MENSCHEN UND TIERE

Ein Kater, ein Song, ein Video

Was Menschen so treiben, in ihrem Leben vor und nach und neben dem Beruf. Zum Beispiel als Streichelpate arbeiten, ehrenamtlich im Tierheim. Andere unterstützen und etwas zurückbekommen. Die Geschichte von Florian Schäfer und dem Kater Humpty aus Israel. 

Florian Schäfer ist Texter und Musiker. Lebt fast sein ganzes Leben in Prenzlauer Berg, arbeitet freiberuflich. Florian Schäfer ist zudem ein Mensch, der Katzen mag. Und diese drei Spezifika verbinden sich in diesen Wintertagen zu einer ganz besonderen Geschichte.

Eine der Katzen, die Florian Schäfer ganz besonders mag, heißt Humpty. Weiß-rötlich, fein gezeichnet. Grüne Augen. Ein elegantes Tier. Das auch die Herzen von Menschen zu erobern mag, die nicht in erster Linie Katzenfans sind. Humpty kommt aus Israel. Jetzt lebt er seit einem Jahr im Tierheim in Berlin. 

Berlin Prenzlauer Berg
Ein Filmemacher und sein Star: Florian Schäfer hat für Kater Humpty ein Video gedreht – damit er ein neues Zuhause findet.

DER TAG BEGINNT MIT HUMPTY

Florian Schäfer besucht Humpty dreimal die Woche. Er ist ehrenamtlicher Katzenstreichler. Ein gelbes T-Shirt mit dem Schriftzug „Ehrenamtlicher Helfer“ zeichnet ihn als einen aus, der den Tieren in der Einrichtung wieder neues Vertrauen zu Menschen schenkt. Das haben die Katzen, Hunde oder Hamster, die oft aus schwierigen Verhältnissen ins Heim kommen, bitter nötig. 

Florian Schäfer macht sich frühmorgens, vor der Arbeit, auf den Weg zu Humpty. Er hilft den TierpflegerInnen beim Füttern, dann sind Spiele dran, kleine Kommandos, Schmuseeinheiten. Schmusen nur, wenn Humpty will. Das will er, der Anfangs sehr zurückhaltend war, inzwischen immer öfter. Ein Zeichen dafür, wie sehr er vertraute Menschen um sich braucht. Die Beschäftigung mit dem Tier folgt einem gut abgestimmten Konzept mit einer Katzenpsychologin. 

Katze Berlin Prenzlauer Berg
Ein schönes, stolzes Tier auf der Suche nach Menschen: Humpty wartet im Berliner Tierheim auf ein neues Zuhause.

HUMPTY SUCHT EIN NEUES ZUHAUSE

Doch: trotz aller Zuneigung und Streicheleinheiten – Humpty gehört in ein neues Zuhause, nicht ins Tierheim. Und um darauf aufmerksam zu machen, hat Florian Schäfer einen Song über Humpty getextet und komponiert und ein Video gedreht. Es heißt „Weit gereist“ und hat inzwischen über 4.000 Klicks auf Youtube. Es erzählt Humptys Geschichte und zeigt den Alltag des Katers im Tierheim – mit und ohne Florian Schäfer. Er zeigt einen offenen, zugänglichen Kater, einen „liebevollen Chaoten“, wie das Tierheim Humpty selbst nennt. Es erzählt, wie Humpty im Alter von nur wenigen Wochen von der Straße gerettet wurde und zunächst zu einer Familie mit einem Hund kam. Dann zog er in ein neues Zuhause, dann zog er mit seinen neuen Menschen nach Berlin. Dann vertrug sich die andere Katze des Haushalts nicht mit ihm und deswegen landete er im Tierheim.

Hier hatte er es zunächst sehr schwer, sich an alles zu gewöhnen. Er reagierte sehr schreckhaft und unruhig. Auch heute noch braucht er einen ruhigen Umgang, um sich zu entspannen. „Grundsätzlich ist er aber eher Abenteurer als Kuschelkatze“, so Florian Schäfer. Dieser Abenteurer braucht geduldige, katzenerfahrene Menschen. Mit Kindern und anderen Katzen kommt er nicht so gut klar. Auch braucht er Auslauf draußen, nicht nur in der Wohnung.

Florian Schäfer hat selbst einen 13 Jahre alten Kater zu Hause, der sich nicht mit anderen Katzen verträgt. Sonst hätte er Humpty längst zu sich genommen. Nun wünscht er sich, dass der Kater das Tierheim bald verlassen kann – und vielleicht durch diesen Text in den „Prenzlberger Ansichten“ neue Menschen für sich findet. „Toll wäre, wenn die nicht weit weg von mir wohnen, dann könnte ich, wenn das gewünscht ist, auch Kontakt zu Humpty halten.“

Florian Schäfer Berlin Prenzlauer Berg
Katzenfan und ehrenamtlicher Katzenstreichler: Florian Schäfer mit seiner eigenen Katze. Fotos (3) FS

EHRENAMTLICH STREICHELN

Wie kommt ein Mensch dazu, als ehrenamtlicher Streichelpate zu arbeiten? Florian Schäfer machte ein Seminar über Katzen im Tierheim, weil er „erfahren wollte, was in so einem Katzenkopf vorgeht“. So erfuhr er mehr von der Arbeit im Tierheim, sah das Engagement der Beschäftigten dort - und entschied sich für das Ehrenamt. Gern möchte er auch andere Menschen motivieren, sich in ihrer Freizeit um die Hunde, Katzen oder Kleintiere zu kümmern. Wenn er mit seiner Spiel- und Streichelstunde mit Humpty fertig ist, besucht Schäfer noch zwei weitere Katzen – Schneeball und Püppi. „Die sind tatsächlich, wie sie heißen: Schneeball ist ein liebes Pummelchen, Püppi eine ganz Verspielte“. Auch mit diesen beiden Tieren verbringt Schäfer jeweils eine Stunde Zeit mit Spielen, Gewöhnen, Schmusen. Dann fährt er nach Hause, setzt sich an seinem Schreibtisch und beginnt seine hauptberufliche Arbeit. „Ursprünglich war die Arbeit im Tierheim ein guter Ausgleich zu meinem Bürojob“, sagt Schäfer, „inzwischen ist das viel mehr. Die Katzen haben mich einfach getriggert, und man bekommt viel von ihnen zurück.“ 

Was ist denn das Besondere an Katzen? „Sie strahlen so viel Erhabenheit aus. Ich fühle mich einfach wohl, wenn sie im Raum sind“. Die Idee, ein „Wanted“-Video für Humpty zu machen, stieß beim Team des Berliner Tierheims auf sehr positive Resonanz. Am liebsten hätten die TierschützerInnen, dass es jede Woche ein Video für ein zu vermittelndes Tier gibt. Weil das die Chancen der Bekanntheit erhöht. Doch auch, wenn dies sicher so schnell nicht machbar ist, auf der Homepage des Heims sind viele der BewohnerInnen ausführlich porträtiert.

Florian Schäfer denkt derweil darüber nach, wie er sich auch beruflich stärker mit Katzen beschäftigen kann. Für Humpty jedenfalls wünscht er sich zunächst ein gutes neues Zuhause. 

-al-,  Dez. 2019

Mehr: tierschutz-berlin.de,

Zum Song geht es hier: https://www.youtube.com/watch?v=digYuLSlWzA&feature=emb_logo