KOLLWITZKIEZ

Käthe in Charlottenburg

Sie hat Geburtstag, die große Frau und Künstlerin aus Prenzlauer Berg. Am 8. Juli 1867 ist Käthe Kollwitz geboren – vor 149 Jahren. Von ihrem Wohnhaus am Kollwitzplatz geht es nach Charlottenburg.

 

Das Haus in der Kollwitzstraße 56 a, ein blau-weißer, eher schmuckloser Bau, ist nicht mehr das Original-Haus des Paares Kollwitz. Im Zweiten Weltkrieg war das Haus, damals noch mit der Adresse Weißenburger Straße 25, von einer Bombe getroffen und zerstört worden. Bis 1996 blieb das Eckgrundstück eine Bombenlücke, dann wurde es mit dem schlichten Wohn- und Geschäftshaus bebaut.

Eine gelbe Tafel weist auf die einstigen Bewohner des Standortes: Die Künstlerin Käthe Kollwitz und ihren Mann, den Arzt Karl Kollwitz. Ein Tagebucheintrag von Käthe Kollwitz aus dem Jahr 1922 ergänzt die Porträts der beiden: „Ich bin einverstanden damit, dass meine Kunst Zwecke hat. Ich will wirken in einer Zeit, in der die Menschen so ratlos und hilfsbedürftig wirken.“ 

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Hier lebten Käthe Kollwitz und ihr Mann Karl – Gedenktafel in der Kollwitzstraße. Foto: al

Gedenken mit Kunst

Nahezu zehn Jahre lang war das neue Haus eine kleine öffentliche Galerie. Das Kulturamt Prenzlauer Berg hatte ein „Denkzeichen“ ausgeschrieben, das an Käthe Kollwitz erinnern sollte. Es gewann die „Foto/Graphik Galerie Käthe Kollwitz“ von Pat Pinder - ein Leuchtkasten, in dem fortan Kunst ausgestellt wurde. Zeitgenössische Grafiken und Fotografien waren zu sehen, die „dem humanistischen Geist des Schaffens von Käthe Kollwitz verpflichtet“ sein sollten. Von 1997 bis 2006 wurden 29 künstlerische Arbeiten öffentlich ausgestellt, dieses Projekt galt als neue Form des künstlerischen Gedenkens. Ende 2006 wurde dieses befristete Projekt beendet, die Grafiken befinden sich heute in der Sammlung des Prenzlauer Berg Museums. Seit 2007 gibt es indes einen neuen Leuchtkasten: Er verweist auf das Käthe-Kollwitz-Museum in Charlottenburg. Denn hier, an ihrem Lebens- und Arbeitsort, gibt es kein weiteres Gedenken an Käthe Kollwitz. Ihre Werke, die sich vom damaligen Arbeitermilieu des Prenzlauer Berg inspirieren ließen, haben andernorts in Berlin und Deutschland ihren Platz. In Charlottenburg und in Köln.

Das private Käthe-Kollwitz-Museum Berlin existiert seit 1986 in einer spätklassizistischen Stadtvilla in der Charlottenburger Fasanenstraße. Es ist aus der Sammlung des Galeristen Hans Pels-Leusden hervorgegangen. Das Käthe-Kollwitz-Museum Berlin widmet sich dem vielfältigen Lebenswerk der Künstlerin, die gegen Krieg und soziale Ungerechtigkeit einzigartige Kunstwerke schuf. Gezeigt werden auf vier Etagen bekannte und weniger bekannte Kunstwerke der Künstlerin in Zeichnung, Grafik und Plastik. Eine Audioführung, die per QR-Code heruntergeladen und genutzt werden kann, vertieft die Präsentation. Eine Fotostrecke im Erdgeschoss führt in das Berlin der Käthe Kollwitz und ihre Zeit ein. 

 

Polarität der Kunst

Die große Spannweite ihres Schaffens umfasst die großen ernsten Lebensthemen – das Leid schlechthin, Not und Tod, Hunger und Krieg – wie auch die absolut heiteren, lichten Zonen des Lebens. Diese Polarität innerhalb ihres Schaffens ist viel zu wenig bekannt und wird durch unsere Ausstellung deutlich gemacht.

Derzeit verfügt das Museum in Charlottenburg über rund 200 Zeichnungen und Druckgrafiken sowie 15 Originalplakate und ebenso viele plastische Bildwerke. Im Mittelpunkt der Sammlung stehen die Selbstbildnisse, die zwischen 1888/89 und 1938 entstanden sind, der Holzschnitt-Zyklus „Krieg“  von 1922/23 sowie die Arbeiten zum Thema Tod und zum Gedenkblatt für Karl Liebknecht aus den Jahren 1919/20. Die neue Dauerausstellung "Mehr als ein Leben" wurde vor knapp zwei Jahren eröffnet. Zusätzlich finden in der Regel zweimal jährlich Sonderausstellungen statt.

Regelmäßig setzt das Museum Impulse für einen zeitgemäßen Dialog mit Käthe Kollwitz – ihrem Werk und ihren Themen gleichermaßen: Schülerprojekte, Führungen, Veranstaltungen. Eine besondere Reihe sind die Sonderausstellungen „Im Dialog mit Käthe Kollwitz“.

Erinnert wird in dem Museum auch an den Sammler und Museumsgründer Hans Pels-Leusden, der mit seiner Kollwitz-Sammlung den Grundstock des 1986 gegründeten Museums legte. Träger ist der Verein Käthe-Kollwitz-Museum Berlin und grafische Sammlung Hans Pels-Leusden e.V. 

Mehr auf: www.kaethe-kollwitz.de