DIE BEZIRKSGRENZE (13)

Entlang des Volkspark Prenzlauer Berg

Dieser Folge der Serie über die Grenzen des Stadtbezirks müsste ich eigentlich die Warnung voranstellen: Glauben Sie nie dem Internet oder gar Google … und nicht mir!

Sowohl auf aktuellen Stadtplänen von 2015, auf alten Stadtplänen von vor 1990, oder bei google-maps wird die Straße, die von der Hohenschönhauser Straße stadteinwärts als Letzte vor dem Volkspark zu den Tennisplätzen und den Kleingartenanlagen nach rechts abgeht, mit „Otto-Marquardt-Straße“ bezeichnet.

So hatte ich es ja hier in der letzten Folge beschrieben. Das Restaurant „zur Laube“, bzw. am Grundstück daneben, findet man dagegen unverhofft die Hausbezeichnung „Hohenschönhauser Straße 80“. Leichte Verwunderung bei mir! Bei den ganzen Seitenstraßen rund um die Tennisplätze findet man einzig fortlaufende Hausnummern, die zur Hohenschönhauser Straße gehören. Von Otto-Marquardt-Straße plötzlich keine Spur!

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Links und Haus oben sind Prenzlauer Berg, rechts ist alles Lichtenberg. Foto: rg

Otto Marquardt (* 17. August 1893 in Hamburg; † 30. Oktober 1944 im Zuchthaus Brandenburg) war Kommunist, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Opfer des Faschismus. Während des Krieges stellte er die Verbindung zwischen den Widerstandsgruppen von Anton Saefkow und Bernhard Bästlein / Franz Jacob her.

Ist die Straßenbezeichnung hier uneindeutig, so ist es die Bezirksgrenze nicht. Die Kleingartenanlage „Am Volkspark e. V.“ gehört zu Prenzlauer Berg. Die ehemalige Vereinskneipe wurde in den 80er-Jahren von jemandem übernommen der, so informierte mich jüngst unser Leser Herr Käding, beste Beziehungen zu allen möglichen Firmen hatte. Nur in der „Laube“ wurde so zum Beispiel außerhalb Thüringens ein spezielles Thüringer Bier gezapft.

Der „Laube“ gegenüber existiert schon so lange ich denken kann der Hingucker dieser Kleingartenanlage, eine Voliere, in der auf der einen Seite Wellensittiche, auf der anderen Seite größere Sittiche, eine Zeit lang auch mal ein Goldfasan, am Boden aber immer auch Zwergkaninchen gehalten werden.

Die Tennisplätze sind schon nicht mehr Prenzlauer Berg, der Volkspark indes schon. Das legendäre Violinenkonzert im Film „Die Legende von Paul und Paula“ wurde auf dessen hinterem Berg gedreht.

Der Prenzlauer Berg reichte, im Gegensatz zum Volkspark, ursprünglich bis auf zwanzig / dreißig Meter nicht an die Hohenschönhauser Straße heran. Das wurde erst vor ca. zehn Jahren geändert.

Mehr zum Volkspark und den ehemaligen Kleingärten dem gegenüber in der nächsten Ausgabe.

Die Hohenschönhauser Straße selbst war ursprünglich eine normale zweispurige Chaussee. Die Gleise der Straßenbahn lagen in einem eigenen Bett, stadteinwärts links davon. Bei Gewitter oder starkem Regen floss das Wasser aus diesem Gleisbett oft nicht ausreichend ab. Teilweise stand es bis zu zwanzig Zentimeter über den eigentlichen Schienen und die Straßenbahnen schoben eine ordentliche Bugwelle vor sich her. Stieg das Wasser weiter, kam es auch regelmäßig zu Kurzschlüssen und die Bahnen blieben einfach liegen. Erst mit dem Bau der Plattensiedlung wurde dies Mitte der 70er-Jahre geändert. Die beiden heute stadteinwärts führenden Fahrbahnen liegen auf der alten Chaussee, die Gleise der Straßenbahn liegen an ihrem alten Fleck, die Fahrbahnen Richtung Alt-Hohenschönhausen sind damals neu angelegt worden. Das sieht man zum Beispiel an der Fahrbahnverschwenkung hinter dem Weißenseer Weg. Nicht weit von dieser Ecke entfernt, in der heutigen Konrad-Wolf-Str. 72, hatte von 1920 bis 1962 meine Urgroßmutter ihren Bonbonladen.

Rolf Gänsrich, Juli 2017