WEGEN UNWETTER UND BAUARBEITEN

Gleimtunnel bis November gesperrt

Komplett unterspült, voll mitgeschwemmter Fahrzeuge und möglicherweise in der Statik erschüttert. Jetzt muss ein Gutachten klären, ob der Gleimtunnel nach dem schweren Unwetter im Juli Schaden genommen hat. Für Fußgänger frei, bleibt er für Autofahrer gesperrt. Doch wem gehört das Bauwerk eigentlich?

 

Der seit dem schweren Unwetter Ende Juli gesperrte Gleimtunnel bleibt weitere zwei bis drei Monate für den Autoverkehr geschlossen. Grund dafür sind Baumaßnahmen, die eigentlich für den Herbst geplant waren. Diese werden nun vorgezogen, um eine noch längere Sperrung des Tunnels zu vermeiden, wie der Pankower Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) mitteilte.

Zeitung Prenzlauer Berg magazin
Noch geht’s nicht wieder rein: Voraussichtlich bis November bleibt der Gleimtunnel für den Fahrzeugverkehr gesperrt. Foto: al

Gleichzeitig soll das Bauwerk im Hinblick auf statische Schäden untersucht werden. Bei den Baumaßnahmen handelt es sich um einen Kreisverkehr am Gleimtunnel im Stadtbezirk Wedding. Dieser soll das Baugebiet der Groth-Firmengruppe im nördlichen Mauerpark erschließen.

Fußgänger und Radfahrer können den Gleimtunnel bereits seit Ende August wieder nutzen. Autofahrern wird dies wohl erst im November wieder möglich. Die Statik des Tunnels muss nach der Überflutung gutachterlich geklärt werden. Während die Sicherheit des westlichen Teilstücks durch ein Gutachten im Auftrag einer Baufirma festgestellt wurde, muss die Stabilität des anderen Teilstücks im östlichen Bereich noch geprüft werden. Deshalb wurden dort behelfsmäßige Stützpfeiler eingebaut.

Bei dem monsunartigen Gewitter Ende Juli war der Tunnel vollgelaufen, die Wassermassen hatten zahlreiche Autos mitgerissen und zum Teil übereinander gestapelt. Teile der Fahrbahn im Tunnel wurden dadurch unterspült. Etwa 45 Liter pro Quadratmeter hatte der Starkregen in nahezu ganz Berlin binnen weniger Stunden heruntergeschüttet. Den Gleimtunnel traf es wie einige U-Bahnhöfe besonders hart. Er blieb zunächst etwa drei Wochen komplett gesperrt, erst Tage nach dem Unwetter konnten die Autos beseitigt werden. 

Die Reparaturarbeiten verzögerten sich auch wegen der komplizierten Besitzverhältnisse des Bauwerks: Der Gleimtunnel liegt genau auf der ehemaligen Sektorengrenze, zwischen den Ortsteilen Gesundbrunnen und Prenzlauer Berg. Der westliche Teil gehört nach Bezirkstadtrat Kirchners Angaben derzeit der Firma CA Immo und wird nach einer Flächenübertragung voraussichtlich auf das Land Berlin übergehen. Der östliche Teil ist strittig zwischen der Deutschen Bahn AG und dem Land Berlin. Mit seinen 130 Metern Länge und 23 Metern Breite führt der Tunnel durch ein Brückenbauwerk, das 1903 bis 1904 errichtet wurde. Als stählernes Zeichen damaliger Ingenieurskunst steht es auf der Berliner Denkmalliste.

-al-, Sep 2016