DIE BEZIRKSGRENZE (35)

Rund um den Alexanderplatz, Teil 3 von 3

Weiter mit diesem kleinen Dreiteiler und dieses Mal wieder etwas genauer an der Grenze unseres Stadtteils entlang. Über Berliner Mauern und Grenzen wird es auf der letzten Seite in der September- und Novemberausgabe gehen.

 

Direkt gegenüber dem Prenzlauer Tor, dort wo aus der Mollstraße die Torstraße wird und die Karl-Liebknecht-Straße beginnt, noch halb in der Mollstraße gelegen, war einst der Hauptsitz der staatlichen Nachrichtenagentur ADN (Allgemeiner Deutscher Nachrichtendienst). ADN war neben „Panorama DDR“ die einzige zugelassene Nachrichten- und Bildagentur der DDR und nahm eine Monopolstellung bei der Belieferung der Medien mit Nachrichten von überregionalem Charakter ein. 1992 wurde er aufgelöst und das umfangreiche Archiv ins Bundesarchiv Koblenz überführt. Heute sind in diesem Gebäudekomplex Hotels, Hostels und andere touristische Gewerbe untergekommen.

Der Bereich zwischen Hirten- und Memhardtstraße war bis zum Kriegsende das Verlagsviertel Berlins. Dort entstand nach dem Vorbild des Springer-Hochhauses in der Kochstraße zwischen 1970 und 1973 das „Haus des Berliner Verlags“ durch den IHB.

ADN-Gebäude Berlin
Das ehemalige ADN-Gebäude beherbergt heute u.a. Hotels und Hostels. Foto: rg

Im Berliner Verlag erschienen sowohl Tageszeitungen als auch Wochen- und Monatszeitungen. 1990 ging der Verlag ein Joint Venture mit „Gruner & Jahr“ ein, die den Verlag 1992 komplett übernahmen. Der Verlag ist heute zu hundert Prozent Tochter der DuMont Mediengruppe und sitzt seit 2018 in einem Gebäude am Spittelmarkt.

In der Karl-Liebknecht-Straße steht aus Richtung Torstraße kurz vor der Hirtenstraße die große Bronzeplastik eines Bauarbeiters mit Schutzhelm. Sie ist von Gerhard Thieme aus dem Jahr 1968. Außerhalb der Vegetationsphase und im richtigen Winkel kann man erkennen, dass der ausgestreckte rechte Arm der Plastik die Kugel des Fernsehturms hält.

Zwischen Hirtenstraße und Linienstraße befindet sich das ehemalige IHB-Gebäude, in dem mein Vater bis zur Liquidation des IHB um das Jahr 1992 herum arbeitete.

Der IHB hieß mit vollem Namen „VEB Bau- und Montagekombinat, Ingenieurhochbau Berlin“. Dieser Betrieb wurde um 1956 durch den Zusammenschluss nach Kriegsende enteigneter Baufirmen neu geschaffen. Mein Opa arbeitete bereits in den frühen 30er-Jahren bei einer dieser Vorgängerfirmen, mein Vater lernte dort. Der IHB baute unter anderem den Fernsehturm (an dem mein Vater vor seinem Ingenieurstudium noch mitbaute), alle Schulen und Schwimmhallen, das Planetarium an der Prenzlauer Allee, die Bürohochhäuser sowie das Gewerbegebiet entlang der Storkower Straße, aber auch in beschränktem Umfang Wohnungen.

Im September geht es in dieser Serie entlang der Torstraße weiter.

Rolf Gänsrich, Aug. 2019

www.rolfgänsrich.wordpress.com