MIETERGENOSSENSCHAFT

Modellprojekt für Selbstbau

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Feierstimmung: Das Haus Sredzkistraße ist in Genossenschaftshand und wird zum altengerechten Wohnprojekt umgebaut. Foto: al

So kann es auch gehen: Mieter nehmen Betrieb und Sanierung ihres Hauses selbst in die Hand. Für die Initiative zum altengerechten Umbau des Gebäudes Sredzkistraße 44 erhält die Selbstbau e.G.  Modell-Förderung vom Bund. Das Projekt ist das 23. in der Obhut der Mietergemeinschaft aus Prenzlauer Berg.

Es war ein doppelt schöner Anlass, zu dem die Mietergenossenschaft Selbstbau e.G. Ende Juni zum Feiern lud: Sie beging ihr 25. Jubiläum und gab zugleich den Auftakt für den Umbau ihres neuesten Objekts in der Sredzkistraße 44. Der unsanierte Altbau aus der Zeit um 1900 soll zum altengerechten Wohnprojekt umgebaut werden. Dafür erhält die Genossenschaft Förderung vom Bundes-Familienministerium. Zudem wird in dem Haus eine Beratungsstelle für altengerechtes Wohnen eingerichtet. Damit die jetzigen und künftigen Mieter Sicherheit haben, hat die Genossenschaft das Gebäude auf 99 Jahre von der Besitzerin gewobag gepachtet.
„Mit unserem neuesten Projekt schließt sich ein Kreis, denn wir sind wieder in Prenzlauer Berg, unserem Gründungsbezirk angekommen“, freuen sich die beiden Vorstände Jeannette Albrecht und Peter Weber über 25 Jahre erfolgreiche Arbeit. Der wichtigste Gedanke bei der Gründung 1990: Den solidarischen Genossenschaftsgedanken in der existenziellen Frage des Wohnen zu etablieren und voranzubringen. Begonnen hat es in den beiden Häusern Rykestraße 13 und 14, die die Bewohnerinnen und Bewohner damals mit viel Mut und Phantasie selbst übernahmen. Bereits Ende der 80er Jahre hatten sie den Abriss der Häuser verhindert, nun steuerten sie als Gemeinschaft deren weitere Geschicke. Im Frühjahr 1993 kam das Haus in der Oderberger Straße 50 dazu. Damit war die Entscheidung zum genossenschaftlichen Wachstum getroffen, das bald die Bezirksgrenzen überschritt.
Inzwischen ist die Genossenschaft auf 497 Mitglieder in den Bezirken Pankow, Mitte, Friedrichshain, Lichtenberg und Spandau angewachsen und besitzt oder verwaltet 421 Wohnungen, 44 Gewerbeeinheiten und acht Gemeinschaftsräume. Sie kauft oder pachtet Gebäude, wenn sich die Mieterschaft mit Eigenleistungen und Eigenmitteln am Projekt beteiligen. Insgesamt sind es derzeit 23 Objekte. Wohnrecht und sozial verträgliche Mieten stehen dabei im Mittelpunkt.
Doch der Genossenschaftsgedanke geht nocht weiter: „Unsere Ansprüche verwirklichen wir aktiv im Mehrgenerationenwohnen, der gelebten Inklusion von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen.“, so die Vorstände. Aktive Hausgruppen und das Schaffen von Gemeinschaftsräumen sind weitere Voraussetzungen für selbstbestimmtes Leben und Arbeiten. Besonderen Wert legt die Genossenschaft bei Umbau oder Sanierung auf Barrierearmut und ökologisches Bauen.
Im Gebäude in der Sredzkistraße 44, einem Komplex mit Vorderhaus und Seitenflügel, werden elf altengerechte Wohnungen, zwei Gewerbeeinheiten und die Beratungsstelle entstehen. Fertiggestellt werden soll dieses Modellprojekt im Jahr 2016.
-al- (Juni 2015)