FIRMENGESCHICHTE PRENZLAUER BERG (7)

Die Post – N 37, NO 55, NW 67

Über die Postgeschichte sind vermutlich schon ganze Hallen mit Bänden geschrieben worden.

Primäres Geschäftsgebiet war die Übermittlung von Nachrichten, erst später auch die Überbringung persönlicher Gegenstände (Pakete oder Geld).

 

Kaum ein Jüngerer weiß heute noch, was ein Telegramm war. Ich hab das Arbeiten am Fernschreiber noch gelernt.

Bereits in der Steinzeit wurden wichtige Nachrichten per Bote überbracht. Legendär aus der Antike ist sicher der Lauf des Pheidippides der die Kunde des Sieges vom Schlachtfeld bei Marathon über die Perser in das ungefähr 40 Kilometer entfernte Athen brachte. Reiterstaffeln gab es bereits ca. 500 vor Chr. in Persien.

Mit dem Begriff Cursus publicus („staatliche Beförderung“) wird ein System zur Beförderung von Nachrichten, Gütern und Personen während der Römischen Kaiserzeit bezeichnet, das unter Augustus etwa zur Zeit der Geburt Christi eingeführt wurde. Ähnliche Reiterstaffeln gab es ab ca. 1267 vom Deutschen Orden im Gebiet des späteren Preußen. Legendär, aber nur ein Jahr wirklich in Betrieb, war der amerikanische Pony-Express, der vom Missouri Post per Reiterstaffel ab 3. April 1860 ca. 3100 km durch die Prärien und Rocky Mountains bis nach San Francisco beförderte. Das Wort „Post“ ist abgeleitet vom Wort „Posten“. Das assoziiert ja schon eine Staffel in irgendeiner Form. Es stammt aus dem lateinischen und bedeutet so viel wie „feststehender Punkt“. Der Deutsche Kaiser Rudolf II. erklärte das Postwesen 1597 zum kaiserlichen Hoheitsrecht. Das sogenannte Postregal („Regal“: wirtschaftlich nutzbares Hoheitsrecht, aus dem lat. regalia „das dem König Zustehende, bes. die ihm zustehenden Einkünfte“, aus lat. regalis „dem König zukommend, königlich“, zu lat. rex, Gen. regis, „König“) beinhaltete das Alleinrecht des Staates, Posteinrichtungen zu gründen und zu betreiben. Dieses Monopol erhielt im „Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation“ das Haus Taxis als kaiserliches Lehen. 

Geschichte der Post in Berlin Prenzlauer Berg
Ehemaliges Postamt in der Wörtherstr. 36 um 1990. Foto: Paul Nickel, Museumsverbund Pankow

Preussische Postordnung

Unter Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg (1657–1713, ab 1701 als Friedrich I. König in Preußen) wurde am 10. August 1712 eine preußische Postordnung erlassen, in der Thurn & Taxis keinen Beförderungsauftrag mehr hatten, sondern dieser nun direkt von Preußen übernommen wurde. Das lag sicher mit daran, dass Preußen nur zu einem Teil im Deutschen Kaiserreich lag. Am 26. November 1782 wurde eine neue Postordnung erlassen, und infolge eines Edikts König Friedrich Wilhelms II. entstand die erste Chaussee in Preußen zwischen Berlin und Potsdam.

Nach dem Sieg im preußisch-österreichischen Krieg erzwang Preußen 1867 die Abtretung der Thurn- und Taxischen Post an den preußischen Staat gegen eine Abfindung.

Auch die ab 1847 beginnende Telegraphie und das Berliner Rohrpostnetz, das ab 1864 entstand, waren Teil der Post. Am 1. Januar 1872 wurde die Deutsche Reichspost gegründet.

Post macht Rundfunk

Als Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland gilt der 29. Oktober 1923. An diesem Tag wurde die erste Unterhaltungssendung aus dem Vox-Haus ausgestrahlt. Interessanterweise gehörten die technischen Anlagen des Rundfunks, auch die des ab dem 22. März 1935 auf Sendung gehenden Fernsehens, zur Post. Das hatte die kuriose Folge, dass alle Mitarbeiter des Rundfunks Postangestellte oder gar Beamte waren. Ab dem 28. Februar 1933 wurde das Post-, Telegraphen- und Fernsprechgeheimnis in Deutschland aufgehoben.

Der Vorläufer der Deutschen Bundespost wurde 1947 als Nachfolger der Reichspost unter der Bezeichnung Deutsche Post gegründet.

In der sowjetischen Besatzungszone wurde die Deutsche Post (DP) aufgrund eines Gesetzes vom 3. April 1959 eine staatliche Einrichtung der Träger des Post- und Fernmeldewesens in der DDR. Ihr wurde das alleinige Recht zur Nachrichtenbeförderung, Nachrichtenübermittlung sowie zum Vertrieb von Presseerzeugnissen (PZV) auf dem Gebiet der DDR übertragen. 

Aufgrund des Artikels 27 des Einigungsvertrages wurde die DDR-Post am 3. Oktober 1990 mit der  Deutschen Bundespost verschmolzen.

