Innenstadtring

Parkzonen sollen erweitert werden

Die Parkraumbewirtschaftung in Prenzlauer Berg wurde vor gerade erst mal drei Monaten eingeführt und schon 

ist die Diskussion um eine Parkzonen-Erweiterung entbrannt. Speziell Anwohner aus dem Bötzowviertel und der 

Erich-Weinert-Straße beklagen sich zunehmend, dass sie nun Opfer des Verdrängungseffektes geworden seien – 

auswärtige Fahrzeugführer, die sich die Parkgebühren sparen wollten, würden nun an den Rand der Parkzonen ausweichen. Ein Gutachten empfiehlt, die bisher unbewirtschafteten Gebiete um den Arnimplatz, Humannplatz und das Bötzowviertel mit einzubeziehen. Grund sei der unangemessen hohe Parkdruck.

 

Der Unmut von Anwohnern des Bötzowviertels stieg in den letzten Wochen immens. War es zuvor schon schwierig, ab 20 Uhr wochentags und vor allem sonntags einen Parkplatz im Kiez zu ergattern, scheint das Spektakel allabendlich kreisender Auto endlos geworden zu sein. Es gibt einfach keine Parkplätze mehr. „Noch im vergan- 

genen Sommer konntest du dir sicher sein, dass du tagsüber in deiner Straße was findest.“, so ein wütender  Anwohner. Doch auch das scheint vorbei. „Geh' jetzt mal dienstags um 11 Uhr am Vormittag in die Hans-Otto-Straße – alles dicht“, so der Anwohner weiter.  Diesen überhöhten Parkdruck stellte nun auch das vom Pankower Bezirksamt in Auftrag gebende und jetzt veröffentlichte Gutachten des Unternehmens AK Argus fest. Dort heißt es, dass auf Grund der Einführung des kostenpflichtigen Parkens im Süden des Prenzlauer Bergs es zu Verdrängungseffekten gekommen sei – nicht zuletzt weil viele Berufspendler ihr Auto in kostenfreien Gebieten abstellen würden. Davon wären laut Gutachten besonders das Bötzowviertel zwischen Greifswalder Straße, Danziger Straße und Volkspark Friedrichshain sowie die Gebiete um den Arnim- und den Humannplatz betroffen. Verdrängungseffekte könnten demnach durch die Ausdehnung der Parkraumbewirtschaftung in den genannten Kiezen kompensiert werden. 

Es verwundert, dass das Bötzowviertel nicht vorn herein als primäre arkzone ausgewiesen wurde. Schon vor der  Einführung der Bewirtschaftung in Prenzlauer Berg gab es ein Gutachten, welches dort einen sehr hohen Parkdruck  nachwies. Je nach Tages- und Wochenzeit betrug die Auslastung der Parkmöglichkeiten zwischen 84% und 

104%. Seitdem im Oktober im benachbarten Wienskiez Parken kostenpflichtig geworden ist, soll durch den  Verdrängungseffekt die Auslastung im Bötzowviertel an den Werktagen bis zu 15 Prozent und an den Wochenenden bis zu 22 Prozent gestiegen sein. Auch war eine Verschleppung des Parkdruckes des in der Parkzone befindlichen dichtbesiedelten Helmholtzkiezes zu erwarten. In den nördlich angrenzenden Gebieten um den Arnim- und Humannplatz wurde ein Anstieg der Auslastung von 86 Prozent auf 93 Prozent festgestellt. Eine Ausweitung der Parkzonen scheint demnach logisch. Doch werden nach einer potentiellen Bewirtschaftung der genannten Gebiete wiederholt Verdrängungseffekte in anliegenden Bereichen entstehen. Diesbezüglich empfiehlt das Gutachten der AK Argus eine genaue Beobachtung der „Grünen Stadt“ (Gebiet nördlich der Danziger Straße, das durch Greifswalder Straße, Kniproderstraße und den S-Bahnring begrenzt wird.), eine Beobachtung des Gebietes „Bornholm“ (begrenzt durch Ibsenstraße/Stavangerstraße im Norden, Gotlandstraße im Osten, Bornholmer Straße im Süden und Björnsonstraße im Westen) sowie die Fläche zwischen Wisbyer Straße, Berliner Straße,  Thulestraße und Prenzlauer Promenade. Nun ist es an er Bezirksverordnetenversammlung (BVV), 

eine Erweiterung dingfest zu machen. Der Stadtrat für Öffentliche Ordnung, Jens-Holger Kirchner (Die Grünen) erklärte gegenüber dem RBB, dass das Ergebnis des Gutachtens am 18. Januar erstmals im Ausschuss für öffentliche Ordnung, Verkehr und Verbraucherschutz vorgestellt werden würde. Endgültig entschieden darüber würde in der BVV frühestens bei der Tagung am 2. März 2011. „Danach kann es noch einmal bis zu einem halben Jahr dauern, bis Parkscheinautomaten in den betroffenen Gebieten aufgestellt werden“, so Kirchner weiter. Es müssten nämlich ca. 60 neue Arbeitsstellen geschaffen und 350 neue Parkschein-Automaten aufgestellt werden, falls die Abgeordneten dafür stimmen, in allen drei Gebieten Parkzonen zu errichten. Dies würde eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen. 

Kirchner ist sich aber sicher, dass die Ausdehnung der Parkzonen früher oder später verabschiedet wird. Einen Betrag in mittlerer vierstelliger Höhe hat das Gutachten den Bezirk laut Bezirksstadtrat Kirchner gekostet. Es sei jedoch auch nur eine kleinere Folgeuntersuchung derjenigen, die der Einrichtung der Parkzonen im Oktober vorausgegangen sei und für die man 40.000 Euro bezahlt habe. 

Torsten Lehmann (Januar 2011)