MAUERPARK BEBAUUNG

Hinten sozial und laut, vorn schön grün

An der Mauerpark-Bebauung und deren Image wird seitens des Investors weiter gebastelt: Wohnraum für sozial Schwächere gibt’s an den S-Bahn-Gleisen, Wohlhabende bekommen Sicht aufs Grüne. Die Mauerpark-Allianz fühlt sich einmal mehr verschaukelt und kündigt ein Bürgerbegehren a la Tempelhofer Feld an.

Eigentlich sollte der Bebauungsplan für den nördlichen Mauerpark schon längst feststehen und zur öffentlichen Debatte und für Einwände ausliegen. Für vergangenen Herbst war das Verfahren geplant. Jetzt wird es wohl im Februar werden.
Was geschieht da hinter den Kulissen? Mit üblichen Behördenvorgängen allein lässt sich die Verzögerung nicht erklären. Mit Taktierspielchen, damit den zahlreichen Bebauungsgegnern, die auf die Auslegung warten, die Puste ausgeht? Oder mit Unsicherheit, wie mit Bürgerunmut umzugehen ist – nachdem Bau-Vorhaben wie das Tempelhofer Feld am Begehren der Berliner gescheitert sind?

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Konkretisierte Pläne für den nördlichen Mauerpark: An den S-Bahn-Gleisen sollen Studenten und Senioren wohnen und städtische Wohnungen entstehen. Die östlichen Blocks sind als Eigentumswohnungen geplant. Bild: Groth-Gruppe

Ende Januar zunächst stellte die Investoren-Gruppe Groth in Gestalt ihres Geschäftsführers Thomas Groth gemeinsam mit dem zuständigen Stadtrat Carsten Spallek (Mitte) konkretere, veränderte Pläne für das Areal nördlich des Gleimtunnels vor. Erst den Medien, dann den Anwohnern. Die Bürgerinitiative Mauerpark-Allianz hingegen erhielt zu der Veranstaltung keine Einladung, was sie nicht daran hinderte, sich und ihre zahlreichen Mitstreiter selbst einzuladen. Rund 250 Menschen kamen schließlich.
Was sie zu hören bekamen, konnte Ängste und Fragen weder beschwichtigen noch  beantworten. Die vorgestellten Pläne zeigen statt einer Luxusbebauung nun eher ein Zwei-Klassen-Modell: Etwa 700 Wohnungen sollen insgesamt entstehen. Wie ein auf dem Kopf stehendes „L“ platzieren sie sich zwischen Jugendfarm Moritzhof und S-Bahn-Gleise. Hinten, an den Gleisen, sind rund 260 Wohnungen für Studenten und für Senioren geplant. Weitere 120 Mietwohnungen sollen an die städtische GEWOBAG verkauft werden. Mietpreis, kalt: 6,50 Euro. 122 Mietwohnungen sind frei finanziert. Seitlich, mit Blick auf Moritzhof und Park, sind 194 Eigentumswohnungen vorgesehen. Die Kita wird auf 80 Plätze aufgestockt, kleine Einzelhandels-Geschäfte gruppieren sich um einen zentralen öffentlichen Platz Richtung Westen.
Viele Fragen blieben auch bei dieser Veranstaltung ungeklärt: Wie soll mit der Zunahme des Verkehrs am Nadelöhr Gleimtunnel umgegangen werden? Welchen Einfluss haben die teuren Wohnungen auf die Mieten der Umgebung? Wie kann ein sozialer Frieden zwischen neuen Bewohnern und angestammter Bevölkerung erreicht werden? Gibt es Entwarnung für die Existenzängste der Jugendfarm?
„Wir fordern eine Abkehr von diesen unsinnigen Bebauungsplänen – lassen sie uns an dieser Stelle einen Ort der Begegnung, der Besinnung gestalten. Ein Ort der Zukunft einer lebenswerten Stadt, die es ohne Freiflächen, Grünflächen nicht gibt!“, positionierte sich die Mauerpark-Allianz im Anschluss an die Veranstaltung und erneuerte ihre Absicht, ein Bürgerbegehren gegen die Bauten zu initiieren. Auch rückt sie immer mehr die offensichtliche Nähe zwischen Investor und Baustadtrat in den Fokus und fragt, ob sich dieser Schulterschluss mit Amt und Würde eines Bezirkspolitikers vereinbaren ließe.
Schon im Vorfeld der Veranstaltung hatte Groth-Geschäftsführer Thomas Groth mit einer Drohgebärde auf sich aufmerksam gemacht: Sollten die Wohnungen aufgrund eines Bürger-Vetos nicht gebaut werden können, dann würde er auf dem Gelände eben Gewerbe ansiedeln, Interessenten gäbe es genug. Gleichzeitig lädt eine Mauerpark-Homepage der Investoren ausdrücklich zum Dialog: „Haben Sie Fragen? Schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an!“
-al- (Feb 2015)

Aktuelle Infos auf den Seiten der Mauerpark-Allianz: www.mauerpark-allianz.de,

die Homepage des Investors:  www.mauerpark-dialog.de