PREISGEKRÖNT

Prenzlauer Berger Fußballutopie

Der Verein „Gesellschaftsspiele“ hat den Fanpreis der Deutschen Akademie für Fußball-Kultur gewonnen. Ausgezeichnet wurde seine Fußball-Utopie, die auf dem genossenschaftlichen Gedanken beruht. Nun arbeiten die engagierten Fußballfans mit Sitz in Prenzlauer Berg daran, dass aus der Utopie Realität wird. 

Eine schöne Idee, die in Zeiten der immer wieder skandalerschütterten Fußball-Welt schnellstmöglich Gestalt annehmen sollte. In seiner Utopie entwirft der Verein „Gesellschaftsspiele“ das Konzept eines alternativen Fußballverbandes, der nach genossenschaftlichen Prinzipien organisiert ist. „Wir stellen uns einen Fußball vor, der gerecht, partizipativ, solidarisch und zukunftsgerichtet ist – einen Fußball, der sich nicht darüber definiert, Profite zu maximieren und Macht über andere auszuüben.“, so David Hoffmann vom Verein. Für ihre Utopie haben die Fußballfans, die ihren Sitz im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportstadion haben, die beiden renommierten Fußballerinnen Greta Budde und Petra Landers als Mitspielerinnen gewonnen. Und waren auf Anhieb siegreich. Das Konzept überzeugte die Deutsche Akademie für Fußballkultur – ein deutschlandweites Netzwerk, das den Sport als gesellschaftliches Phänomen begreift. „Gesellschaftsspiele“ gewann den mit 5.000 Euro dotierten diesjährigen Preis für Fußball-Utopien.

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Utopisch, gleichberechtigt, preisgekrönt: Das Konzept genossenschaftlichen Fußballs aus Prenzlauer Berg. Foto: pixabay

Was nun verbirgt sich hinter dem Konzept „Den Fußball, denen, die ihn lieben“? Nicht mehr und nicht weniger als eine völlig neue Fußball-Landschaft, die bereits bei den Strukturen beginnt. Diese genossenschaftliche Struktur ist denen gewidmet, die den Fußball ohne Profitinteresse spielen. 

Das zentrale Element ist die Gründung eines alternativen Fußballverbands und alternativer Fußballclubs. Dabei ist für „Gesellschaftsspiele“ nicht der Akt der Neugründung ausschlaggebend, sondern die Organisationform und die Ziele und Werte. Der alternative Fußballbund soll eine Dachorganisation für Fußballclubs sein, die als Genossenschaften einen partizipativen, nachhaltigen, inklusiven und gesellschaftlich engagierten Sport betreiben. 

Fußball ist ein Mannschaftssport – und so soll auch die neue Fußball-Landschaft stärker diesem teamorientierten Gedanken folgen. Die Mitglieder der Fußballgenossenschaft tragen gemeinsam Verantwortung, treffen Entscheidungen im Team. Sie basieren auf dem Prinzip „Pro Kopf eine Stimme“. Mitglied in einer Fußballgenossenschaft kann jede Person werden – unabhängig vom Einkommen. 

Der wichtigste Sinn der Fußballgenossenschaft ist es, ihren Mitgliedern den Zugang zu Fußball und Fußballkultur zu ermöglichen – Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Amateur- und Breitensport haben dabei einen besonders hohen Stellenwert, der Leistungssport ist gleichberechtigt. Die Ziele reichen über den Sport hinaus: Sie umfassen eine moderne Infrastruktur, gesellschaftliches Engagement und Gesundheit und gesunde Ernährung der Mitglieder. Auch die Talentförderung ist festgeschrieben. 

Der Leistungssport soll weiterhin einer der Kernbereiche der Fußballgenossenschaften bleiben - geschlechtergerecht und gleichberechtigt. Um dies nachhaltig sicherzustellen, dürfen die Etats der Profiteams innerhalb einer Liga kaum differieren. Außerdem sollen StarspielerInnen maximal den zehnfachen Wert des geringsten Lohnes der Genossenschaft verdienen.

-red-, Nov. 2020

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