PFEFFERBERG

Das vielseitige Theater

Auf dem architekturhistorischen Areal zwischen Christinenstraße und Schönhauser Allee, dem Pfefferberg, ist auch ein kulturelles Kleinod zu entdecken. In der Schankhalle residiert neben Gastronomie und Brauhaus auch das Pfefferberg-Theater. Wie all diese Einrichtungen ist es ein Inklusionsunternehmen.

Das gesamte denkmalgeschützte Architekturensemble auf dem Pfefferberg spiegelt mit über 20 Gebäuden ein gutes Stück Berliner Bau- und Industriegeschichte wider. 1841 durch den bayrischen Braumeister Josef Pfeffer als Brauerei gegründet, war es genau 80 Jahre, bis zum Jahr 1921 eine Brauerei. Die Jahrzehnte danach war es Brotbäckerei und Schokoladenmanufaktur, auch Produktionsstätte für Kriegselektronik, im Zweiten Weltkrieg Luftschutzbunker. Nach Kriegsende waren auf dem Gelände wiederum Autowerkstätten und Großküchen, Schweinemastanlagen sowie die Druckerei des Verlags „Neues Deutschland“ ansässig. Und das Areal verwahrloste zusehends baulich, wurde in den 90er Jahren ein charmant-marodes Szene-Areal für die typische Prenzlauer-Berg-BewohnerInnenschaft und ihre Gäste.

Pfefferberg-Theater Berlin Prenzlauer Berg
Spielstätte der besonderen Art: Der Glaspalast auf dem Pfefferberg-Gelände. Foto: VIA gGmbH

Neues inklusives Leben

Vor zwölf Jahren, 2007, begann die Planung des denkmalgerechten Wiederaufbaus. Durch die Verwendung alter Backsteine und Stahlkonstruktionen entstand eine spannungsreiche Synthese aus alten und neuen Baumaterialien, die die Biografie des Ortes als industriegeschichtliches Denkmal spürbar werden lässt.

So stellte sich zwischen 2011 und 2013 behutsam saniert die alte Schönheit des Gebäude-Ensembles wieder her. In der aufwendig restaurierten Schankhalle Pfefferberg wurde im Jahre 2013 das Pfefferberg Theater eröffnet – und im Braugasthaus auch wieder Bier vor Ort gebraut. Nach einem kurzen Gastspiel anderer Ensembles betreibt nun der VIA Unternehmensverbund, eine soziale gemeinnützige Gesellschaft, auch das Theater in der Schankhalle.

Zum Pfefferberg Theater selbst gehören neben dem großen Theatersaal noch ein weiterer Veranstaltungsraum und der Glaspalast auf dem Freigelände davor. Es ist ein Ort des Schauspiels, der Künste, der Kultur und der Begegnung. Im Theatersaal mit seiner großen Bühne – und den klassischen samtroten Vorhängen – haben 223 ZuschauerInnen Platz. Der Glaspalast mit Bar und Kamin bietet auf seinen gemütlichen Holzbänken rund 100 Menschen Raum zum Zuschauen, -hören und -mitmachen. Im Winter wird der Glaspalast zur Märchenschatzkammer, im Sommer zur luftigen Open Air Location. Ab November gibt es wieder die Märchenzeit in dem gläsernen Pavillon.

Ein Mix der Genres

Im Theater selbst haben sich inzwischen unterschiedliche Kunst-Genres etabliert – von Musiktheater über Literatur bis hin zu Comedy. So hat sich das Pfefferberg Theater zu einer wichtigen Bühne für innovativen Circus entwickelt. Die Verschmelzung unterschiedlichster Ausdrucksformen, Artistik und Schauspiel, Tanz und Musik nennt sich  „Neuer Circus.“ Er ist mal erheiternd und beflügelnd, mal poetisch oder provokant. Auch zeitgenössischer Tanz oder ganz große Oper haben in der Schankhalle ihre festen Spielort. Die „Passaggio Oper“ oder das „Siciliano Contemporary Ballet“ bieten ihre frischen Visionen eines modernen Theaters – ganz ohne pompöse Ausstattung und Kulisse.

Seit einigen Jahren ist das Pfefferberg Theater die Heimat des Berliner Hexenberg Ensembles. Die Theatertruppe bietet klassisches Volkstheater, von Molière bis Shakespeare. Zu sehen sind die Inszenierungen immer zeitgemäß und voller Spielfreude. Im Winter bespielt ein Teil des Ensembles den Glaspalast mit Wintermärchen.

Im großen Haus geben sich derweil – und nicht nur im Winter – große und klangvolle Namen aus Literatur, Politik und Zeitgeschehen die Klinke in die Hand. Ob Gregor Gysi oder Charlotte Link, ob Robert Harris oder Alexander Gorkow, ob Max Goldt oder FIL, Reinhard Kleist, Deborah Feldmann, Heike Makatsch oder Robert Stadlober - sie alle waren schon zu Gast bei der Lesungsreihe „Literatur LIVE“, einer  Kooperation mit der Thalia Buchhandlung.

Und auch das Comedy-Genre fehlt nicht: Die Kaberettistin Frau Bauerfeind hat in ihren regelmäßigen Auftritten viele Fragen, die Reihe Theatersport fragt „Wer mit wem?“ und regelmäßig fragen sich fünf Magier, wer von ihnen wohl am besten verzaubert. Das Pfefferberg Theater verwandelt sich eben gern auch zur Showbühne – mit Zauberslam, Improtheater oder eben Comedy-Talkshow.

Last not least: Einmal jährlich richtet die Schankhalle eine Pfefferberg Parieté-Gala aus, die Inklusionstheater in seiner schönsten Form präsentiert. Zu den Gastensemble gehören zahlreiche inklusive Kompanien und Projekte, wie „Szene 2wei“ oder „Black Castle Theater“.

-red-, Okt. 2019