Brauereien in Prenzlauer Berg (10/12)

Das Volksbrauhaus

Von dieser Brauerei sind heutzutage weder Gebäude noch Bilder in Archiven zu finden. Das „Volksbrauhaus“ wurde 1897 auf dem Gelände Pappelallee 87 bis hinüber zur Schönhauser Allee 48 – in unmittelbarer Nachbarschaft des U-Bahnhof Eberswalder Straße – gegründet. 

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Einzig Reproduktionen von Plakaten aus dem Pankower Archiv oder im Internet unter Brauereifans teuer gehandelte Kronkorken erinnern noch ans „Volksbrauhaus“ bzw. an die Brauerei Adolph Kaje.

Mit der Aufstellung einer Dampfpfanne in einem bereits bestehenden Fabrikgebäude aus dem Jahr 1890, einer kleinen Braustätte von Hischberg, kam der Betrieb in Gang. Es wurden nur Weiss-, Malz- und Werderschbiere hergestellt. Werderschbiere wurden ab 1617 in Werder (genau der Ort, den man auch vom Baumblütenfest her kennt) gebraut. Es war bernsteinfarben, süffig, malzbetont und mit 4,8 Prozent Alkohol. Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ über das Werdersche:

»_und ehe dich,

o Bayrische, wir hatten,

Erschien ankündigend

In braunem Schaum

Die Werdersche.

Ihr Leben war ein Traum.«

„Werdersches“ wurde fast ausschließlich für den Hausgebrauch produziert, weil es nicht lange haltbar war.

Aufgrund des Brauverfahrens waren für das „Volksbrauhaus“ außer der Dampfpfanne keine weiteren Brauanlagen erforderlich.

Bereits wenige Jahre Später, 1904, wurde die Brauerei von Adolph Kaje übernommen. Die einzige Eintragung zu Adolph Kaje finde ich im „Amtsblatt zu Danzig“ in dem aufgeführt ist, dass der „unbekannt wohnende Zimmergeselle Adolph Kaje“ am 4. Mai 1843 zum „Königlichen Land- und Stadtgericht Elbing“ vorgeladen wurde.

Die Stilllegung des Brauereibetriebes erfolgte bereits fünf Jahre später, 1909. Ab 1914 wurden neue Gewerberäume für Kleingewerbetreibende im Gebäude eingerichtet. Das Gelände wurde 1998 / 1999 neu bebaut. Es entstand ein Wohngebäude mit zwei Gewerbeeinheiten für die WIP an der Pappelallee und ein privates Wohn- und Geschäftshaus an der Schönhauser Allee.

Rolf Gänsrich, Februar 2016