OBDACHLOSENHILFE

Die besondere Kälte 2022

Die Tage sind auch jetzt im Februar noch kalt, die Nächte oft frostig. Lebensbedrohlich für Menschen, die im Freien leben. Hilfe bieten unter anderem Suppenküchen und Kältebusse. Wie steht es in diesem Winter um das Engagement für Obdachlose?

Mit einer Petition startete die Berliner Obdachlosenhilfe in den Winter 2021/22. Weil die 3-G-Regel im Öffentlichen Nahverkehr wohnungslosen Menschen de facto auch Bahnhöfe und Bahnsteige verwehrt, appelliert die Initiative „Stoppt das #Öffiverbot für Obdachlose im Pandemie-Winter!“. Mehr als 50.000 Menschen unterzeichneten die Online-Petition bereits, die sich an den Bundesverkehrsminister wie an den Berliner Senat gleichermaßen wendet. „Das #Öffiverbot schränkt fundamental ein und verwehrt Obdach- und Wohnungslosen genauso wie Personen ohne Papieren den Zugang zu lebensnotwendiger Mobilität und wärmenden Zufluchtsorten.“, argumentiert die Obdachlosenhilfe und fordert das Beenden dieses Zustands. BVG und S-Bahn beteuerten indes, die 3-G-Regel verantwortungsbewusst anzuwenden: Kein obdachloser Mensch werde einfach in die Kälte getrieben, ohne auf die Hilfsangebote hinzuweisen. Zudem gelte die 3-Regel nicht für die Vorräume der Bahnhöfe, lediglich für die Bahnsteige und Bahnen selbst. 

#prenzlauerberg
Wer Obdachlosen helfen möchte, findet bei der Kältehilfe Angebote. Foto: fantareis/pixabay

Welche Hilfe gibt es in diesem Winter für die geschätzten 11.000 Menschen, die in Berlin auf der Straße leben? Verschiedene soziale Initiativen sind in der Berliner Kältehilfe vereint – vom Deutschen Roten Kreuz bis zur Berliner Stadtmission. Nachts ist der Kältebus unterwegs. Bis zum 31.  März suchen die Busteams, größtenteils Ehrenamtliche, nach hilflosen Wohnungslosen, die es aus eigener Kraft nicht mehr in Notunterkünfte schaffen. Selbst, wer nicht in eine Unterkunft möchte, bekommt zumindest eine Tasse heißen Tee oder einen Schlafsack. Der Kältebus ist täglich von 20 bis 2 Uhr unterwegs. Am Abend, von 18 bis 24 Uhr, verkehrt der Wärmebus. Auch dieser sucht bekannte Schlafstellen und Bahnhöfe auf. Die Mitarbeitenden verteilen Tee, Schlafsäcke, Isomatten, Decken, wärmende Kleidung, größtenteils aus Spenden. Wenn gewünscht, organisieren sie einen Platz in einer Notunterkunft und übernehmen den Transport.

Nachtcafes, Notunterkünfte und Suppenküchen suchen zudem, ein Netzwerk für Bedürftige zu bilden. In Prenzlauer Berg gibt es täglich von 10 bis 14 Uhr warmes Essen im Sozialprojekt in der Dunckerstraße 32. Der strassenfeger in der Oderberger Straße 12 lädt jeden Donnerstag von 10 bis 16 Uhr zum Sozial Brunch. Wohnungslose und obdachlose Menschen erhalten eine frisch zubereitete Mahlzeit aus der strassenfeger-Übrigküche und auf Wunsch soziale Beratung. Das Nachcafe Herz-Jesu in der Fehrbelliner Straße 92 hat jeden Montag ab 17 Uhr geöffnet.

Notübernachtungen sind in den beiden Unterkünften in der Storkower Straße 133 a und 139 c möglich.

Nicht nur Bedürftige selbst, auch Menschen, die ihnen helfen wollen, können Wärme- und Kältebus rufen. Vorher sollte sicher gestellt werden, dass der oder die Bedürftige wirklich Hilfe annehmen möchte, weist die Berliner Stadtmission hin. Wenn der obdachlose Mensch gar nicht mehr ansprechbar ist, hilft nur der Notruf 112.

-red-, Febr. 2022

Die Nummer des Kältebusses, täglich ab 20 Uhr: 030/690 333 690.

Die Nummer des Wärmebusses, täglich ab 18 Uhr: 030/600 300 1010.

Mehr Informationen: kaeltehilfe-berlin.de. Dort wird auch auf eine entsprechende App verwiesen.

Informationen zur Petition: www.berliner-obdachlosenhilfe.de