HAUS DER DEMOKRATIE

Die Denkwerkstatt

Ein Ort für Bürgerbewegung und Menschenrechtsorganisationen – seit nahezu 20 Jahren residieren im Haus der Demokratie in der Greifswalder Straße 4 Initiativen, die sich dem Engagement, dem Einmischen und Vordenken verschrieben haben. Es ist ein offenes Haus.

 

Das Haus der Demokratie ist eine eigenwillige Einrichtung, irgendwas zwischen Trutzburg und Akademie. „Das Haus der Demokratie und Menschenrechte ist eine Denkwerkstatt, ein Ort des Dialogs und der Arbeit für mehr Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an den Entscheidungen der modernen Gesellschaft.“, sagen die Insassen selbst über ihre Institution. 

Über fünfzig Vereine, Initiativen und Nichtregierungsorganisationen haben in dem Gebäudekomplex in der Greifswalder Straße 4 ihren Arbeitsort. Sie alle eint ihr Engagement für Menschenrechte – ob lokal oder global - und ihre Unparteilichkeit im Sinne einer etablierten politischen Parteilichkeit. Von Amnesty International bis zum Whistleblower-Netzwerk, vom Eine-Welt-Baobab-Infoladen bis zum journalistischen „netzwerk recherche“ reicht das Spektrum der Mieterinnen und Mieter dieses deutschlandweit einzigartigen Zentrums für Nichtregierungsorganisationen aus Gesellschaft, Kultur, Umwelt.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Über 50 Vereine und Menschenrechtsorganisationen haben ihren Sitz im Haus der Demokratie in der Greifswalder Straße 4.

Projekte, Seminare, Ausstellungen: Das offene Haus

Das Haus der Geschichte ist ein offenes Haus – mit Ausstellungsräumen und Veranstaltungen, mit zahlreichen Bildungsangeboten und Tagungsräumen. Von Projekttagen zum Klimawandel und Workshops zum Thema Landminen über Schüler-Podiumsdiskussionen mit Politikern und Bildungsbausteinen zu aktuellen internationalen Konflikten bis hin zu Bildungsreisen nach Kamerun oder London und Seminaren zur Raucherentwöhnung – Die Stiftung Haus der Demokratie und die einzelnen Organisationen im Haus haben im Zuge ihrer politischen Arbeit umfangreiche Bildungsangebote entwickelt, die sich nicht nur an Grundschüler und Jugendliche, sondern auch an Studenten, Lehrer und alle anderen interessierten Erwachsenen richten. 

So bietet etwa die das Haus führende Stiftung Projekttage und Zeitzeugengespräche zur DDR-Opposition in der Wendezeit.  Der Verein Berlin 21 organisiert Veranstaltungen in Schulen zum Thema Nachhaltige Entwicklung, ebenso wie Mobilitätskurse an Schulen in Kooperation mit Fahrschulen. KATE e.V. bietet für Kinder und Jugendliche Seminare und Workshops zum Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Mit dem Projekt „Klima (ver)frühstücken - wie das Essen unser Klima beeinflusst“ zeigt der Verein Kindern und Jugendlichen am Beispiel des alltäglichen Frühstücks, warum und wie das Essen mit dem Klimaschutz zusammenhängt. Das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) richtet sich mit seinen ökologischen Fortbildungen an Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher. 

Der Berliner Entwicklungspolitische Ratschlag BER e. V. vermittelt Experten von Nichtregierungsorganisationen an LehrerInnen, die in ihrem Unterricht das „globale Lernen“ („Ökologisch und sozial handeln – die Welt als Ganzes begreifen“) ausprobieren möchten. In die Berliner Historie taucht der Verein Berlin Postkolonial. Er führt Gruppen von Erwachsenen und Schulklassen in zwei- bis dreistündigen Stadtrundgängen durch die Berliner Kolonialgeschichte. Das Anti-Diskriminierungsbüro Berlin wiederum führt Workshops für Schulen zu Rassismus und rechten Ideologien durch und unterstützt den Aufbau von antirassistischen Jugendgruppen.

 

Vom Runden Tisch zum eigenen Haus – Die Geschichte

Seit 1999 existiert das Haus der Demokratie und Menschenrechte an seinem Standort in der Greifswalder Straße 4. Seine eigentliche Geschichte reicht indes bis ins Jahr 1990 zurück. Im Januar diesen Jahres nehmen DDR-Oppositionsgruppen den Verläufer der heutigen Institution in der Friedrichstraße 165 in Besitz. Sie alle saßen am Runden Tisch und bestimmten die Geschicke der Revolution in der DDR und der Folgejahre nach dem Mauerfall mit. Fast zehn Jahre später – nach einem langen Streit um die Klärung der Eigentumsverhältnisse – erfolgte im Herbst 1999 der Umzug in die Greifswalder Straße und der Neubeginn im doppelt so großen Haus der Demokratie und Menschenrechte. Seitdem ist die Zahl der Mieter ständig gewachsen. Die Gründungsorganisationen von 1989 und die nachfolgenden Gruppen im Haus eint die Überzeugung, dass politische Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger auch außerhalb der Parteien und Parteistrukturen ausgeübt und gefördert werden muss.

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Die Friedensbibliothek, hervorgegangen aus der Friedens- und Bürgerbewegung der DDR, hat rund 11.000 Bücher in ihrem Bestand. Fotos (2): al

Eine der Wurzeln: Die Friedensbibliothek

Eine Institution, die weitreichenden Einblick in die Vorgeschichte und die Wurzeln des Hauses gibt, ist die Friedensbibliothek. Begonnen hat ihre Arbeit auf der 1. Friedenswerkstatt in Ostberlin am 27. Juni 1982. Zwei Jahre später eröffnete sie einen ständigen Ausstellungsraum, ein Jahr später die  Bibliothek. Bis Ende 1989, dem Zeitpunkt der friedlichen Revolution in der DDR, veranstalteten die Engagierten 310 Ausstellungen und noch mehr Veranstaltungen mit insgesamt über 1,2 Millionen Besuchern. Etwa eine Ausstellung jährlich gibt es derzeit. Der Bibliotheksbestand umfasst rund  11.000 Bücher zu Themen wie Frieden, Freiheitskämpfern, Solidarität.

 

Aktuelle Ausstellung: Flucht damals und heute

Im Robert-Havemann-Saal, dem großen Veranstaltungs- und Ausstellungsraum im Haus der Demokratie und Menschenrechte, lädt die aktuelle Ausstellung zum Thema „Flucht damals und heute“.  Dieses europäische Ausstellungsprojekt lenkt den Blick auf Schicksale und Lebenswege von Geflüchteten aus dem ehemaligen Jugoslawien. Die Jugoslawienkriege in den 1990er Jahren führten zur bis dahin größten Flüchtlingskrise nach dem Zweiten Weltkrieg – über eine Million Menschen wurden vertrieben. Die Ausstellung kombiniert Porträts und Geschichten von Geflüchteten während der Jugoslawienkriege und heutiger Migrationsbewegungen. Zu sehen ist sie noch bis zum 9. Juni.

Mehr Informationen:

www.hausderdemokratie.de