MAUERPARK

Es wird gebaut

Im nördlichen Mauerpark wird nun doch gebaut. Das Berliner Abgeordnetenhaus stimmte im Oktober den Plänen für ein Quartier mit 700 neuen Wohnungen zu. Noch in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten nördlich des Gleimtunnels am Mauerpark beginnen. Die Gegner, die ein Bürgerbegehren starten wollten, sehen die Demokratie ad absurdum geführt.

Grün statt Groth – das wird nun Geschichte. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat der Bebauung des nördlichen Mauerparks zugestimmt. Foto: al
Grün statt Groth – das wird nun Geschichte. Das Berliner Abgeordnetenhaus hat der Bebauung des nördlichen Mauerparks zugestimmt. Foto: al

Ein jahrelanges Ringen wurde entschieden: „Groth gewinnt, Berlin verliert“, kommentierte die Allianz der Bebauungsgegner nach dem Beschluss des Berliner Parlaments zum Bebauungsplan, der ein  neues Quartier mit 700 Wohnungen und sozialer Infrastruktur nördlich der Gleimstraße vorsieht.
Die Wohnungen verteilen sich in fünf Blöcke, angeordnet in Form eines auf dem Kopf stehenden „L“. 190 Eigentumswohnungen und 120 frei finanzierte Mietwohnungen unmittelbar an der Schwedter Straße sind darunter. Die landeseigene Gewobag will weitere 120 Wohnungen übernehmen, in denen dann geförderte Mieten ab 6,50 Euro pro Quadratmeter bezahlt werden. Hinzu kommen 220 speziell für Studenten geplante Wohnungen und 40 seniorengerechte nahe der Bahngleise im Norden des 3,5 Hektar großen Gebietes. Eine Kita ist mit 80 Plätzen vorgesehen.
Sobald die Baugenehmigung vorliegt, will die Groth-Gruppe als Investor mit den Bauarbeiten beginnen, die Wohnungen werden bereits öffentlich angeboten. Baubeginn kann demnach noch in diesem Jahr sein. Bis 2019 ist die Fertigstellung des Quartiers geplant, 185 Millionen Euro wird es kosten. Alle Einwände, die nicht nur Bürgerinitiativen, auch Politiker aus dem Pankower Bezirksamt und der Opposition gegen das als überdimensioniert angesehene Vorhaben eingebracht hatten, wurden damit vom Tisch gewischt. Zuletzt hatte der Berliner Senat auch ein Bürgerbegehren zunichte gemacht, indem er das Verfahren zur Chefsache erklärte.
Einerseits ist der Wohnungsmangel in Berlin das Hauptargument der Politik für eine Bebauung, zum anderen wird das Erholungsgebiet Mauerpark nun wachsen können. Im kommenden Jahr beginnt der Senat mit der Erweiterung des Geländes. Die Gewerbegebiete westlich des einstigen Todesstreifens würden nach der Winterpause „renaturiert“, sagte Martin Pallgen, Sprecher von Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel. Der Mauerpark, derzeit neun Hektar groß, wächst dann bis 2018 um weitere fünf Hektar. An der Bernauer Straße kommen noch einmal zwei Hektar für den regelmäßigen Flohmarkt und Lokale wie den „Mauersegler“ hinzu. Um diese grüne Erweiterung im Süden vornehmen zu können, hatte der Senat von Berlin einst den Norden zur Bebauung freigegeben.
„Groth gewinnt, Berlin verliert“, kommentierte die Allianz der Mauerpark-Gegner die Entscheidung des Abgeordnetenhauses. „Das Durchpeitschen des Bebauungsplans für das Bauvorhaben war eine dem Parlamentarismus unwürdige und der Demokratie abträgliche Posse. Es ist der Schlusspunkt unter ein Verfahren, in dem das Ergebnis von vornherein feststand und die Beteiligung der Öffentlichkeit und der Träger öffentlicher Belange eine hohle Alibiveranstaltung war.“
Das bittere Fazit der Mauerpark-Allianz: „In den letzten Jahren hat sich wenig geändert: Die Profitinteressen von Groth und Co sind dem Berliner Senat wichtiger als die Gemeininteressen und die Meinung der für den Mauerpark engagierten Bürger.“
-al- (November 2015)