Die Vorhaben im Jahr 2014

Auf in neue Debatten

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Protest mit Volksfest-Charakter: Gegen die Bebauung des Mauerparks protestiert seit Monaten die Mauerpark-Allianz. Ab März können alle Bürger mit entscheiden.

Wohin treibt es Prenzlauer Berg im gerade begonnenen Jahr? Die großen Themen sind, so scheint es, abgehakt. Die Häuser sind saniert, die Subkultur-Clubs geschlossen und teilweise wieder eröffnet und auch das Geld ist nicht mehr so knapp. Ruhiges Fahrwasser also für den Wandel-Ort Prenzlauer Berg? Von wegen. 2014 wird das Jahr der Baustellen und Jubiläen, der Debatten und der Bürger­initiativen. Ein Überblick.
Dieser Überblick beginnt mit den Bau­stellen. Davon gibt es auch im Jahr 2014 zahlreiche, Geh­weg­erneuerungen rund um den Koll­witz­platz, im Bötzow- und im Winskiez beispielsweise. Oder der Umbau der Pappel­allee mit neuen Radwegen und neuen Bäumen. Auch die eine oder andere Haus­sanierung steht noch an. Doch wäh­rend diese Baustellen, verbunden mit leidiger Parkplatzsuche, Krach und Dreck, seit Jahren zum Prenzlauer Berg gehören, sei hier das Augenmerk auf die anderen Baustellen gelenkt.
Zunächst die Baustellen mit politischem Empörfaktor. Im Mauerpark und im Thäl­mannpark stehen 2014 wegweisende Entscheidungen an. Für das Mauer-Grün zwischen Schwedter Straße und Gleim­straße geht es um eine Bebauung mit einem Wohnquartier von 530 Wohnungen oder um den Erhalt und Ausbau als Grünfläche. Für den Erhalt als Freifläche macht sich seit Monaten die Bür­ger­initiative Mauerpark-Allianz stark. Nach öffentlicher Vorstellung der Pläne und nach Protesten dagegen geht es jetzt in die nächste Runde. Im März sollen die Bebauungspläne öffentlich ausgelegt werden, dann haben jedermann und jederfrau Recht und Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen. Der Bezirk Pankow hat von Prenzlauer-Berg-Seite sein Veto sehr oft und sehr deutlich eingelegt. Im Spätsommer 2014 wird dann der zuständige Bezirk Mitte entgültig entscheiden, ob Bauherr Klaus Groth seine komfortablen Wohnungen errichten kann. Die Bagger stehen bereits in den Start­löchern.

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Gegenentwürfe zu politischen Vorhaben gibt es viele im Bezirk. Das Jahr 2014 wird Entscheidungen und Konsens bringen müssen.

Grün oder nicht grün? Diese Frage stellt sich auch auf Bau­stelle Nummer Zwei in Prenz­lauer Berg: Dem Thäl­mannpark. Dass in dem Areal nördlich der Danziger Straße Entwicklungs­potenzial steckt, hat nach verschiedenen Bauherren auch der Bezirk erkannt und Leitlinien für diese Entwicklung erstellen lassen: Erhalt und Sa­nierung von Grün, von Kul­tur- und Sozialstandort lautet die Empfehlung, gleich-­­ zeitig wird jedoch auch Platz für dringend benötigten Woh­nungsbau ausgewiesen. Die, die da schon wohnen, in den Plattenbauten zwischen Grün, Thälmann­denkmal und Ententeich, sehen daduch ihre Mieten und ihre soziale Struk­tur in Gefahr. Und mehr noch: Sie sorgen sich zudem ums Grün. Die Anwohner­initiative Thälmannpark hat eigene Pläne entworfen, die ein „Grünes Band“ entlang des S-Bahn-Verlaufs zeichnen. Das Jahr 2014 wird die Bezirkspolitiker entscheiden lassen, wohin sich der Thälmannpark entwickelt. Die Anwohner werden weiterhin vehement mit debattieren und laden alle, denen die Zukunft des Standortes am Herzen liegt, dazu ein. Es wird also auch hier ein debattierfreudiges Jahr 2014.
Reden wir noch über eine weitere Bau­stelle, eine Baustelle mit Genussfaktor. In der alten Bötzow-Brauerei an der südlichen Prenzlauer Allee tut sich seit 2013 was, 2014 wird es öffentliche Ein­blicke in die Baustelle geben. Das schöne alte Backstein-Areal verwandelt sich in einen weiteren kreativen und komfortablen Standort. Mit Ateliers und Lofts, mit Geschäften, Büros, Orthopädie-Manufaktur und Kreativwerkstatt. Im Jahr darauf, 2015, soll ein Großteil des ehrgeizigen Vorhabens realisiert sein.

