KLEINE BIBLIOTHEK

Bücher aus dem Kollwitz-Kiez

Drei Bücher schildern den Kollwitz-Kiez abseits der Berlin-Führer. In Erst- bzw. Zweitauflagen derzeit erschienen, spiegeln sie auf unterschiedliche Weise, wer rund um den Kollwitzplatz lebt und arbeitet. Eine Trilogie des Kiezes und seiner Menschen.

 

Es sind drei Erfahrungsberichte bzw. Erinnerungen, die jeweils das Label „Kollwitz-Kiez“ im Titel tragen. „Die Amazone vom Kollwitzplatz“ etwa ist die Geschichte eines Paares, das mit der Krankheit  Krebs leben muss. Brustkrebs wird bei der Frau diagnostiziert. Der Autor F. Hendrick Melle erzählt mit Wucht vom Einbruch des Krebses in die Beziehung, in die Familie und in sein Leben als Mann - von Konfrontation und Hilflosigkeit, Wut, Bedrohung, Mut und Heilung. Die authentische Geschichte bewahrt trotz ihrer Tragik eine hoffnungsfrohe Balance.

Der Band „Nachtschicht auf dem Kollwitzkiez“ wiederum ist „Das Tagebuch einer Hure“. Boglarka E. Nagy beschreibt darin ihren Arbeitsalltag, der – zumindest aus dem Kollwitz-Quartier – inzwischen verschwunden ist. „Alles in allem ist mein Job viel normaler, als es sich die meisten Menschen vorstellen. Er hat aber bestimmt nichts mit Selbsterfahrung, Ausleben der eigenen Sexualität oder Traumjob zu tun.“ Borglarka Nagy nimmt in diesem Buch mit in ihren Puff, erzählt von ihrer Arbeit als Prostituierte und, warum sie einst aus Ungarn nach Deutschland kam und blieb. 

„Kolle 66“ schließlich führt zurück in den Prenzlauer Berg der 1950er Jahre. Dieter Krause beschreibt seine Ostberliner Nachkriegskindheit, persönlich, mit zahlreichen Details und der Verflechtung von Politischen und Privatem. Die fünfziger Jahre sind für den Jungen eine Übergangszeit: Zwischen heimlich gehörten Elvis-Songs und Begegnungen mit russischen Soldaten wechselt er regelmäßig von einem Sektor der Stadt in den anderen und beinah ebenso häufig die Schule. Die Freiheit seiner Kindheit ändert sich, als mitten in die Sommerferien 1961 die Nachricht vom Mauerbau platzt.

-red-, März 2018