BÖTZOWKIEZ

Gepflegter Lernort für Lenné

Seit Jahren setzt sich die Gärtnerinitiative Arnswalder Platz für zwei Große der Gartenbaukunst ein – Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer bzw. ihren Gedenkort auf der Werneuchener Wiese. Das Gelände rund um den Gedenkstein ist verwahrlost. Nun hat das Bezirksparlament beschlossen, das Areal zu restaurieren.

 

Es ist ein unwirtlicher, unscheinbarer Ort auf der Werneuchener Wiese am Rande des Bötzowviertels: das Gärtner-Ehrenmal für Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer an der Kniprodestraße. Weil im Bezirksamt weder Personal noch Geld für die Pflege vorhanden waren – und sind – wucherten die Gedenksteine zu. Die Gärtnerinitiative Arnswalder Platz, die sich auch um das benachbarte Areal rund um den Stierbrunnen verdient gemacht hat und diesen regelmäßig pflegt, fordert seit Jahren, dass sich auch in Sachen Lenné etwas tut. „Es ist ein Ort mit Potenzial für die AnwohnerInnen und für die tatsächliche Würdigung dieser äußerst verdienstvollen Gartenarchitekten.“, so ihr Credo.

 

Die Volksgärtner

Denn die Anlage ehrt nicht nur Peter Joseph Lenné, den Altmeister der preußischen Gartenkunst und Zeitgenossen Schinkels, der vielen Berliner Parks seine Handschrift verlieh. Von Lenné stammt auch die Idee für den Volkspark Friedrichshain, der als erster kommunaler Park Berlins nicht für Königshaus und Adel, sondern ausschließlich der Bevölkerung dienen sollte. Gedacht wird auf der Werneuchener Wiese auch an Gustav Meyer, seinen Schüler. Als 1870 das Berliner Gartenbauamt gegründet wurde, übernahm Meyer dessen Leitung als Städtischer Gartendirektor von Berlin. Basierend auf Lennés Volkspark-Idee schuf er Parks nicht für Eliten, sondern als Erholungsstätten für alle Bürger der Stadt. Auf seine Entwürfe geht auch der Volkspark Friedrichshain zurück.

Ausreichend Gründe, die Gedenksteine der grünen Künstler wieder sicht- und erfahrbar zu machen. Ähnlich bereits wie beim Arnswalder Platz suchte die Gärtnerinitiative nimmermüde das Gespräch mit den Verantwortlichen, mit Denkmal-Fachleuten und die Unterstützung bei Berliner Politikern und – sie machte auch. Erstellte ein Konzept und kooperiert mit Fachleuten. 

Lenné-Denkmal Berlin Prenzlauer Berg
Unscheinbar und verwahrlost: Die Gedenkstätte für die beiden Gartenkünstler Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer. Foto: GIAP

Nun gaben die Pankower Abgeordneten dem Bezirksamt einen klaren Sanierungsauftrag. 2.500 Quadratmeter groß ist die Fläche an der Kniprodestraße, die restauriert, umgestaltet und wieder zu einer gepflegten Grünfläche gemacht werden soll. Da zeitgleich auf der Wiese eine temporäre Schule entstehen soll, wären die Bauarbeiten Anlass, das grüne Denkmal in die Sanierungsarbeiten einzubeziehen. Per Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung wird das Bezirksamt ausdrücklich aufgefordert, „gemeinsam mit Bürgerinitiativen und Anwohnerlnnen sowie Interessierten die Möglichkeiten der gestalterischen Aufwertung sowie der kontinuierlichen Pflege des Lenné-Meyer-Denkmals erörtern.“

 

Grünes Oval mit Anbindung

Was genau soll mit der ungepflegten Fläche passieren, die ein würdiger Lern- und Gedenkort werden sollte, wie es die Initiative vorschlägt? Das Oval des Denkmals mit seinen beiden Granitblöcken sollte von einem runden oder ovalen Beet umgeben werden und damit zum Mittelpunkt der Anlage. Drumherum sollten sich Hecken im Halbrund fügen – mit Sitzbänken, die dieser Form folgen und zum Verweilen einladen. Wege zur Virchowstraße und zum benachbarten Volkspark Friedrichshain sollen den Ort an das Umfeld anbinden. Informationstafeln zum Wirken von Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer runden den wieder hergestellten Gedenkort ab.

Wie sich das im Detail gestalten könnte, dazu kooperiert die Arnswalder Initiative zum Beispiel mit Studierenden der Beuth-Hochschule, schließlich sind Lenné und Meyer gewissermaßen die Urväter des dortigen Studiengangs Landschaftsarchitektur. Im Mai fand eine erste Ortsbesichtigung der Studierenden statt. Die künftigen LandschaftsgestalterInnen nahmen u.a. Bodenproben und Blattproben und bewerteten die vorhandene Vegetation. Damit schaffen sie die Voraussetzungen für eine künftige Pflanzen- und Standortwahl. 

Die Initiative will auch die stadträumlichen Aspekte genauer mit den Studierenden erörtern. Wie kann man das benachbarte Bötzowviertel und die künftig benachbarte Schule mit einem sinnvollen Wegekonzept einbinden? Wie verhält sich die umgebende Verkehrssituation zum Ehrenmal-Areal? Wie sieht es mit der Wahrnehmbarkeit des Ehrenmals, seiner Granitwürfel und der Bronzetafeln aus? Wie könnte man erstmals Aufenthaltsqualität für die Bevölkerung schaffen? Der Voruntersuchung soll sich dann die Entwurfsphase für eine überarbeitete Grünanlage anschließen.

Diese Ergebnisse und weitere Informationen zum Lenné-Meyer-Ehrenmal sollen im Rahmen einer Ausstellung zur Werneuchener Wiese präsentiert werden, die für den Tag des offenen Denkmals am 8. September 2019 in Vorbereitung ist.

-red-, Juli 2019