Hagenauer Strasse

Die Klimastraße

Jetzt, mit dem beginnenden Frühling, wächst auch das Klimastraßen-Projekt in der Hagenauer Straße ins zweite Jahr. Von der Bezirkspolitik gabs Grünes Licht für das Grüne Vorhaben. Vier Bäume will die Initiative rund im Julia Gerometta nun als Erstes neu setzen. Schritt für Schritt zum besseren Klima.

Direkt an der Kreuzung zur Sredzki-Straße steht es. Verwurzelt in einer hölzernen Kiste, geschmückt mit bunten Wimpeln. Geschützt durch einen Pflanzstock und Absperr-Band. Das erste Bäumchen am Eingang des kurzen Zipfels der Hagenauer hat jetzt, im beginnenden März, noch keine Knospen, keine Blätter. Und steht dort doch seit vergangenem Jahr wie ein lebendiges, frisches Denkmal, das von Künftigem kündet. Von der Klimastraße Hagenauer im Kollwitz-Kiez. Einem Pilotprojekt für Pankow.

RÜCKENWIND VOM BEZIRK

„Das Bezirksamt wird ersucht, zeitnah eine Machbarkeitsstudie für ein Pilotprojekt einer Klimastraße zu vergeben, um die schrittweise Umwandlung der baumlosen Hagenauer Straße in eine kühlende und Wasser speichernde Klimastraße zu prüfen,“ beschloss die Bezirksverordnetenversammlung in ihrer jüngsten Sitzung Ende Februar. Einen Tag nach dem Beschluss freut sich Julia Gerometta im Gespräch mit den „Prenzlberger Ansichten“, dass ihre Idee nun politische Unterstützung bekommt und damit Realität werden kann. Die Klimastraße als Ort mit grüner Lebensqualität mitten im urbanen Raum. Mit Bäumen, freien Flächen zum Sitzen, Spielen, Plaudern. Mit kleinen Gärten im Straßenland. Mit weniger Auto-, mehr Fuß- und Fahrradverkehr. Mit Grün, das erfrischt und kühlt und Treibhausgase mindert. Eine Straße also mit „multifunktionaler Nutzung, Aufenthaltsqualität und Flächen für die Nachbarschaft, die den Fußverkehr, die Verkehrssicherheit und die Barrierefreiheit stärkt,“ so heißt das Amtssprech der Bezirks-Beschlusses dazu. Und weiter „die durch Änderung der Flächennutzung CO2 einspart sowie Artenvielfalt stärkt und Lebensräume für geschützte Wildtierarten schafft.“. Geprüft werden solle dies nun „auf Machbarkeit und mögliche Gestaltungsvarianten.“ 

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Klimastraße Hagenauer. Mehr Grün, mehr Lebensqualität. Für das Konzept der AnwohnerInnen-Initiative gab es jetzt Unterstützung von der Bezirkspolitik. Foto: al

GRÜN, KÜHL, LEBENDIG

Seit über 20 Jahren wohnt Julia Gerometta in der Hagenauer Straße. Im vergangenen Jahr machten sie und ihrer MitstreiterInnen die Idee der Klimastraße erstmals öffentlich. Einige Hitzesommer lagen da bereits hinter ihnen. Zwischen den Gemäuern hatte sich Wärme und schlechte Luft aufgestaut. Keine Bäume, kein Schatten. Kein Grün, keine frische Luft. Auf einer fröhlichen Demonstration Ende August 2020 befragten die Klima-Engagierten auch die Anwohnenden. Was wünschen sie sich für die Hagenauer Straße? Diese Straße mit schönen Gründerzeit-Häusern, doch schmalen Fußwegen. Mit einer Fahrbahn aus Kopfsteinpflaster, über die der Durchgangsverkehr zur Danziger und zurück rollt. Die einzige Straße im Kollwitz-Kiez ohne Baumbestand, mit ein wenig Grün an Fassaden und auf den Balkonen. 

Viele Bäume, weniger Verkehr wünschen sie sich – so sagten viele der Menschen, und wurden bei den Bäumen konkret: Sie wünschen sich Rotdorn. Spielmöglichkeiten, Begegnungsmöglichkeiten, Nachbarschaft draußen, waren weitere Wünsche. „Unsere Straße soll Charme bekommen“, fasst Julia Gerometta die Umfrage-Ergebnisse zusammen. Als Klimastraße bekommt sie doppelten Charme: Für die Lebensqualität der Menschen und fürs Stadtklima. Es ist ein Vorhaben, das nicht kurzfristig umzusetzen ist. Gerometta: „Es ist ein Prozess, den wir Schritt für Schritt gehen“. 

Die nächsten Schritte sind nun vier Bäume, die in „Bloomlets“ genannten, wasserspeichernden Pflanzgefäßen aufgestellt werden können. Als Ruhe-Inseln, worum man sitzen kann. Mit dem Grünflächenamt sollen das weitere Vorgehen und die genauen Standorte abgesprochen werden. Ein Vereinsbeitritt für die Initiative ist notwendig, mit „Changing Cities“ hat die Klimastraße einen guten Partner. Spenden für die Bäume müssen gesammelt, dann auch die Baumpflege verabredet werden. Julia Gerometta ist zuversichtlich, dass schon in diesem Frühjahr der erste der vier Bäume gepflanzt werden kann. Es ist dann der zweite in der Hagenauer, nach dem wimpelgeschmückten Piloten im vergangenen Jahr. 

TEIL EINES GRÜNEN NETZES

Und dann ist da noch die Machbarkeitsstudie, die die Bezirksverordnetenversammlung beschlossen hat. Mit der untersucht werden soll, wie die Hagenauer Straße komplett zur Klimastraße umgestaltet werden kann. Beschluss-Text: „Damit soll der Anpassung an die Klimaerwärmung, sommerlichen Hitzewellen und Starkregen Rechnung getragen werden.“ 

Drei Ideen dafür gibt es bereits. Sie reichen von einer einseitigen Straßenbegrünung und -beruhigung bis hin zu grünenden Inseln bzw. einer kompletten Umwidmung des Straßenraums. Die Machbarkeitsstudie soll die beste Lösung aufzeigen. Dann kann der Prozess Klimastraße weitergehen. Der könnte sogar über die Hagenauer Straße hinausgehen. Das Pilotvorhaben könnte Teil eines grünen Netzes in Prenzlauer Berg werden – einer Flanier-Matrix zwischen den Grünflächen am Helmholtzplatz und Kollwitzplatz zum Park am Wasserturm und dem Platz an der Marie, weiter zum Leisepark und zum Volkspark Friedrichshain.

-red-

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