Die Deutsche Post AG entstand am 1. Januar 1995 durch Privatisierung der Behörde Deutsche Bundespost – Postdienst („gelbe Post“). Gleichzeitig entstand aus dem Bereich namens „Fernmeldedienst“ („graue Post“) die Deutsche Telekom sowie aus dem Bereich Postbank („blaue Post“) die Postbank.

Weil der Bereich Postbank bis Ende 1994 noch staatlich war, bekamen Rentner ihr Geld vom Rentenversicherer auf diesem Weg.

Post im Mauerpark

Der Güterbahnhof Eberswalder Straße (bis 1950 Nordbahnhof) durfte mit Beginn der Berlin-Blockade am 24. Juni 1948 (infolge der Währungsreform in den drei westlichen Besatzungszonen vom 21. Juni 1948) keine Güter mehr aus dem Berliner Umland umsetzen. Lediglich der Postumschlag blieb. Nach dem Mauerbau am 13. August 1961 wurden Pakete und Päckchen von Ost- nach Westberlin und in umgekehrter Richtung in Ostberlin über den Postbahnhof zwischen Wriezener Bahnhof und Ostbahnhof abgewickelt. Gerade zu Feiertagen sah man aus der S-Bahn, die über die Stadtbahn fuhr, dort immer wieder Gitterbehälter voller Päckchen. 

Das Filialnetz der Deutschen Post war bis weit nach deren Privatisierung wesentlich dichter. Die einzigen mir noch bekannten und heute noch existierenden „rund-um-Postfilialen“ sind im Mühlenbergcenter, Marienburger Straße / Prenzlauer Allee und in den Schönhauser Allee Arcaden.

Ab wann sich die erste Postfiliale auf dem Gebiet des heutigen Prenzlauer Berg befand, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.

Die Postleitzahl gibt es im gesamten Deutschland seit 1941, als im Deutschen Reich zweistellige Postleitgebietszahlen eingeführt wurden, zunächst für den Paket- und Päckchendienst. Ab 1944 galten diese Postleitgebiete auch für den Briefverkehr. Die Zahlenkombinationen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg weiterverwendet. 1962 fand in der Bundesrepublik und 1965 in der DDR ein Wechsel zu jeweils eigenständigen Postleitzahlsystemen statt. Beide Leitsysteme wurden 1993 von einem von der Deutschen Bundespost entwickelten fünfstelligen System für das wiedervereinigte Deutschland abgelöst.

Bereits ab 1862 gab es im kaiserlichen Berlin einen Vorgänger der Postleitzahlen, die für einzelne Postämter und deren Zustellgebiet ausgegeben wurden.

So gab es auf dem Gebiet des heutigen Prenzlauer Berg im Jahr 1920 folgende Zustellbezirke, die dann auch bei Postsendungen innerhalb der Stadt in der Adresse vermerkt werden mussten:

N 37 = Nord 37 – mit dem Postamt Schwedter Straße

N 58 = Nord 58 – mit den Postämtern Eberswalder Str. 8/9 (heute ist darin eine Polizeiwache) und Danziger Straße 3 (nach der alten Nummerierung)

N 103 – Senefelder Straße (später Umzug in die Putbusser Straße)

N 106 – in der Schönhauser Allee

N 113 – Bornholmer Straße 13

NO 55 = Nordost 55 – Marienburger Straße 18/19

NO 74 – Woldenberger Str. (später Dietrich-Bonhoeffer-Str) – Später Umzug in die Fürstenwalder Str. 2 mit dem Zusatz „Gehört zum Postamt 18“

NO 92 – Danziger Straße mit dem selben Zusatz

NO 96 – Greifswalder Str. 8 – später NO 55 zugeschlagen

NW 67 = Nordwest 67 – Eldenaer Straße – zuständig für den Zentralviehhof

Mit der Einführung neuer Postleitzahlen in der gesamten DDR zum 1. Oktober 1964 fielen in Berlin die Buchstaben weg und sie wurden durch eine „1“ ersetzt. Reichte diese „1“ nicht für eine vierstellige Nummer aus, so wurde diese „1“ um eine „0“ ergänzt. 

Beispiele:  

N 37 = 1037

NO 55 = 1055

N 113 = 1113

Übrigens gab es in der DDR bis in die 60er-Jahre hinein im ländlichen Raum, so wie es sie noch heute in der Schweiz gibt, zusätzlich zur Deutschen Reichsbahn und lokalen Unternehmen in Ballungsräumen wie der BVG, auch noch Postbusse für die Beförderung von Personen.

Das Postaufkommen war von der Menge her schon in den 80er-Jahren riesig. Morgens um 5.30 Uhr war die abonnierte Tageszeitung bereits im Briefkasten, Briefpost kam am Vormittag, Päckchen wurden nur in seltenen Fällen direkt zugestellt, dafür gab es um so größere Pakete, die man selber von der nächsten Postfiliale abholen musste.

26 Postfilialen und / oder Postausgabestellen gab es vor der Wiedervereinigung in Prenzlauer Berg.

Rolf Gänsrich, Nov. 2018

www.rolfgaensrich.wordpress.com