THÄLMANN-PARK

Zwei Hälften, weniger Grün

Der Aufschrei kam per Newsletter: Mitte Januar schlug die Anwohner-Initiative Thälmann-Park Alarm. Für einen Schul-Neubau solle das grüne Band des Parks unterbrochen werden, Freiflächen verschwinden. Die Initiative schlägt als Alternativ-Standort die ehemalige Vivantis-Klinik vor. 

 

Diese Klarstellung ist der Anwohner-Initiative wichtig: „Nix gegen Schulneubau, aber das geht intelligenter.“ Mit „das“ meint sie die Pläne des Bezirksamtes, den Grünzug des Thälmann-Parks für einen Schul-Campus zu zerschneiden. Die dreizügige Grundschule am Planetarium soll um zwei Züge erweitert, damit dem gestiegenen Schul-Bedarf Rechnung getragen werden. So weit, so wichtig. 

Das Vorhaben, für das derzeit bereits der Bebauungsplan erstellt wird, stößt indes wegen der Flächen-Wahl auf den Widerstand der AnwohnerInnen und vieler Menschen, die den Park in ihrer Freizeit nutzen. Es teilt den Grünzug zwischen Planetarium an der Prenzlauer Allee und Plattenbau-Siedlung an der Greifswalder Straße in zwei Hälften – nahezu unüberbrückbar für alle Menschen, die diese Verbindung bisher nutzen, zum Beispiel, um zur Schwimmhalle nahe des Plattenbau-Ensembles zu kommen. 

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Der Schlangen-Spielplatz am Planetarium, hier eine Aufnahme vom Oktober 2020: Geht es nach den Plänen des Bezirksamtes, ist künftig von dort aus kein Durchqueren des Parks Richtung Greifswalder Straße mehr möglich. Foto: al

Der Campus, der sich dann zwischen Ella-Kay-Straße und Diesterweg-Straße erstrecken soll, ist nicht durchquerbar. Und er reduziert die Freifläche des Parks um 6.000 Quadratmeter, Baumfällungen inklusive. Als „prioritär“ stuft der zuständige Baustadtrat Vollrad Kuhn den Neubau gegenüber dem „Tagesspiegel“ ein. 

Ein abgeschotteter Campus mitten im Park, nur noch an den Rändern per Fahrrad oder zu Fuß umfahr- bzw. gehbar. Die Anwohner-Initiative kritisiert vor allem „den denkmalgeschützten Ernst-Thälmann-Park zukünftig vom Gelände des Planetariums abzuschneiden - ohne ausreichend zu prüfen, welche Alternativen sich an diesem Standort realisieren lassen würden.“ Das sei schon deshalb nicht nachvollziehbar, „weil es dem Denkmalschutzgedanken widerspricht.“ Die jetzige Promenade als Hauptachse sei „nicht ohne Grund Kerngedanke fast aller Planungsvarianten ab 1978.“ Der Weg würde täglich von Tausenden Menschen genutzt und sei für die Qualität der Gesamtanlage maßgeblich.

Die AnwohnerInnen schlagen als Alternativ-Standort das ehemalige Vivantes-Klinikum unweit der Grundschule vor. So wollen sie den Grünzug samt Promenade in Gänze erhalten. Denn noch eine Gefahr für den Park droht seit Jahren. Noch nicht vom Tisch ist das Vorhaben eines Investors, auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs 600 Wohnungen zu errichten. Dort haben sich inzwischen zahlreiche Initiativen für Kinder und Freizeit angesiedelt, u.a. gibt es eine Skater-Bahn. Derzeit klagt der Investor vor Gericht auf den Wohnungsbau.

Das Engagement der Initiative für den Erhalt von Grünflächen geht indes über den Thälmann-Park hinaus: „Liebe Nachbarn,“ heißt es auf der Homepage, „wir brauchen Ihre Unterstützung.“ In allen Bezirken würden in großem Umfang wertvolle Wohngrünflächen vernichtet und alter Baumbestand gerodet. „Die grünen Lungen unserer Stadt verschwinden.“ Per Online-Petition fordern die Engagierten eine nachhaltige Bebauungspolitik für die ganze Stadt.

-red-, Febr. 2021

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