EHRENAMT

Frau M., Frau Q. und Herr H.

Ehrenamtliche sind im öffentlichen, sozialen und kulturellen Leben des Bezirks nicht mehr wegzudenken. Aktuell brauchen Flüchtlingskinder aus Welcome-Klassen Lernpatinnen und -paten. Über kostenloses, doch manchmal beglückendes Engagement.

 

Günter H. ist gelernter Krankenpfleger, Landschaftsplaner und Wirtschaftsingenieur – er kennt sich also gut aus mit dem Lernen. Bildung, so sagt er, sei der Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe. Als Lernpate sucht er auf seine Weise, diese Teilhabe zu ermöglichen. Maili M., pensionierte Kunsthistorikerin, hat ein Zwillingspärchen groß gezogen und weiß, wie anspruchsvoll die ersten Jahre mit Kleinkindern sein können. Seit einigen Jahren begleitet sie ehrenamtlich junge Familien mit Mehrlingen. Brigitte Q. hat jahrzehntelang Kinder in Mathematik unterrichtet – und kann das Unterrichten auch im Ruhestand nicht lassen, auch, wenn sie Freunde manchmal für verrückt erklären, dass sie in ihrem Alter noch Mathematik-Nachhilfe gibt, ganz ohne Bezahlung. 

Die drei sind bei der Pankower Freiwilligenagentur engagiert – als Lern- bzw. Familienpaten. Sie eint ihr Bedürfnis, andere Menschen zu unterstützen. 

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Jährlich zeichnet der Bezirk engagierte Ehrenamtliche aus – die aktuellen Preisträger. Foto: Bezirksamt Pankow

Der Wunsch, zu unterstützen

Zwei Nachmittage in der Woche verbringt Günter H. mit seinen Patenkindern – der 12-jährigen Lena und dem elfjährigen Florian. Mit Lena macht er Hausaufgaben, mit Florian übt er Lesen. Meist lesen sie sich abwechselnd aus „Die drei ???“ vor. Die Leistungen beider Kinder haben sich im zurückliegenden gemeinsamen Jahr mit ihrem Paten verbessert. Für Günter H. bedeutet die Lernpatenschaft nicht nur Hausaufgaben machen. Es gibt auch Ausflüge, zum Beispiel in den Klettergarten. 

Einmal wöchentlich schiebt Maili M. den Kinderwagen mit den kleinen Zwillingen durch den Kiez. Aktuell betreut sie eine junge Familie aus Niederschönhausen. Sie hilft den Eltern beim Füttern der Kinder oder begleitet Arzttermine, die allein nur schwer zu schaffen. Mit ihrem Engagement als Patin erfüllt sie sich den Wunsch, mit Kindern Zeit zu verbringen. 

Immer Montagnachmittag gibt Brigitte Q. ehrenamtlich Nachhilfe in Mathematik. Vier Stunden verbringt die 67-Jährige jede Woche beim Verein „Pegasus“. Zu ihrer Nachhilfe kommen eine Grundschülerin und eine Gymnasiastin. Ihr ist es wichtig, dass alle Schüler die Möglichkeit haben, Nachhilfe zu bekommen. Auch die, deren Eltern es sich finanziell nicht leisten können. Ihre Nachhilfe beruht auf Gegenseitigkeit: Seit sie die beiden Mädchen unterrichtet, ist sie fit im Bedienen ihres Handys – und weiß jede Menge über koreanische Kampfkunst. Ihr Ehrenamt erfüllt sie mit Freude – und trainiert ganz nebenbei ihr Gedächtnis.

Wer sich unbezahlt engagiert, gewinnt oft auf andere Weise: Durch Erfolge seiner Patenkinder, durch soziale Kontakte und gegenseitigen Austausch. Bei der Pankower Freiwilligenagentur können sich Interessierte über die verschiedenen Möglichkeiten des Ehrenamtes informieren.

 

Lernpaten für Flüchtlingskinder gesucht

Für die Willkommensklassen in den Pankower Schulen sucht die Freiwilligenagentur aktuell Lernpaten. Sie unterstützen Flüchtlingskinder in Gruppenarbeit beim Deutschlernen. Sie üben mit den Kindern lesen oder sprechen. Die ehrenamtliche Tätigkeit nimmt etwa drei Stunden pro Woche während der Unterrichtszeit in Anspruch. Vor ihrem Einsatz als Lernpaten erhalten die Engagierten umfassende Beratung.

Weitere Informationen, Anmeldung bei:

Juliane Erler, Freiwilligenagentur im Stadtteilzentrum Pankow, stz-pankow.de