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Kreativ-Baustelle: In der Bötzow-Brauerei entsteht ein Kultur- und Freizeitzentrum. Fotos (3): al

Und dann gibt es noch Baustellen mit Feierfaktor. 2014 ist das Jahr ganz unterschiedlicher Jubiläen. Wenn am 9. November dem 25. Jahrestag des Mauer­falls gedacht wird, dann geschieht dies mit kleinen und großen Veranstaltungen vor allem da, wo sich die Mauer zuerst öffnete: An der Bornholmer Brücke und weiter dann auf der Bernauer Straße. Nicht ganz so historisch sind die Dimen­sionen des zweiten Jubiläums: Im Sep­tem­ber feiert der Bezirk den 20. Jah­res­tag seiner beiden Städtepartnerschaften mit dem isrealischen Ashkelon und dem polnischen Kolberg, u.a. mit einem internationalen Jugendcamp.
Sprechen wir mit dem Bezirks­bürger­meister über seine Baustellen, dann nennt er zu allererst: Das Geld. Da ist Matthias Köhne (SPD) ganz pragmatischer Verwalter. Noch kurz vor Jahres­ende 2013 hatte das Land Berlin den Pan­kower Haushalt an den Bezirk zurück­gegeben, mit der Verpflichtung, drei Millionen Euro einzusparen. Köhne sieht dennoch Grund zur Entspannung. Mit dem Doppelhaushalt 2014/2015 seien zwar keine großen Sprünge möglich, doch zumindest unterliege der Bezirk nicht mehr den rigiden Sparzwängen der vergangenen Jahre. „Wir sind zwar nicht optimal ausgestattet, müssen aber nicht mehr den Mangel verwalten“, sagt Köh­ne im Gespräch mit den „Prenzlberger An­sichten“. Das käme vor allem dem Amts-Personal, den Schulen und den Bibliotheken zugute.
Befragt nach der Baustelle politischer Wille versus Bürgerwille in Sachen Mauerpark, Thälmannpark und Co will sich der Bürgermeister als Moderator verstehen. „Nicht jede Maximal­er­wartung der Anwohner lässt sich durchsetzen“, so Köhne, „unser Job ist es, abzuwägen, was für die Allgemeinheit am fairsten ist“.
Dem bleibt nur noch ein Wunsch hinzuzufügen: Wünschen wir dem Prenzlauer Berg ein faires, debattierfreudiges Jahr und den Bürgerinitiativen erfolgreiches Engagement für ihren und unseren Be­zirk!
Katharina Fial (Jan 2014)
Hier gibt es die Gelegenheit zum Mitdebattieren und -regieren:
Thälmannpark: Noch bis 17. Januar liegen die Pläne im Bezirksamt, Fröbelstraße 17, Haus 6, Vorflur Raum 227 zum Einsehen und Stellungnehmen aus: Montag-Mittwoch und Freitag 9-18 Uhr sowie Donnerstag 9-19 Uhr.
Mauerpark: Nächstes Treffen am Montag, 13. Januar , 19 Uhr, „Tortenwerkstatt“.
Allgemeine Eingaben und Beschwerden: www.berlin.de/ba-pankow/bvv/formular_eingabe.php