MENSCHEN IN PRENZLAUER BERG

Marco Buch

Als Reiseblogger, Filmproduzent und Autor reist er durch die ganze Welt, scheut vor keiner Herausforderung zurück und ist stets auf der Suche nach neuen Abenteuern und Erfahrungen. Trotz seiner kosmopolitischen Ader zieht es ihn immer wieder in den Prenzlauer Berg zurück. Im Interview erzählt Marco Buch inwiefern er mit dem Berliner Bezirk am anderen Ende der Welt in Kontakt kommt, wo man die Urgesteine des Kiezes erleben kann und wie das Leben als dauerhafter Globetrotter ist.

Marco Buch Berlin Prenzlauer Berg
Der Autor, Filmproduzent und Reiseblogger Marco Buch (Foto: Marco Buch)

Ihr bisheriger Lebensweg zeigt, dass Sie kein gewöhnliches Leben mit einem geregelten nine-to-five-Job führen. Wollten Sie das nie?

Ich bin ein sehr neugieriger Mensch und möchte wirklich alles einmal ausprobiert haben, für einen routinierten Büroalltag wäre ich nicht gemacht. Allerdings gab es keinen Moment, in dem ich mich bewusst für diesen Lebensstil entschieden habe. Erst nach mehr als 100 unterschiedlichen Jobs in mehreren Ländern haben sich meine jetzigen Beschäftigungen herauskristallisiert, auch motiviert von schicksalhaften Begegnungen. Eines Tages etwa kam ich in der 8MM-Bar im Prenzlauer Berg mit zwei Bloggerinnen ins Gespräch, die mich dazu inspirierten meinen eigenen Reiseblog zu gründen. Dieser führte dann wiederum zu neuen ungeahnten Begegnungen und Erlebnissen, die mich unter anderem auch dazu brachten, eigene Bücher zu schreiben. Meine jetzige Position beim Film ergab sich damals ebenfalls eher zufällig durch einen Freund, der eine kleine Produktionsfirma im Prenzlauer Berg betreibt. Auch wenn mein berufliches Leben lange keinen wirklichen Sinn ergab, bin ich heute sehr froh darüber, wie sich alles entwickelt hat!

 

Auf Ihrem Reiseblog Life is a Trip (www.life-is-a-trip.com) wird schnell deutlich, dass Sie schon viele Teile der Erde gesehen und erlebt haben. Hätten Sie spontan eine schöne Anekdote für uns parat?

Da gibt es wirklich viel zu erzählen! Ich bin in Tuk Tuks durch Südostasien und in Schrottautos bis in die Ukraine gefahren, auf einem selbstgebauten Floß in Thailand gesunken und in der Steppe Tansanias neben einem Rudel Löwen steckengeblieben. Ich bin beim Versuch, 100 Kilometer am Stück zu wandern ohnmächtig geworden, in einer planlosen Odyssee durch die Philippinen gezogen, auf einem Geisterbüffel in Myanmar geritten und in einer thailändischen Bar betäubt worden, da ich wohl zu lange gesungen habe. In Bezug auf den Prenzlauer Berg kommt mir direkt folgende Anekdote in den Kopf: 2012 war ich in Mexiko und traf dort einen israelischen Künstler, mit dem ich eine Weile zusammen reiste. Schon bald stellte sich heraus, dass er vor einiger Zeit nach Deutschland gezogen war. Wie sollte es anders sein - er lebte im Prenzlauer Berg. Nach unserer Rückkehr trafen wir uns hier einige Male und er zeigte mir den Prenzlauer Berg von einer ganz neuen Seite.

Marco Buch Berlin Prenzlauer Berg
Die Kutsche als populäres Fortbewegungsmittel in Myanmar (Foto: Marco Buch)

Inwiefern?

Er hatte den Kiez ganz anders kennengelernt als ich und so konnten wir uns gegenseitig Orte zeigen, die wir noch nicht kannten. Da ich schon 2000 in den Prenzlauer Berg kam, habe ich den Bezirk kennen und lieben gelernt, als urige Kneipen mit abblätterndem Putz und zu Clubs umfunktionierte Ruinen hier noch weit verbreitet waren. Natürlich ist die rasante Veränderung des Bezirks nicht unbemerkt an mir vorbei gegangen. Das alte Bild des Kiezes hat sich peu a peu mit dem neuen vermischt, ich denke das geht den meisten Menschen ähnlich, die hier schon länger leben. Mein israelischer Freund hingegen hat den Prenzlauer Berg als modernen, familienfreundlichen, sehr internationalen Kiez kennengelernt. Er konnte sich den eher grauen, verruchten Prenzlauer Berg von früher nur noch schwer vorstellen. Das fanden wir beide spannend.

 

Kennen Sie einen Ort, an dem der ursprüngliche Charme des Kiezes noch spürbar ist?

Urgesteine des Prenzlauer Bergs trifft man seit jeher im Mauerpark, in dem ich mir in den ersten Jahren so manche Nacht um die Ohren geschlagen habe. Will man einen Ort sehen, der sich seit damals kaum verändert hat, empfehle ich den Schusterjungen, ein gemütliches Gasthaus in der Nähe der Eberswalder Straße. Bei traditioneller deutscher Küche kann man hier Menschen kennenlernen, die dort zum Teil schon seit Jahren ein und aus gehen und viele interessante Geschichten zu erzählen haben. Kennt man noch das Ambiente des „alten“ Prenzlauer Bergs, dann wird einem dort mitunter ganz wohlig zumute.

Marco Buch Berlin Prenzlauer Berg
Marco Buch mit einem neuen Bekannten in der Oase Fint in Marokko (Foto: Marco Buch)

Und was steht bei Ihnen in nächster Zeit auf der Agenda?

Zunächst bin ich kurz in Schottland, dann auf einem Segelboot in der Karibik. Zwischendurch schreibe ich an zwei neuen Büchern, diesmal sogar mit einem Verlag im Rücken. Mit einem amerikanischen Freund tüftele ich an einem Konzept für ein neues Reiseformat. Und dann werde ich schon bald fürs deutsche Fernsehen vor der Kamera stehen, mehr darf ich dazu aber leider noch nicht verraten. Ich habe viel zu tun, das meiste davon macht Spaß und ich bin mehr unterwegs, als ich mir das jemals erträumt hätte. Und ich bin sehr dankbar für alles, was ich habe.

-Alexandra Birkenhauer-, Dez. 2018