JAHN-STADION

Sportpark, bitte nachhaltig

Grünflächen oder Sportflächen, Breiten- oder Exklusivsport? Im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark stehen sich AnwohnerInnen und Senat in einem Match um die Zukunft gegenüber. Ein Streitpunkt: Die Bäume und damit der Klimaschutz. Ein weiterer: Der geplante Abriss des alten Stadions.

In neuer Verantwortung startet das Sanierungsvorhaben Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in die nächste Runde. Die Berliner Senatsverwaltung übernahm die Planungen vor wenigen Wochen vom Bezirksamt – und kündigte den Beginn des umfangreichen Umbaus auf dem Sportgelände für Oktober 2020 an. Der Hintergrund: Die administrativen Vorgänge, Gutachten und Genehmigungsverfahren kann sich der Bezirk allein finanziell nicht leisten. Möglicherweise gibt es noch einen weiteren gewichtigen Grund für den bezirklichen Rückzug. Das Sanierungsvorhaben für den Sportpark, die drittgrößte Sportanlage Berlins, weckt den Widerspruch von AnwohnerInnenschaft, SportenthusiastInnen und -vereinen. „Wir erkennen den Wert als Sport-Park, welcher über seine reine Funktion als Sportfläche eine Vielzahl von Vorteilen bietet: Erholung, Abkühlung, sicherer Raum für Kinder ohne Gefahr durch Individualverkehr, unbeaufsichtigtes Spielen.“, postuliert etwa die eigens gegründete Bürgerinitiative „JahnSportPark“. 

Jahnstation #PrenzlauerBerg
Per Online-Petition sucht die Bürgerinitiative „JahnSportPark“ MitstreiterInnen für ein nachhaltiges Sportgelände. Repro: PBA

„Beim Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark geht es um die Entwicklung und Modernisierung einer zentralen Sportanlage in unserer Stadt, die täglich von vielen Menschen für den Vereins- und Freizeitsport genutzt wird.“, betont hingegen die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Weil das Gelände von internationaler Bedeutung sei, habe der Senat die Bauplanung übernommen. Entstehen soll ein neues Großes Stadion für 20.000 ZuschauerInnen, dazu neue Spielfelder für Hockey, Fußball und Tennis, zwei Sporthallen, eine Tennishalle, Büros für Verwaltung und Vereine. Ein Zentrum des Inklusionssports soll das Areal in den kommenden Jahren werden, Ort internationaler Meisterschaften wie lokaler Wettbewerbe. Beginnen soll die Umgestaltung mit dem Abriss des alten Stadions. Der Bau einer gleich großen neuen Arena für 120 Millionen Euro ist vorgesehen. Der Rest des Sportparks soll anschließend für weitere 65 Millionen Euro umgestaltet werden. 

„Wir glauben nicht, dass man Inklusion mit dem Neubau eines Stadions zwangsläufig verknüpfen muss“, argumentiert hingegen die Bürgerinitiative. Stattdessen befürwortet sie eine behutsame Sanierung des alten denkmalgeschützten Stadions. Dass dieses barrierefrei genutzt und umgebaut werden kann, hätten bereits Sportveranstaltungen in der Vergangenheit bewiesen. „Behutsam, nachhaltig, weitsichtig“ – so müsste die Maxime sein statt „höher, schneller, weiter“. So will die Initiative auch die Rasenflächen und den teils jahrzehntealten Baumbestand erhalten – auch aus Gründen des Klimaschutzes. Dazu fordert sie eine attraktive Anbindung des Areals an den Öffentlichen Naheverkehr statt zusätzlicher Parkplätze. Zahlreiche dieser Wünsche seien bereits artikuliert worden. Per Petition sucht die Initiative nach weiteren MitstreiterInnen.

Die Senatsverwaltung lenkte inzwischen ein, lässt die Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2014 derzeit überarbeiten: Baumfällungen nur, wo notwendig, so die Aussage, und mit Ersatzpflanzungen. Darüber hinaus sei geplant, das Dach des neuen Stadions für Sonnenenergie zu nutzen, die Dächer der sonstigen Gebäude zu begrünen und das Regenwasser der gesamten Anlage zu sammeln und für die Bewässerung von Grünanlagen zu nutzen. Zudem sei beabsichtigt, an allen Zugängen zum Sportpark Fahrradstellplätze zu errichten und für Pkw ein neues, zentrales und barrierefreies Parken zu schaffen. Bis zum Sommer 2020 will der Senat konkretere Planungen vorlegen.

-red-, Mai 2020