DIE BEZIRKSGRENZE (5)

Wisbyer Straße

er Ecke Wisbyer, Ostseestraße, PrenzlauIn dieser Folge unserer kleinen Reihe über die historischen Grenzen des Prenzlauer Berg nähern wir uns allmählich der „Spitze“. Vor der „Verschmelzung“ aufgrund der Verwaltungsreform von 2001 zum neuen Großbezirk Pankow stießen an der Allee / Promenade die bis dato eigenständigen Bezirke Weißensee, Pankow je in relativ spitzen Winkeln mit dem Prenzlauer Berg zusammen. Daher der diesbezüglich im Volksmund verbreitete Name „Spitze“. „Jehste an die Spitze, da kannste ooch nix koofen!“, hatte mir mal in meiner Jugend eine freundliche, ältere Kollegin aus der Jacobsohnstraße geraten.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Talstraße / Wisbyer Str. in Richtung Schönhauser: eines dieser eleganten Vorstadthäuser mit Vorgarten.

Die Wisbyer Straße stellt zwischen der Neumannstraße und der Prenzlauer Promenade die nordnordöstliche Grenze zu Pankow dar. Sie ist ein Teil des äußeren Straßenrings des Berliner Bebauungsplans von 1862 von James Hobrecht, der etwas außerhalb der schon damals in Planungen vorhandenen Ringbahn liegt.

 

Die Wisbyer Straße bekam erst am 23. August 1905 ihren Namen nach der schwedischen Stadt Visby auf der Ostseeinsel Gotland. Vorher waren es die Straße 31 und 31 a, Abt. XII des Hobrechtplans. Ursprünglich nur eine Chaussee, lagen an ihren Seiten anfangs städtische Mühlen und private Kleingärten der Berliner. Bereits seit den dreißiger Jahren gab es in der Wisbyer und Ostseestraße einen Radweg, der jedoch, nicht wie heute üblich, am rechten Straßenrand lag, sondern links, also direkt zwischen dem mittleren Grünstreifen und der Fahrbahn für die Autos. Dies stellte sich für die Radfahrer als großes Risiko heraus, da niemand von den Kraftfahrern hier mit abbiegenden, oder auf den Radweg auf- oder abfahrenden Radlern rechnete. Erst mit der Umgestaltung und Asphaltierung der Wisbyer Straße 2008 wurden jeweils am rechten Fahrbahnrand neue Radwege angelegt. Zudem lärmte das alte Kopfsteinpflaster sehr, sodass in den Nachtstunden eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 km/h galt. Die alten Verkehrsschilder stehen zum Teil noch heute.

Ansonsten ist die Wisbyer Straße auf ihrer gesamten Länge relativ unspektakulär bebaut. In Richtung Innenstadt dominieren, bis auf wenige Ausnahmen, Gebäude aus den 30er-Jahren. Zwischen Neumannstraße und Schönhauser Allee sind es überwiegend Gründerzeitbauten. Davor sind es ab Talstraße 30er-Jahre-Bauten und das Ende bis zur Prenzlauer Promenade ist komplett erst in den letzten Jahren neu bebaut worden. Die Kriegslücke direkt an der Spitze, hier befand sich über viele Jahre eine Tankstelle, wird in diesen Wochen durch einen Neubau geschlossen. Auf der Kriegslücke an der Ecke Talstraße ist mit großem Parkplatz ein Discounter zu finden. 

Rolf Gänsrich, November 2016