Unbekannte Ecken (19)

Glaßbrennerstraße

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin

In unsere heutije Reihe jehts ma wieda im Berlina-Slang rund. Jrund dafür is, det die Straße, um die et hia jeht, nach ehm Mann benannt wurde, der als ersta die Berlina Mundart inne Literatur einjeführt hat. George Adolf Theodor (Pseudonym. Adolf Brennglas) Glaßbrenner, jeborn  27.3.1810 Berlin, jestorben 25.9.1876 ooch in Berlin, war Schriftsteller und Redakteur, u.a. 1841 beim „Courier“.

Von 1832 bis 1850 editierte Glaßbrenner unter dem Pseudonym Adolf Brennglas die Taschenhefte "Berlin, wie es ist - und trinkt" in denen er den Berliner Dialekt einführte. Schon 1840  taucht Eckensteher "Nante" in Glaßbrenners literarischen Werken uff. Ferdinand Stumpf, jeboren 1803 in Berlin, Spitzname „Nante“, war Dienstmann und eene real existierende Berliner Figur. Er fiel vor allem durch sein' Humor uff. Karl von Holteis nahm ihn als Kunstfigur 1831, Friedrich Beckmann 1833, Albert Hopf 1848 und eben Adolf Glaßbrenner 1840 in ihre Werke uff. Glaßbrenner gilt als der Begründer des Berliner Witzes. Sein Hauptwerk war der 1846 erschienene "Neue Reineke Fuchs".
In Preußen wurden Glaßbrenners "Freien Blätter" 1848 verboten und erst zehn Jahre später durfte er nach Berlin zurück.
Die hier jenannte Straße trächt seit dem 23.1.1913 seinen Namen. Det is ooch jenau die Zeit, in der det Jebiet rund um den Humannplatz herum endjültich bebaut wurde. Die Straße war vorher die Straße Nr. 18 b, Abt. XII des Hobrechtschen-Bebauungsplanes.
… so und jetzt wieder hochdeutsch weiter … Berlinisch schreibt sich nämlich genauso anstrengend, wie es sich liest …
Die Glaßbrennerstraße geht von der Wisbyer Straße hin zur Kuglerstraße ab und ist in Richtung Prenzlauer Allee die letzte Querstraße vor der Stahlheimer Straße. Die eigentliche Bebauung erfolgte erst ende der zwanziger Jahre, etwa zeitgleich mit der Errichtung der Carl-Legien-Siedlung an der Ostseestraße. Die Glaßbrennerstraße ist etwa einhundertzwanzig Meter lang und nach dem französischen System nummeriert (erkläre ich gern bei meinen Führungen). An der Kuglerstraße endet sie am Spielplatz der Carl-Humann-Grundschule mit der Sporthalle (links), die sowohl von der Schule, als auch vom „Preussischen Ringverein“ genutzt wird. Das Schulgebäude steht unter Denkmalschutz und wird derzeit saniert.
In der Glaßbrennerstraße gibt es kein Gewerbe. Auffällig sind hingegen Schilder an den Hauswänden neben jedem Eingang, die das Anlehnen von Fahrrädern an diese Wände verbieten.
Rolf Gänsrich, Juli 2015