FIRMENGESCHICHTE PRENZLAUER BERG (9)

Die Rettungsdienste

Heutzutage wissen wir, Europaweit gilt die Notfallnummer 112. Dann kommt die Feuerwehr oder der Sani oder beide. In den USA ist es die 911. In der DDR gab es noch die Trennung, Feuerwehr kam bei 112, der Sani bei 115.

 

Bis heute gilt: Die 112 ist die NOTFALLNUMMER. Wenn gerade Ihr eigenes Leben oder das eines anderen unmittelbar in Gefahr ist, dann gilt die 112. Wenn Sie Sich aber nur Ihren Ischias verdingst haben, sich 'ne Fingerkuppe abgesäbelt haben, die Männergrippe haben, oder Sie am letzten Abend zu viel Sauerkraut- und Rhabarbersaft gesoffen haben und jetzt nicht mehr vom Klo herunter kommen, dafür reicht die Notfallnummer des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Unter 116117 sind die auch innerhalb von etwa zwanzig Minuten bei Ihnen. Alle anderen Notfallnummern finden Sie im Internet.

Die Zentrale für die Notfallsanitäter in Ost-Berlin war bis zur deutschen Wiedervereinigung in der Marienburger Straße, dort wo jetzt dieser wunderbar große Spielplatz ist. Dazu gab es die 1986 eröffnete Poliklinik Karl Kollwitz, das heutige Ärztehaus an der Prenzlauer Allee / Grellstraße, das Städtische Krankenhaus in der Fröbelstraße, das heute zum Vivantes Klinikum am Friedrichshain gehört und dessen alsbaldige Schließung wohl doch noch nicht allzu sicher ist und ein Ambulatorium in der Christburger Straße, in dem heute die "Grundschule an der Marie" ist. Diese drei Häuser hatten für den Fall der Fälle ihre eigenen Notarztwagen.

Feuerwehr Berlin Prenzlauer Berg
Die zwei Feuerwehren in Prenzlauer Berg: links die Berufsfeuerwehr in der Oderberger Straße, rechts die Freiwillige Feuerwehr im Mühlenkiez.

Feuerwachen haben wir bei uns am Prenzlauer Berg zwei. Die Berufsfeuerwache in der Oderberger Straße und die Wache der Freiwilligen Feuerwehr in der Schieritzstraße.

Wikipedia schreibt: "Die Berliner Feuerwehr ... wurde ... 1851 von Ludwig Scabell gegründet und ist damit die älteste Berufsfeuerwehr Deutschlands. Mit ihren rund 3900 Mitarbeitern und 35 Berufsfeuerwachen ist sie auch die größte Berufsfeuerwehr in Deutschland."

Die Berliner Feuerwehr hatte 1875 das weltweit erste Patent für eine Drehleiter und stellte diese ab 1882 in Dienst.

Die Feuerwache in der Oderberger Straße, eingeweiht am 25. November 1883 ist die älteste noch in Betrieb befindliche Berufsfeuerwache Deutschlands. Das Gebäude, angeblich von Herman Blankenstein, der auch den Zentralviehhof baute, steht außen und zum Teil innen unter Denkmalschutz, sodass es, wie mir mal ein Feuerwehrmann bei einer meiner samstäglichen Führungen dort vorbei berichtete, es keine Sanitäranlagen für Frauen gibt und es somit die einzige reine Männerwache Deutschlands ist. Außerdem ist die Feuerwache eine sogenannte "Klingelwache", sodass man eben einfach direkt bescheid sagen kann, wenn es wo brennt. Bekannt wurde die Feuerwache nach ihrer in Dienststellung 1883 durch den Einsatz von Schimmeln, die der Feuerwehr gehörten, was zu damaliger Zeit eine Seltenheit war. Heute stehen auf dem Hof und dem Außengelände regelmäßig Fahrzeuge des THW.

Die Freiwillige Feuerwehr Prenzlauer Berg wurde 1956 gegründet, bekam ihre eigene Wache jedoch erst 1984. In ihr sind 5 Frauen und 40 Männer aktiv. Die Ehrenabteilung hat 18 Mitglieder.

In der Jugendfeuerwehr sind 3 Mädchen und 17 Jungen aktiv. Die Freiwillige Feuerwehr rückt regelmäßig zu Einsätzen aus. Auf sie kann nicht verzichtet werden. Es wird dringend Nachwuchs gesucht. Bei Facebook gibt es eine eigene Seite "Freunde der Freiwilligen Feuerwehr Prenzlauer Berg".

Weil die Wache der Berufsfeuerwehr in der Oderberger Straße eigentlich zu klein ist, plant man schon seit Jahren den Bau einer neuen Wache auf der "Werneuchener Wiese" und will dann die Oderberger Straße nur noch als reine Notarztwache halten. In der Oktoberausgabe in der Serie "die Grenzen des Prenzlauer Berg" berichtete ich darüber.

Rolf Gänsrich, März 2019

www.rolfgaensrich.wordpress.com