GETHESEMANEKIRCHE

Benefiz für eine große Historische

Die Gethsemanekirche in der Stargarder Straße ist ein architektonisches und historisches Juwel. Der rote Backsteinbau wird seit Monaten restauriert. Für die Sanierung sammelt die Gemeinde nun mit Benefiz-Aktionen Spendengelder. 

 

Am Sonntag, dem 9. Oktober, lädt die evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord um 17 Uhr in die Gethsemanekirche, Stargarder Straße 77, ein. Im Rahmen der Aktion „Gethsemane stützen!“ spielt und singt das Duo Waidenbaum jiddische Lieder. Der Schriftsteller Wilfried Bergholz, seit vielen Jahren Nachbar der Kirche, liest aus seinen Erinnerungen aus dem Herbst 1989. Der Eintritt ist frei, die Gemeinde freut sich aber über Spenden für die weitere Sanierung der 1893 erbauten Gethsemanekirche. 

Zeitung Prenzlauer Berg Kiezblatt
Die Gethsemanekirche als inspirierende Kulisse: Der Schriftsteller Wilfried Bergholz in den 80er Jahren.

Der Stand der Dinge

Denn die Baugerüste prägen mittlerweile das äußere Bild der Gethsemanekirche – die Sanierung ist in vollem Gange. Große Partien der äußeren Gesimse und Pfeiler müssen neu aufgemauert werden. Der Denkmalschutz sieht vor, dass dazu historisch nachempfundene, von einer Spezialfirma gebrannte Ziegel verwendet werden müssen. Die Kostenvoranschläge belaufen sich auf 1,6 Millionen Euro. Neben staatlichen Zuschüssen muss die evangelische Kirchengemeinde Prenzlauer Berg Nord, zu der die Gethsemanekirche gehört, für die nächsten Bauabschnitte mehr als 500.000 Euro selbst aufbringen. Um dies zu bewältigen zu können, braucht die Gemeinde noch zahlreiche Spender und Steinpaten. Diese Paten übernehmen für einen oder mehrere der kostbaren Ziegel die Patenschaft.

 

Jiddische Lieder

Mit dem Konzert am 9. Oktober geht das Spendensammeln ins Konkrete. Für dieses Event hat sich die Gemeinde ein Doppel aus Musik und Literatur eingeladen. Mit dabei: Das Duo Waidenbaum. Seit 2009 schöpft das Duo Waidenbaum aus dem musikalischen Reichtum der jiddischen, hebräischen und sephardischen Lieder. 

In ihrem Zyklus „Zwischen den Tränen ein Lächeln, die jiddischen Lieder“ haben sich die Mezzosopranistin Michaele Schön und der Gitarrist Hagen Damwerth darauf spezialisiert, gerade die leisen und verborgenen Klänge in den oft besonderen Melodien konzertant hörbar zu machen. In vielen der jiddischen Lieder werden Geschichten erzählt, die einen großen Schatz in sich tragen – „er kommt uns zu Ohren, damit unsere Herzen daran reich werden“, sagt das Duo zu seinem Repertoire.

Kiezzeitung Prenzlauer Berg Berlin
Auch heute noch arbeitet Wilfried Bergholz gern mit der Kirche in Sichtweite. Am 9. Oktober gibt er gemeinsam mit dem Duo Waidenbaum eine Benefiz-Veranstaltung. Fotos (2): Dietmar Schenkendorf

Die letzte Fahrt

Der zweite künstlerische Part der Veranstaltung am 9. Oktober gehört der Literatur, genauer: Dem Schriftsteller Wilfried Bergholz. Wilfried Bergholz, 62, ist sowohl Kinderpsychologe als auch  Schriftsteller. Er wohnt seit 1983 in der Schönhauser Allee und fühlt sich eng verbunden mit der Gethsemanekirche. 

In den 80er Jahren hatte er oben auf dem Dach seines Hauses im Sommer seinen Schreibtisch aufgestellt – ein inspirierender Arbeitsplatz mit einem schönen Blick auf den erhabenen Turm der Kirche. Das Geläut der Glocken regelte den Tag. 

Bergholz ist einer der letzten „Ureinwohner“ in Prenzlauer Berg und er freut sich über die neuen Bewohner in seinem Kiez, das neue Leben, die neuen Farben, die vielen Kinder. Er selbst hat vier, wobei der jüngste gerade 12 geworden ist – Matteo. Für ihn hat er jetzt einige Erlebnisse aus seinem bewegten Leben in einem Buch zusammengefasst: „Die letzte Fahrt mit dem Fahrrad“. Untertitel: 19 Gespräche über Mut, Glück und Aufruhr in der DDR. Dabei spielt die Gethesemanekirche eine besondere Rolle an den Tagen um den 7. Oktober 1989.

 

„Gethsemane stützen!“,  Benefizkonzert am 9. Oktober, 17 Uhr, mit Jiddischen Liedern und Lesung, Gethsemanekirche, Stargarder Straße.

Mehr zu Spendenmöglichkeiten und Veranstaltungen auf: www.ekpn.de