Vehkehrsgeschichte Berlin / Prenzlauer Berg

Mit der M13 durch die Berliner Geschichte

Die Geschichte Berlins am Beispiel einer Straßenbahnlinie zu erklären ist sicher höchst ungewöhnlich. Die Informationen hatte ich bereits im Oktober 2017 für eine Hochzeitsgesellschaft in Prenzlauer Berg recherchiert.

 

Wie der Ring der S-Bahn, so gab es auch bei der Straßenbahn Ringe. Am 8. September 1923 schlossen sich die Berliner Straßenbahngesellschaften zu einer einzigen zusammen und diese wiederum wurde mit Gründung der BVG am 1. Januar 1929 ein Betriebsteil derselben. 

Von den insgesamt 93 Linien waren nur wenige reine Ringlinien, 1 Stadtring, 2 Bahnhofsring, 3 Großer Ring, 4 (identisch mit M10) Ost-West-Ring, 5 Außenring, 6 Südring, 7 Westring, 8 Nordring, 9 Ostring. Die 3 fuhr ab Elsenstraße über Gneisenaustraße, Fehrbelliner Platz, Wilmersdorfer Straße, Seestraße wie die heutige M13 bis Warschauer Straße und vollendete den Ring bis zur Elsenstraße. 

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Die M13 auf der Höhe Björnsohnstraße, im Hintergrund die Bösebrücke, rg

Während der „Schlacht um Berlin“ brach am 23. April 1945 der Betrieb der BVG völlig zusammen. Trotz immenser Zerstörungen an Strecken, Fahrzeugen und Betriebshöfen fuhren ab dem 20. Mai 1945 wieder Straßenbahnen in Berliner Außenbezirken. Die Linie 3 wurde erst ab dem 24.01.46 in Abschnitten in Betrieb genommen, Gneisenaustraße/Baerwaldstraße – Moabit Schlossbrücke. 

Brücken waren zerstört, Fahrleitungen und Umspannwerke als Reparation demontiert usw. Ab 25.02.46: Moabit Schlossbrücke – Turmstraße / Gotzkowskystraße, ab 24.05.47 Moabit – Lichtenberg Gürtelstraße ab 16.2.48 Gotzkowskystraße, Beusselstraße, Lichtenberg Gürtelstraße, ab 01.10.48 Gürtelstraße bis Elsenstraße in Treptow. 

 

Rollbügel // Schleifbügel

Die Umstellung vom „Rollbügel“ (Stangenbügel) zum „Schleifbügel“ (Scherenbügel) bei den Stromabnehmern passierte in Westberlin ab 12. April 1948, im Osten ab 1951. Die Umstellung konnte 1955 abgeschlossen werden. Mit den Stromabnehmern musste auch die Oberleitungsführung verändert werden. Beim Rollbügel muss die Oberleitung bei Kurven möglichst rund gespannt werden, beim Schleifbügel dagegen, wegen der gleichmäßigen Abnutzung des Bügels unterm Fahrdraht, möglichst im Zick-Zack. Kann man schön erkennen: alle Straßenbahnen bis kurz nach Kriegsende mit Rollbügel, mit Beginn der Teilung Berlins mit Schleifbügel. 

Der „Kalte Krieg“ brachte die „Währungsreform“ (Einführung der D-Mark), in Westdeutschland am 20.06.48, in Westberlin am 24.06.1948. In der Folge wurden bei der BVG erst einmal, widerwillig, eine Zeit lang beide Währungen akzeptiert.

 

Schaffnerwechsel

Ab 24.03.49 wurde der Schaffnerwechsel an der Sektorengrenze eingeführt. Linienverlängerung ab 04.07.49 um Gneisenaustraße / Baerwaldstraße – Herrmannplatz. Am 01.09.49 kam es zur Verwaltungstrennung der BVG, darunter auch zur Trennung des Straßenbahnnetzes, bis auf sechs Linien, darunter die Linie 3, die weiter gemeinsam betrieben wurden. Am 19.01.1951 wurde auch diese getrennt. Im Osten fuhr sie ab Grüntaler Straße über Warschauer Straße, Schlesisches Tor bis Elsenstraße, im Westen ab Elsenstraße bis Grüntaler Straße über Wilmersdorfer Straße und Herrmannplatz, dadurch Wegfall des Schaffnerwechsels. 

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Die Grünthaler Straße im Wedding, dort endeten die Ost-3 und die West-3 zwischen Währungsreform und Straßenbahnspaltung, bzw. die West-3 bis zu ihrer Kompletteinstellung 1964, Foto: rg

Nun ging es zeitlich rasant weiter: 21.01.51 Sperrung Oberbaumbrücke, ab 09.06.51 wieder über Oberbaumbrücke bis Elsenstraße, ab 13.10.52 endgültige Sperrung Oberbaumbrücke. Am 15./16.01.53 kam es zur Straßenbahnspaltung. Hintergrund: Ab 01.01.1953 durften in Westberlin und der BRD Frauen keine Straßenbahnen mehr als Zugführer fahren, die Ost-BVG jedoch hatte bei den Sektorenüberfahrten aber weiterhin Frauen als Fahrerinnen auf den Zügen, deshalb durchtrennte an diesem Tag die West-BVG den Straßenbahnverkehr an der Sektorengrenze. In der Folge fuhr die Linie 3 ab Björnsonstraße. 

Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich bereits ab, dass die West-BVG die ungeliebte „Bimmel“ los werden wollte. Am 28.03.53 bestellte die West-BVG statt 40 neuer Straßenbahnzüge 140 DD-Busse. Für die Linie 3 hieß das in Westberlin: ab 01.07.61 Verlängerung ab Herrmannplatz wieder bis Neukölln Elsenstraße, ab 15.11.63 Verkürzung auf Grüntaler Straße / Bornholmer Straße bis Fehrbelliner Platz, am 01.08.64 die komplette Einstellung der Linie 3. 

Witzig: 1965 wurde der Fernsehfilm „Großer Ring mit Außenschleife“ mit Wagen der Linie 3 auf der Strecke Zoo – Spandau gedreht!

 

Einstellung des Betriebs

Am 11.06.65 fand die letzte Straßenbahnhauptuntersuchung in Westberlin statt, ab 01.07.66 hatten die Bahnen keine Beiwagen mehr, ab 02.10.67 Einstellung Straßenbahn in Westberlin, am 21.12.67 letzte Überführungsfahrten vom Hof Charlottenburg nach Moabit zum Verschrotten.

In Ostberlin fuhr hingegen die Linie 3 weiter … auch nach dem Fall der Mauer! Ab 18.11.89 Zusatzfahrten durch 3E nach Weißensee, am 01.01.92 Vereinigung BVG-Ost mit BVG-West, am 23.05.93 Liniennetzreform – aus Linie 3 wird Linie 23, ab 14.10.95 Björnsonstraße - Luise-Schröder-Platz, am 25.10.97 Verlängerung bis Virchow-Klinikum, am 12.12.2004 weitere Liniennetzreform aus Linie 23 wird M13. Die weiteren Pläne: Ab Virchow-Klinikum soll es in den nächsten Jahren bis Moabit / Turmstraße gehen.

Rolf Gänsrich, Febr 2018

www.rolfgaensrich.wordpress.com