DIE BEZIRKSGRENZE (23)

Die Landsberger Allee

In dieser Folge geht es entlang der Landsberger Allee. Ab Hausburgstraße bzw. Fritz-Riedel-Straße ist es erneut diese Allee, die die Grenze des Prenzlauer Berg, hier nun zum Friedrichshain, bildet. Ist östlich vom ehemaligen Zentralviehhof der südliche Fußweg der Landsberger Allee die Grenze zum Prenzlauer Berg, so ist es auf diesem westlich des Viehhofs gelegenen Abschnitt der nördliche Fußweg.

 

Die Fritz-Riedel-Straße war im Hobrechtschen Bebauungsplan Straße 28a, Abt. XIII/1. Ab 1906 erhielt sie den Namen Deutsch-Kroner-Straße nach der Stadt Deutsch-Krone in Westpreußen, seit 1945 Wałcz in Polen. In dieser Straße stand die Werner-Seelenbinder-Halle, einst eine Großmarkthalle, bis zu ihrem Abriss um 1995. Seit 1997 befindet sich an deren Stelle das Velodrom mit dem Komplex Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE). 

Zeitung Berlin Prenzlauer Berg Magazin
Landsberger Allee Ecke Fritz-Ridel-Straße Foto: rg

Bis zur Schaffung der Baufreiheit für das Velodrom ab 1995 stand vom Ringbahnhof bis zur Werner-Seelenbinder-Halle in der Fritz-Riedel-Straße ein einziges langes, backsteinernes, eingeschossiges Gebäude aus denselben roten Klinkern und in genau demselben Baustil, wie gegenüber der Allee die Bauten auf dem Zentralviehhof. Blumenläden gab es da, eine Schneiderei die Ausbildete, wie mir jemand aus der Familie erzählte, kleine Geschäfte und auf der Ecke die Sparkasse, in der mir meine Mutter nach meiner Geburt mein erstes Sparkonto einrichtete. Dort brachte ich, als ich später in der Gegend arbeitete, regelmäßig, wir Angestellten wechselten uns dabei ab, in Geldbomben nach Feierabend die Tageseinnahmen unserer HO-Kaufhalle Am Steuerhaus bis 1990 hin. Es wurde für diesen Weg immer eine halbe Überstunde geschrieben. Es mussten immer zwei Kollegen miteinander gehen. An bewaffnete Geldtransporter war bis zur Währungsunion am 1. Juli 1990 überhaupt nicht zu denken.

Das Carree zwischen Fritz-Riedel-Straße und Conrad-Blenkle-Straße ist überwiegend im Jahr 1988 in DDR-Plattenbauweise errichtet worden. Ich weiß beim besten Willen nicht, was dort früher war, erinnere mich nur noch nebulös an schwarz geteerte Bretterzäune und vermute, dass das dort Trümmergrundstücke aus dem Krieg waren. Davon gab es ja viele in der Stadt. Das etwas ältere Eckhaus an der Paul-Heyse-Straße diente als sogenanntes Mieterhotel. Als zum Beispiel ganze Häuser in der Schivelbeiner Straße Ende der 1980er-Jahre saniert wurden, setzte man deren Mieter während der Baumaßnahmen in diesen Gebäudekomplex. Um die dahinter gesetzten zehngeschossigen Plattenbauten, an der Kreuzung mit der Danziger Straße, die ursprünglich mal als Außenfassade gelbe Kacheln hatten, kümmern wir uns genauer in der nächsten Ausgabe. Diese Bauten sind in den letzten Jahren teuer energetisch saniert und mit einer neuen, für meinen Geschmack, hässlichen blau-grauen Fassade versehen worden. Sie sind aus den frühen 70er-Jahren. 

Rolf Gänsrich, Juli 2018

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