Vor Ort bleiben

Kiezhelden nennt sich ein Berliner Netzwerk, das Einkauf und Genuss vor der Haustür und in der Stadt propagiert. Immer mehr Dienstleister und immer mehr Menschen machen bei der Online-Initiative mit.

Es ist doch immer wieder verblüffend, was Berlin, die sexy deutsche Hauptstadt, so zu bieten hat. Läden, deren Sortiment die Kunden mitbestimmen können – in dem sie zum Beispiel Köstlichkeiten aus ihren letztem Urlaubsort zum Verkauf empfehlen. Läden, die ganz ohne Verpackung auskommen. Läden, in denen sich in Koffern Süßigkeiten aus aller Welt zum Genuss darbieten. Lokale, von Flüchtlingen mit Genüssen aus ihren Herkunftsländern unterhalten. Oder Läden, die für soziale Zwecke betrieben werden. 

Skurilles, Seltenes, Schönes, Anspruchsvolles bieten diese Läden um die Ecke – oder ein wenig weiter weg. Zum Anfassen und Schauen vor dem Kauf und vor allem: Mit Verkäuferinnen und Verkäufern - Menschen, die vor dem Kauf beraten und informieren können.

„In der letzten Zeit hat uns zunehmend geärgert, dass immer mehr über das Internet bestellt wird. Denn wohin es führt, wenn alle nur noch online shoppen, lässt sich heute schon beobachten: Mit Lieferwagen und -rädern zugeparkte Straßen, Einzelhändler, die ohne Kunden mit dem gesamten Team arbeitslos werden, leerstehende Ladengeschäfte – und damit ein Kiez, der weniger lebenswert ist.“, argumentieren die Kiezhelden, ein Netzwerk von Berlinerinnen und Berlinern, die das gleichnamige Internet-Portal betreiben. Auf dieser website sind Shops und Bistros, Buchhandlungen und Lokale, Kinos, Theater und noch viel mehr zu finden, das direkt vor der Haustür liegt.

Mit dieser Initiative wollen die Kiezhelden dazu einladen, so viel wie möglich direkt im Kiez zu kaufen und auf den Online-Handel zu verzichten. Charmante Begründung: „So lernt Ihr nämlich nicht nur die vielen kleinen und einzigartigen Geschäfte kennen, die Euren Kiez liebenswert machen – Ihr verhindert auch, dass sie sich früher oder später den großen Händlern geschlagen geben müssen.“ Zudem tue, wer im Kiez einkauft, auch Gutes für die Umwelt: Er spart sich weite – mit dem Auto zurückgelegte – Strecken oder den Weg über Online-Shops. So lässt sich der CO2-Ausstoß nachweislich verringern. Und es fällt weniger Verpackungsmüll an, der jährlich durch den Versandhandel produziert wird.

Fürs Neue Jahr 2019 sind die Kiezhelden möglicherweise ein Anstoß, den guten Vorsatz des Vor-Ort-Einkaufens zu fassen – und in die Tat umzusetzen. Die beteiligten Läden, Kiezhelden allesamt, sind auf der Plattform mit Portfolio, Sortiment und Adressen markiert. Offline sind sie auch zu erkennen, anhand einer auffälligen Kiezhelden-Auszeichnung. Dabei handelt es sich um einen liebevoll gestalteten blauen Aufkleber, der die Schaufenster und Eingangstüren der Kiezhelden schmückt. 

Entdecken lassen sich online auf dem Portal nicht nur Läden oder Cafes, die Kunden vielleicht noch gar nicht kennen. Auch Kunst und Kultur – kleine Kinos und Theater beispielsweise, gehören zu den analogen Kiezhelden. Möglicherweise wären auch diese sonst verborgen geblieben.

-red-,  Jan. 2019

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