. 

Der sechste und letzte besondere Ort im Bötzow-Kiez ist die Werneuchener Wiese. Die brachliegende Grünfläche östlich der Kniprodestraße war einst mit Wohnhäusern bebaut. Sie wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Seitdem wurde die Fläche vor allem als Liege- und Drachenwiese und als Festplatz für vielfältige Veranstaltungen genutzt. Seit 2017 Jahren setzt sich Pro Kiez Bötzowviertel engagiert für das Konzept „Werneuchener Bürgerwiese“ ein – eine Grünfläche mit Spiel- und Sportmöglichkeiten. Aktuell plant der Bezirk dort eine temporäre Schuldrehscheibe als Ausweichort für Schulen, die saniert werden. Auch Bäume sollen dafür gefällt werden.

red, Juni 2022

Mehr zu den besonderen Orten und zu Pro Kiez: www.prokiez.de