BEVÖLKERUNG IN PRENZLAUER BERG

Soziale Ungleichheit wird größer

Auch im gut situierten Prenzlauer Berg leben Menschen in Armut, gibt es große soziale Unterschiede. In ganz Berlin hat sich die soziale Ungleichheit aufgrund der Corona-Pandemie verstärkt, wie das aktuelle Monitoring soziale Stadtentwicklung zeigt. 

Alle zwei Jahre erfassen Sozialforschende im Auftrag des Berliner Senats den sozialen Status der Bevölkerung. Sie messen Arbeitslosigkeit, die Anzahl der Menschen, die sogenannte Sozialleistungen wie Hartz IV empfangen, und Kinderarmut. Vor kurzem erschien nun das aktuelle Monitoring Stadtentwicklung, das die sozialen Verhältnisse der Jahre 2019 und 2020 darstellt. Darin zeigt sich für Berlin ein trauriger Trend: Armut und soziale Ungleichheit haben zugenommen, verstärkt vor allem durch die Pandemie, durch die Lockdowns und die Kontaktbeschränkungen. Rund 738.000 Berlinerinnen und Berliner wohnen in Gebieten mit Kinderarmut, geringem Einkommen, hoher Arbeitslosigkeit. Besonders prekär: Jedes vierte Kind der Hauptstadt lebt in armen Verhältnissen. Zwar ist dieser Trend leicht rückläufig, deutschlandweit jedoch an der Spitze.

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Kunst, die auf prekäre Lebensverhältnisse hindeutet. Auch in Prenzlauer Berg, wie die neue Berliner Sozialstudie zeigt. Foto: al

In Prenzlauer Berg leben etwa 7.200 Menschen in solch prekären Lebensverhältnissen. Betroffen sind die Kieze am  Volkspark Prenzlauer Berg und der Thälmannpark. Das Quartier zwischen Kniprodestraße, Storkower Straße und Landsberger Allee weist dabei den niedrigsten Sozialstatus aus. Tendenz: weiter sinkend. Rund 4.000 Menschen leben in diesem Kiez im östlichsten Zipfel des Prenzlauer Berg. Für die Sozialforschenden gilt dieser Kiez damit als ein Quartier mit „erhöhtem Aufmerksamkeitsbedarf“, bereits das zweite Mal nach der Vorgängerstudie 2019. Staatliche Förderprogramme, etwa für Nachbarschaftszentren und Kitas, und eine spezielle Wohnungspolitik sollen diesem Trend in den kommenden Jahren entgegen steuern. Die etwa 3.200 Menschen im Thälmannpark gelten zwar als weniger von Armut betroffen als die Bevölkerung rund um den Volkspark Prenzlauer Berg, doch sinkt auch deren Einkommen und damit sozialer Status.

In insgesamt 20 Planungsräume teilt der Sozialstrukturatlas den Prenzlauer Berg, in 536 das gesamte Land Berlin. 17 der Planungsräume Prenzlauer Bergs haben einen unverändert guten sozialen Status – mittleres bis gutes Einkommen, wenig Arbeitslosigkeit und Kinderarmut. Einzig der Kollwitz-Kiez sticht heraus: Er ist und bleibt der Kiez mit dem höchsten sozialen Status, vergleichbar etwa Quartieren in Wannsee oder Frohnau. Berlinweit haben auch östliche Randbezirke sozial zugelegt, etwa Mahrzahn-Hellersdorf. Ein Grund: Wegen steigender Mieten bzw. fehlenden Wohnraums ziehen Menschen mit mittlerem Einkommen verstärkt in solche Bezirke.

Die größte soziale Benachteiligung in Berlin gab es auch 2019/20 in in den Ortsteilen Wedding, Moabit, Gesundbrunnen, Kreuzberg, Charlottenburg-Nord, Falkenhagener Feld, Neukölln, Hellersdorf, Reinickendorf und dem Märkischen Viertel. Vor allem in Altglienicke, Britz und Kreuzberg hat diese noch zugenommen.

red, Mai 2022

Mehr Ergebnisse des sozialen Monitorings: www.stadtentwicklung.berlin.de