PANKOWER SCHULEN

DIGITALE DEFIZITE IN SCHULEN

Der zweite Lockdown binnen eines Jahres stellt Schulen, Eltern, Kinder erneut vor die Aufgabe des Lernens in der Krise. Auch im Bezirk Pankow droht die Benachteiligung von SchülerInnen, weil Familien die technische Ausstattung zum Digitalunterricht fehlt – oder entsprechende Lernformen nicht ausgereift sind. Der Bezirkselternausschuss sieht sich dafür in einer Vermittler-Rolle.

Reden wir über die, um deren Zukunft es geht. Die Kinder und Jugendlichen. Spielbälle der Pandemie-Politik seit dem vergangenen März. Kitas und Schulen von einem auf den anderen Tag zu. Home-Schooling ohne ausreichende Infrastruktur. Dann im neuen Schuljahr Präsenzunterricht in Winterjacken bei geöffnetem Fenster. Und jetzt wieder: Schulen zu. Der berlinweite Server für den Digitalunterricht nicht oder nur eingeschränkt nutzbar. Entscheidungs-Hin und -Her Anfang Januar, wann Schulen wieder geöffnet werden. Auseinandersetzungen, die in ungewohnter Härte geführt werden. Sie offenbaren zweierlei: Dass es da um die künftige Generation und deren Weg ins Leben geht. Dass sich soziale Unterschiede in der Krise noch verschärfen.  

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Starke Stimme für Pankower Eltern und SchülerInnen: Katja Ahrens leitet seit kurzem den Bezirkselternausschuss. Foto: privat

Dabei geht es um die simple wie große Frage: Wie muss eine zukunftsfähige Bildungslandschaft aussehen, die auch in der Krise nutzbar ist? Wie ist zu schaffen, dass kein junger Mensch dabei verloren geht? Ein großes Thema auch für den Pankower Bezirkselternausschuss unter dem Vorsitz von Katja Ahrens. Die Niederschönhauserin führt seit November 2020 das ehrenamtliche Gremium mit VertreterInnen aus Pankower Schulen, war zuvor bereits Vorstandsmitglied. Elternengagement für die Schulen ist notwendig. Elternarbeit kann für Ahrens großen Mehrwert für die Schulen bringen. 

Zum Beispiel durch Informationen. Unter Ahrens‘ Federführung hat der Bezirkselternausschuss im Frühjahr 2020 den Ist-Zustand digitalen Lernens in der Krise erfasst. An zwei Umfragen beteiligten sich die Eltern von etwa 7.000 SchülerInnen,  rund einem Sechstel der Kinder und Jugendlichen an allgemeinbildenden Schulen im Bezirk. Auch im vermeintlich gut situierten Pankow offenbarten sich dabei Ungleichheiten: Etwa jedes zehnte Kind hat keinen Zugang zu digitalen Formen des Lernens, weil eine Ausstattung mit Computer oder Laptop zu Hause fehlt. Familien mit mehreren Kindern haben dabei größere Nachteile: Rund 40 Prozent von ihnen sind nicht ausreichend technisch ausgestattet. Müssen die für Distanzunterricht notwendigen Arbeitsmaterialien ausgedruckt werden, ist dies für jede vierte Familie problematisch, weil Drucker fehlen.

Neben entsprechender Technik vermissen Eltern auch eine kontinuierliche Begleitung bzw. den Kontakt mit LehrerInnen. Nahezu alle Kinder und Jugendlichen brauchen beim digitalen Lernen Unterstützung, die Eltern allein nicht leisten können. Rund ein Viertel der SchülerInnen konnte während der Schulschließungen gar nicht mit ihren Lehrenden kommunizieren.

Das Fazit des Bezirkselternausschusses: Konzepte des Distanzunterrichts müssten dringend weiterentwickelt werden. Bei jeder zehnten Schule sei die Digitalisierung nicht angekommen. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur sei deswegen eben so notwendig wie eine weitere Baustelle für den Bezirkselternausschuss: Dafür zu sorgen, dass notwendige Schulneubauten und -Sanierungen über der Krisenbewältigung nicht vergessen werden. Denn auch da hat Pankow für die Berlinweit größte SchülerInnenschaft von 41.000 Kindern und Jugendlichen Nachholbedarf.

-red-, Jan. 2021