TUCHOLSKY-BÜCHEREI

Eine Bibliothek kehrt zurück

Aus Hauptamt wird Ehrenamt wird wieder Hauptamt für Lesen, Bildung und Kultur. Die Engagierten der Tucholsky-Bibliothek haben einen einzigartigen Kulturaufbau in Berlin geschafft. Zum Geburtstag ihres Namensgebers feierte sich die Einrichtung: Wieder als richtige Bibliothek mit allem Drum und Dran.

 

Vorbei die Zeit, da sich ehrenamtliche Literatur- und Bücherfans in den Dienst am Lesenden teilten. Fast zehn Jahre lang betrieben bis zu 40 Ehrenamtler die Bibliothek in der Esmarchstraße, rein aus eigenen Kräften. Der Bezirk, einst stolzer Hauptfinanzier der seit 130 Jahren existierenden Bibliothek, gab gerade mal die Miete und die Betriebskosten dazu.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Die Bibliothekarinnen sind zurück: Mit einem großen Fest erhielt die Kurt-Tucholsky-Bücherei ihren hauptamtlichen Betrieb zurück. Repro: Pro Kiez

„Die Bibliothekarinnen sind zurück“ titelten denn auch stolz die Ehrenamtlerinnen, als zum  Tucholsky-Geburtstag im Januar die Bibliothek wieder in hauptamtliche Hände übergeben wurde. Dem Geist ihres Namensgebers, dem großen Weltpoeten und Freidenker der Weimarer Republik und Nazi-Ära, sind die Bibliothekare nicht nur mit seinem Werken, auch mit ihrer Beharrlichkeit verpflichtet. Es war ein großes Fest für diesen doppelten Anlass, auf dem neben offiziellen Bezirksvertretern vor allem die redeten, die den Umschwung zur sicheren Existenz geschafft hatten: Die Menschen, die durch ihre Arbeit an den Regalen und an der Ausleihe die Bibliothek fast ein Jahrzehnt über Wasser gehalten hatten. Allen voran Uta Egerer, ausgebildete Bibliothekarin. Die gesicherter Finanzierung kam zum richtigen Zeitpunkt, sagte die Bibliotheksleiterin, viel länger hätte das engagierte Team ohne jegliche Kosten wohl nicht ausgehalten.

Dem Engagement und den hohen Besucherzahlen von  jährlich mehr als 2.500 Lesenden, der Beharrlichkeit, mit der die Ehrenamtler für ihre Tucholsky-Bibliothek eintraten, ist es zu verdanken: Drei neue hauptamtliche Stellen wurden zu Jahresbeginn eingerichtet, die Bibliothek ist wieder eine offiziell betriebene Familienbetrieb. Mit einem geschärften Profil. Die Einrichtung wird noch stärker als Kinder- und Jugendbibliothek umstrukturiert und inhaltlich auf das Thema „Digitale Welten“ ausgerichtet. So sollen unter anderem ein Roberta Coding Hub, ein Makerspace mit 3D-Druck, Nähmaschinen, Robotern und ein Gamingbereich aufgebaut werden. Um die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen zeitgemäß zu erreichen, wird die Bibliothek als Projektbibliothek für Auszubildende genutzt werden. Diese können zum Ende des 2. und des 3. Lehrjahres in der Kurt-Tucholsky-Bibliothek ihre theoretischen Kenntnisse in einem Praxisfeld erproben und neue Ideen und Projekte umsetzen. 

Erste Kostproben, wie das neue Profil aussehen könnte, waren zur feierlichen Eröffnung zu besichtigen. Da übergaben die Ehrenamtler die Bücherei gewissermaßen an sich selbst zurück – denn die hauptamtlichen Mitarbeiterinnen entstammen diesem Engagierten-Kreis. Ein Großteil der Ehrenamtlichen wird auch weiterhin die Arbeit in der Bibliothek fortführen, nun wieder unter Trägerschaft des Bezirks.

An Nutzern und Lesern hat es der Bibliothek auch in ihrer Ehrenamtszeit nicht gefehlt. Vor allem Kita- und Schulklassen nutzten nicht nur Bücher, CDs und DVDs. Die Kinder kamen auch zu Lesestunden und anderen Veranstaltungen, auf denen sie Bücher und Medien entdecken konnten.

-al-, Febr 2018

Kurt-Tucholsky-Bibliothek, Esmarchstraße 18

Montag, Donnerstag und Freitag von 14 bis 18 Uhr geöffnet,

Dienstag von 11 bis 13 und 15 bis 19 Uhr.