Glosse: Einzigartig nachhaltig – mit fremden Federn geschmückt?

Die Immanuelkirchstraße im Winskiez

Zeitung Prenbzlauer Berg Magazin
Foto: Birgit Robbe

Keine 500 Meter ist sie lang und doch – oder gerade deswegen – einzigartig in Deutschland: Die Immanuelkirchstraße im Prenzlauer Berg - keine andere Straße in Deutschland trägt diesen Namen!
Diese Einzigartigkeit muss in der Welt zu Glanz und Anerkennung gebracht werden – so dachte nicht nur die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung – also Stadt und Land Berlin samt ihres Bezirkes Pankow – und das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (bis 2009), sondern auch die geballte Europäische Union – 28 Staaten mit 508 Millionen Menschen! Sie alle zusammen haben Vermögen in den „Umbau im öffentlichen Straßenland – Neugestaltung der Gehwege“ gesteckt!
Sie allein? Hatten sie nicht mal einen Vermögensverwalter, einen leibhaftigen Stadtrat oder gar einen Bauarbeiter dabei ...???
Gesichert ist die Erkenntnis, dass ein Schilder Her- und Aufsteller mit
am Werke war – hat er doch getreu dem alten Reklamemotto „Tue Gutes und rede darüber!” – klammheimlich – ohne jede Beteiligung einer namhaften Persönlichkeit aus Politik, Wirtschaft oder Kultur an einer unbedeutenden und damit unscheinbaren Laterne ein viele Euro teures, stählernes Etikett befestigt, dass das gute Tun in die Welt herausschreit.
Der römische Dichter Phaedrus (* um 20 v. Chr. – † ca. 55 n. Chr.) überliefert die Fabel von der Krähe, die sich auffallend mit Pfauenfedern schmückt, um gut in der Welt dazustehen. Ihre Mitvögel fallen über sie her, reißen den „Schmuck“ heraus und entlarven die Schwindlerin ...
Die Tatsache, dass eine Unzahl von anwohnenden Bürgerinnen und Bürgern über die sogenannte „Ausgleichsabgabe“ ihrerseits erhebliche Vermögensbestandteile in den nicht durchgängig sinnhaften Straßen- und Kiezumbau stecken mussten, lässt der Etikettierer unerwähnt. Gehört er zur Krähenfamilie im Winskiez?
Möglicherweise hat er nur den Namen Immanuel „Gott ist mit uns“ nachhaltig falsch verstanden ...
Christian Robbe (März 2015)