Unbekannte Ecken (21)

Die Straßenbrücke am S-Bahnhof Greifswalder Straße

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Der historische Güterbahnhof auf dem einstigen Gaswerksgelände

In unserer heutigen Folge geht es um eine gänzlich unbenannte Brücke, um die Straßenbrücke ohne Namen am S-Bahnhof Greifswalder Straße.
Die Bahnbrücke wurde mit der Ringbahn nach dem Krieg gegen Österreich 1867 begonnen und spätestens mit dem Bau des Personenbahnhofs 1875 in Betrieb genommen. Dieser Personenbahnhof befand sich auf der anderen Seite der Greifswalder Straße, etwa dort, wo heute der Parkplatz des angrenzenden Supermarkts ist. Erst vierzehn Jahre später, 1889, wurde er an den heutigen Ort verlegt. Der Bahnhof hieß von seiner Gründung bis 1946 „Weißensee“, danach „Greifswalder Straße“.
Im Zuge der Schließung des Gaswerks 1982 und dem Bau des Wohnviertels am Thälmannpark bekam der Bahnhof endlich ein Empfangsgebäude, alle Bahnbrückenteile wurden zwischen 1983 und 1985 sukzessive erneuert und der Bahnhof selbst ein Stück auf die Greifswalder hinauf geschoben. Das Verschieben des Bahnhofs um ca. 5 Meter hatte zum einen den Grund, dass man an dieser Stelle eine Gleisverbindung von der S-Bahn zur Fernbahn als Weiche mit einbaute und weil dadurch die kleine Betriebskantine, die sich am Ende des Bahnhofs befand, für die Zugführer näher heranrückte.

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Der historische Güterbahnhof auf dem einstigen Gaswerksgelände

Gleichzeitig wurde diese Straßenbrücke neben dem S-Bahnhof, die es damals noch nicht gab, neu gebaut. Bei all diesen baulichen Veränderungen wurde die Brücke von einst 23 auf nun 49 Meter verbreitert.
Der Neubau dieser Straßenbrücke geschah aus mehrerlei Aspekten. Die Greifswalder Straße war damals die „Protokollstrecke“ auf der Erich Honecker und Konsorten von Wandlitz kommend morgens in die Stadt ein und abends wieder hinaus „schwebten“. Alle Ampeln waren in dieser Zeit von Hand geregelt, der kreuzende Verkehr für diese Zeit, etwa für 'ne Dreiviertelstunde, gesperrt und ein links Abbiegen von der Greifswalder war nirgends möglich.
Diese neue Straßenbrücke ermöglichte es nun wenigstens, mit Umweg von der Grellstraße zur Storkower Straße zu kommen. Andererseits kam man über sie, aus der Innenstadt kommend, auch nach links ins Wohngebiet am Thälmannpark. Nicht zu vergessen ist der große Güterumladebahnhof, der ja noch heute von Baufirmen genutzt wird und auf dem damals zusätzlich noch unter anderem Briketts, aber auch Leitungsmasten für die Oberleitungselektrifizierung ab 1984 gelagert wurden und der ja noch heute von Baufahrzeugen rege genutzt wird.
Rolf Gänsrich, September 2015