Nasses Dreieck: Ein Stück wilde Natur für alle

Magazin Prenzlauer Berg Zeitung

Wo einst Mauer und Todesstreifen die beiden Berlins voneinander trennten, könnten schon bald Kinder spielen und Erwachsene Sport treiben. Die Senatsverwaltung hat mit dem Nassen Dreieck im nördlichsten Zipfel des Prenzlauer Berges grüne Pläne.
Das Gelände nördlich der Bornholmer Straße, als Dreieck zwischen den beiden S-Bahn-Gleisen gelegen, ist derzeit eine wild wuchernde Brachfläche. Bäume und Sträucher haben sich hier angesiedelt, dazwischen einzelne freie Stellen, auf denen Gras wächst. Die Natur hat sich das geschichtsträchtige Gelände zurückerobert, einzelne Rudimente wie Grenzpfosten und Elektrokästen künden noch vom früheren Niemandsland. Die Menschen nutzen das Nasse Dreieck teils als Hundeauslauf-Fläche, teils als illegale Müllhalde und als abenteuerliches Spiel-Gelände.
Geht es nach den Plänen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, wird aus dieser Fläche ein naturnaher Erlebnisraum für alle Generationen. Das Nasse Dreieck ist Teil des sogenannten Grünen Bandes – des Grünzuges, der sich entlang des früheren Mauerstreifens vom Hauptbahnhof bis zum Tegeler Fließtal zieht. Vor vier Jahren wurde  das Dreieck zum Landschaftsschutzgebiet erklärt, da hier inzwischen seltene Pflanzenarten siedeln.
Wesentliches Ziel der vorgesehenen Natur-Gestaltung ist, so die Senatsverwaltung, das Gelände ausreichend öffentlich zugänglich zu machen. Es ist geplant, den südlich verlaufenden Mauerweg durch das Nasse Dreieck zu führen. Ein nördlicher Zugang wird in Höhe der Brehmestraße 21 geschaffen, ein anderer soll hinter den Gebäuden der Brehmestraße verlaufen. 
Kultivierter Westen und wilder Osten – so lassen sich die Pläne für das Dreieck zusammenfassen. Sie sehen einen intensiver genutzten Bereich im Westen und einen weniger intensiv genutzten, naturnah gestalteten Bereich im Osten des Nassen Dreiecks vor. Im Westteil sollen diverse Angebote für Spiel und Sport sowie Treffpunkte entstehen. Die Vegetation bleibt niedrig, nur einzelne Bäume wachsen, damit der offene Charakter des Geländes erhalten bleibt und einen weiten Blick ermöglicht.
Der Ostteil des Dreieicks soll durch ein abwechslungsreicheres Relief und Bereiche mit dichterer Vegetation geprägt sein. Hier wird ein Naturerfahrungsraum für Kinder und Jugendliche entstehen, zum Schutz für die Spielenden und die Vegetation mit Zäunen umgeben. Dieser wilde, naturnahe Freiraum ohne vorgegebene Spielelemente kann von Kindern und Jugendlichen ohne Begleitung von Erwachsenen genutzt und bespielt werden. Wie diese Fläche sich genau gestaltet, sollen Kinder und Jugendliche mitbestimmen. Auch, ob sie einen weiteren Zugang zu ihrem Naturraum benötigen.
Noch sind die grünen Pläne nichts weiter als schöne Pläne. Wann und wie sie umgesetzt werden, ist derzeit noch unklar. Denn das Gelände gehört nicht dem Land Berlin, sondern der Bahn. Die hat zwar schon vor Jahren Verkaufsbereitschaft signalisiert, will dafür aber Ausgleichsflächen, um in Tempelhof eine Zubringer-Strecke zum BER-Flughafen zu bauen. Dagegen wehrt sich eine ansässige Bürgerinitiative. Alternativen besprechen Senat und Bahn derzeit.
-al- (Mai 2014)