DIE BEZIRKSGRENZE (9)

Von der Cohn- zur Greifswalder Straße

Wir wollten einmal genau wis- sen, wo die Grenzen des Ortsteils Prenzlauer Berg sind. Der Autor hat sich aufgemacht, und läuft diese Grenzen ab und beschreibt deren Verlauf. In der dieser Folge geht es um die wohl unbekannteste Straße des Stadtteils.

 

Vollkommen unbekannt war mir bisher die Cohnstraße. Hätte mich ein Tourist nach ihr gefragt, hätte ich ihn vermutlich aus dem Bauch heraus nach Spandau geschickt. Für die Cohnstraße bietet Google Maps neben der hier in Prenzlauer Berg noch die Cohn Street in Houston (Texas), in New Orleans (Louisiana) und in Belzoni (Missisippi), alles USA, an. Unsere „Street“ hier zweigt von der Greifswalder stadteinwärts rechts noch vor der Ostseestraße ab. 

Zwischen den Häusern der Cohnstraße auf der rechten Seite und denen der dann dahinter parallel laufenden Lehderstraße verläuft hier die Bezirksgrenze, wobei die Cohnstraße eine reine Sackgasse ist, die in einem Gewerbehof endet, der bereits zu Weißensee gehört. Diese kleine Straße gibt es erst seit dem 11. Mai 1938, davor waren hier Kleingärten. Sie hieß von 1938 bis zum 11. Januar 1952 Zillebekeweg. 

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Grenz- und Straßenverlauf: die Wohnungen und der Flachbau hinten sind Prenzlauer Berg, das Tor zwischen Flachbau und Wohnhäusern ist Weißensee.

Zillebeke gehörte im Ersten Weltkrieg zu den Orten in Westflandern, an denen schwere Kämpfe zwischen den deutschen Truppen und den Armeen der Entente ausgetragen wurden. Ab, logisch, siehe Satz davor, 12. Januar 1952 wurde sie nach Cohn, Lothar, * 22.10.1908 Berlin, + 21.1.1944 Sachsenhausen, umbenannt. 

„Luise Berlin“ schreibt dazu: „Cohn stammte aus einer jüdischen Bürgerfamilie.“ In jungen Jahren schloss er sich der bündischen Jugend „Schwarzer Haufen“ an. Später war er Mitglied des KJV (Kommunistischer Jugendverband) und Funktionär in der Unterbezirksleitung Prenzlauer Berg. Ab Januar 1933 kämpfte Cohn als Kommunist illegal gegen den Faschismus. Er hatte Kontakte zur Widerstandsorganisation um Herbert Baum, die 1942 die NS-Hetzausstellung im Lustgarten „Das Sowjetparadies“ anzuzünden versuchte. Anfang 1944 wurde er in Berlin verhaftet und im selben Monat im KZ Sachsenhausen ermordet. 

Die Grenze nach Weißensee verläuft zwischen Mandel- und Greifswalder Straße, zwischen den Wohnhäusern auf der rechten Seite der Cohnstraße, fährt man von der Greifswalder in sie ein und denen der Lehderstraße.

Rolf Gänsrich, März 2017