FIRMENGESCHICHTE PRENZLAUER BERG (5)

Die GEHAG

In meiner Serie um große oder bekannte Firmen bis hin zur Gegenwart, geht es in dieser Ausgabe um eine Firma, die räumlich, wie fast alle Wohnungsbauunternehmen, relativ große Flächen in Prenzlauer Berg besitzt und die es im Prinzip noch heute gibt, um die GEHAG.

 

Sie wurde im April 1924 als „Gemeinnützige Heimstätten-, Spar- und Bau-Aktiengesellschaft“ gegründet. Im Jahr 2009 fusionierte sie mit der bei Mietern berüchtigten „Deutsche Wohnen“. Das Land Berlin besaß einmal 25 Prozent plus eine Aktie an der GEHAG.

Nach Auskunft des Büros von Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD) hat noch immer „… das Land Berlin … einen Geschäftsanteil. Dies ist beim Verkauf vereinbart worden, insbesondere um Kontrollrechte für die diversen Auflagen zu haben.“

Die GEHAG baute vor allem in den 1920er- und 30er-Jahren sehr, sehr viele Wohnungen in Berlin und nahm sich dafür in den Anfangsjahren namhafte Architekten wie zum Beispiel Bruno Taut, Franz Hillinger oder Rudolf Salvisberg.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Auch der Eingang zum ehemaligen Waschhaus zeigt den Stil von Bruno Taut: kräftige Farben an Fenster und Türen

Neben der Carl-Legien-Siedlung, die seit 2008 Weltkulturerbe ist, gehörte unter anderem die Hufeisensiedlung in Britz (auch Weltkulturerbe), die Waldsiedlung Zehlendorf, Onkel Toms Hütte,  die Gropiusstadt, weite Teile der Buschallee in Weißensee / Hohenschönhausen und Wohnungen auf dem Falkenhagener Feld dazu.

Dass die Immobilienpreise bundesweit derzeit so hoch sind, erklärte vor ca. einem Jahr der damalige Stadtentwicklungs- und heutige Innensenator Andreas Geisel (SPD) bei einer öffentlichen Veranstaltung sehr einfach in etwa so:

Durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank ist Geld unwahrscheinlich billig und es macht heute für potenzielle Anleger keinen Sinn, Geld auf zum Beispiel Sparkonten zu deponieren. Aktienkurse dagegen schwanken oft zu sehr. Aber Wohnraum ist, durch die langjährige verfehlte Wohnungsbaupolitik CDU geführter Regierungen, sehr knapp. Und wenn etwas knapp ist, steigen im Kapitalismus die Preise. Daher ist es sinnvoll, wenn man sein Geld „arbeiten“ lassen will, es in Immobilien anzulegen. Dadurch steigen aber nun zusätzlich die Immobilienpreise immer weiter, das sogenannte „Betongold“ entsteht und der Immobilienmarkt „erhitzt“ sich so lange, bis niemand mehr bereit ist, nochmehr in Immobilien zu investieren und diese „Immobilienblase“ letztlich platzt.

Um also das Spekulieren mit Wohnraum zurückzufahren, müssen schnell und mehr Wohnungen gebaut werden und die Null-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank muss aufgegeben werden.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Erich-Weinert- Ecke Gubitzstraße Fotos (2): rg

Aber zurück zur GEHAG. In der Carl-Legien-Siedlung entstanden zwischen 1928 und 1930 insgesamt 1149 Eineinhalb- bis Viereinhalb-Zimmerwohnungen auf 8,4 Hektar. Die Siedlung steht bereits seit 1977 unter Denkmalschutz. Prägend sind die kraftvollen Farben an Türen, Rahmen und Zierleisten in und an den Häusern. Jeder der Gartenhöfe bekam eine Leitfarbe, der die anderen Farben zugeordnet waren. Interessant sind die gevierteilten, blauen Küchenfenster, die sich unterschiedlich klappen, schließen und öffnen lassen. Die Wohndichte im Viertel soll im übrigen, durch die relativ kleineren Wohnungen, damals genauso hoch gewesen sein, wie in den Gründerzeitvierteln mit ihren Hinterhöfen. Trotz dieser geforderten hohen Wohndichte schafften es die Architekten dennoch, große Loggien zu bauen, lichtdurchflutete Höfe einzurichten und jede Wohnung mit Innentoilette und, was für ein Luxus in der damaligen Zeit, mit einem Bad zu versehen. Auf welche Weise die Wohnungen beheizt wurden, kann ich derzeit nicht nachvollziehen. Es soll wohl ein Heizhaus gegeben haben und ich entsinne mich auch noch an einen ziemlich hohen verzinkten Schornstein auf dem Hof zwischen Gubitz- und Sodtkestraße. Dort soll es auch noch ein gemeinschaftliches Waschhaus (also für Kleidung) gegeben haben, die Dachböden der Häuser waren für das Wäschetrocknen vorgesehen.

In der Augustausgabe geht es an dieser Stelle um den Prenzlauer Berg als Drehort und Filmkulisse, im Oktober um die vielen Kinos, die es hier dereinst gab.

Rolf Gänsrich, Juni 2017