DIE BEZIRKSGRENZE (26)

Die Virchowstraße

Liebe Leser in unserer kleinen Serie über die Grenzen des Stadtbezirk Prenzlauer Berg schrammen wir heute noch einmal an der "Werneuchener Wiese" vorbei. Die Begrenzung der "Werneuchener Wiese" sind die Danziger, die Kniprode, die Margarete-Sommer- und die Virchowstraße. Die Virchowstraße hat heute keinerlei postalische Bedeutung für den Prenzlauer Berg.

 

Kauperts schreibt: "Virchow studierte Medizin und promovierte 1843 an der militärmedizinischen Pépinière in Berlin. ... Am 15. Oktober 1891 wurde er der 43. Ehrenbürger von Berlin. Er hatte sich um die Stadt besondere Verdienste als Stadtverordneter erworben, indem er gemeinsam mit Hobrecht und Forckenbeck die Einrichtung der Kanalisation energisch vorantrieb. ... Er übte großen Einfluß auf die Hygienegesetzgebung und auf die soziale Fürsorge aus und führte die allgemeine Fleischbeschau in Preußen ein (1877). Auch bewirkte er die Eröffnung von vier städtischen Krankenhäusern in Berlin." 

Virchowstrasse Berlin Prenzlauer Berg
Die Virchowstrasse von der Margarethe-Sommer-Straße zur Kniprodestraße. Foto: rg

Seinen Namen trägt die Straße seit dem 17.03.1891, davor war es die "Straße Nr. 32, Abt. XIII/2" des Hobrechtschen Bebauungsplanes.

Die Straße beginnt direkt an der Landsberger Allee, fast gegenüber der ehemaligen Schultheißbrauerei, die noch bis 1991 die Braustätte für die hefetrübe Berliner Weiße war. Ausgeliefert wurde diese bis 1991 in 25er-Holzkästen ohne Flaschenzwischenschutz, sodass im Hochsommer, bedingt durch den schlechten Straßenbelag in Ostberlin, die Hitze auf den Lkw und das gestucker auf den Lieferfahrzeugen oft nur noch die Hälfte der Flaschen heil im Einzelhandel ankamen. Der Rest war Glasbruch, und beim meist praktizierten Abladen der Kästen von Hand von den Lkw explodierten weitere Flaschen. Berliner Weiße war damit für die Mitarbeiter im Einzelhandel immer eine recht blutige und nicht ungefährliche Angelegenheit.

Die Virchowstraße ist zum einen die Einfahrt für die um 1980 entstandene Wendeschleife der Straßenbahn an der Langenbeckstraße nach rechts, zum anderen geht es nach links in Richtung Kreißsaal des Krankenhauses Am Friedrichshain.

Der Abschnitt durch den Volkspark ist nur für Fußgänger und Radfahrer passierbar. 

Wenn man am anderen Ende, dort wo die Margarete-Sommer-Straße auf die Virchowstraße trifft, die Virchowstraße quasi kreuzt und in den Volkspark geht, so gelangt man – hinter einer uralten Eiche auf einer Anhöhe gelegen – zum "Denkmal des polnischen Soldaten und deutschen Antifaschisten". Im Jahr 1965 schlug der Verband der Kämpfer für Freiheit und Demokratie für die DDR in Berlin vor, ein Denkmal für die im Zweiten Weltkrieg kämpfenden polnischen Soldaten zu errichten. Zwei Jahre später einigten sich die Regierungen der DDR und Polens, das Denkmal nicht nur den polnischen Soldaten, sondern auch den deutschen Antifaschisten zu widmen. Der Entwurf kam von Arnd Wittig und Günther Mertel aus der DDR sowie von Zofia Wołska und Tadeusz Łodziana aus Polen. Am 15. Mai 1972 weihte Erich Honecker das Denkmal ein. Die Anlage besteht aus einer hohen Betonsäule, die durch eine wehende Bronzefahne umschlungen wird, einem Relief mit deutsch-polnischer Inschrift und den Staatswappen der ehemaligen Volksrepublik Polen und der DDR. Beide Wappen sind historisch und heute nicht mehr in Gebrauch. Für uns als Berufsschüler in der Greifswalder Straße 24 war dieses Denkmal immer der Endpunkt des Dauerlaufs im Sportunterricht.  

Rolf Gänsrich, Nov. 2018

www.rolfgänsrich.wordpress.com