BÖTZOWKIEZ

Ein Jahr ohne Stierisch gut

Weil der nördliche Teil des Arnswalder Platzes saniert wird, gibt es in diesem Sommer kein Kiezfest „Stierisch gut“. Die Initiatoren sehen dies mit einem lachenden und einem weinenden Auge und beseitigen weiter Unkraut und Unrat. Ein Aus- und Rückblick.

Ein letztes Teilstück war noch unfertig, der nördliche Teil des denkmalgeschützten Arnswalder Platzes – vom mächtigen Stierbrunnen hin zur Danziger Straße. Lange lagen die Pläne für die Sanierung in der Schublade des Bezirksamtes, lange fehlten die Gelder. Doch in diesem Sommer erhält auch das letzte Drittel des Platzes ein neues Gesicht. Das Gelände mit der Rasenfläche wird um rund 30 Zentimeter tiefer gelegt, sodass die alten Klinker-Einfassungen wieder zur Geltung kommen. Die Betonwege werden durch denkmalgerechte Wege ersetzt. Nach historischem Vorbild werden Hecken gepflanzt und Beete angelegt. So soll das Antlitz des Platzes an seine Entstehungszeit Anfang des 20. Jahrhundert erinnern, als im Zuge des Hobrechts-Bebauungsplanes für ganz Berlin auch dieser südöstliche Teil von Prenzlauer Berg gestaltet wurde. Neue Bänke und Müllbehälter werden das Bild des heutigen Platzes abrunden und für Aufenthaltsqualität sorgen. 

Gemeinsam gärtnern

Für den Arnswalder Platz heißt dies: Endlich fertig und hübsch, nach fast einem Jahrzehnt ganz unterschiedlicher Sanierungsarbeiten. Für das Kiezfest „Stierisch gut“ heißt das: In diesem Jahr pausieren. Vier Jahre lang fand hier wie auf dem gesamten Platz das Sommerfest mit Kunst, Kultur, Musik und Markt statt. Als lebendiges, von Nachbarn für Nachbarn veranstaltetes Fest ist das Event längst in die Kiezgeschichte eingegangen.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Ein Bild aus vergangenen Jahren: Weil der Arnswalder Platz in seinem nördlichen Drittel saniert wird, gibt es in diesem Jahr kein Kiezfest „Stierisch gut“.

Wie es überhaupt der Gärtner-Initiative Arnswalder Platz zu verdanken ist, dass Platz und Kiezleben deutlichen Aufschwung erhalten haben. Seit dem Jahr 2012 kümmern sich aktive Anwohner um die Pflege des Platzes, um seine Belebung – und um eine Lobby für das 1,8 Hektar große Areal mit Stierbrunnen, Grünanlagen, Spiel- und Rasenflächen. Zwei Jahre zuvor war der Brunnen saniert worden.

Regelmäßig einmal monatlich treffen sich die Frauen und Männer samstags zum Gärtnern. Sie pflanzen und pflegen, jäten und schneiden die Rosen, Büsche und Beete. Anlass ihrer Aktionen war der für sie äußerst unbefriedigende Zustand des Arnswalder Platzes. Die finanziellen Mittel des Bezirks Pankow für die Pflege waren auf null gekürzt worden. Am 15. September 2012 traten erstmals über 60 Bürgerinnen und Bürger mit Besen und Gartengeräten in Aktion und befreiten den Platz von Wildwuchs und Dreck. Bei der Aktion zeigten sie zwei Plakate mit allgemeinen Informationen zum Platz und mit Fragen an den Senat und den Bezirk, wie es mit dem denkmalgeschützten Areal weiter gehen soll. Seitdem gab es unzählige gemeinsame Gärtner- und Reinigungsaktionen von Bewohnern des Viertels, seit 2013 zudem das alljährliche Kiezfest im Sommer. 

Im vergangenen Jahr wurde der Initiative auf Empfehlung des Berliner Landeskonservators im Roten Rathaus die Ferdinand-von-Quast-Medaille überreicht, eine Auszeichnung für Bürger-Engagement im Bereich der Denkmalpflege. Die Medaille ist nach dem ersten preußischen Staatskonservator benannt. 

Wider den Abfall 

Statt Unkrat zu jäten, müssen die Aktiven indes auch Müll im Park und auf dem Platz beseitigen. Wie selbstverständlich landen zum Beispiel Zigaretten-Kippen und Kronkorken auf dem Boden, quellen oft die Papierkörbe über oder tummeln sich Papier und Verpackungen auf den Grünflächen. Deswegen fordert nun auch die Initiative: „Sagen wir dem Schmutz endlich den Kampf an!“

Zeitung Prenzlauer Berg Kiezblatt
Ein Hoch auf die Nachbarschaft: Stilleben im Bötzowkiez. Fotos (2): al

Die Gärtner haben dafür folgenden Forder-Katalog aufgestellt:

- City Tax verwenden: Es soll ein Betrag genutzt werden, der einem Teil der Einnahmen aus der Übernachtungssteuer City Tax entspricht. Dieser soll für die Reinhaltung, insbesondere von öffentlichen Parks, Plätzen und Gärten genutzt werden. Die Begründung: Touristen brauchen diese Orte zum Erholen von ‚Sightseeing-Stress‘ und verschmutzen sie anteilig mit Verpackungsmüll.

- BSR einsetzen: Flächendeckend wünschen sich die Gärtner den Einsatz der BSR für die Entsorgung und Reinigung von Müll in öffentlichen Parks und Gärten. Außerdem soll die Berliner Stadtreiniger auch das Reinigen von gepflasterten Flächen mit Kehrmaschinen übernehmen.

- Wochenendreinigung und Task Force: Reguläre Reinigung der Naherholungsflächen mit hoher Wochenend-Aufenthaltsfrequenz wie Parks, öffentliche Gärten und Plätze soll insbesondere samstags und sonntags stattfinden, bei Schönwetter verstärkt durch eine Task Force.

- Ordnungsamt einschalten: Erweitert werden sollen die Aufgaben der sehr zahlreichen Ordnungsamts-Mitarbeiterinnen, die den ruhenden Verkehr überwachen. Sie könnten das Müll-Monitoring sowie im Winter die Einhaltung der Räumpflicht kontrollieren.

- Sperrmüll ohne Extra-Gebühr: Mehrmalige gebührenfreie Sperrmüllsammlung im Jahr soll zu regional festen Terminen stattfinden. So kann den vielen illegalen Ablagerungen von Sperrmüll – einschließlich der zahllosen Fahrradleichen – entgegengewirkt werden.

Von diesen ernstzunehmenden und guten Forderungen zurück zur alltäglichen Arbeit der Gärtner-Initiative. Am 15. Juli startet die nächste Gärtner-Aktion, Mitwirkende sind herzlich willkommen. Diesmal wollen sich die Aktiven vor allem des Unkrauts annehmen, das zwei Beete bedroht. Das Mitbringen eines Lieblings-Gartengeräts  ist hilfreich, aber nicht Voraussetzung. Ebenso freuen sich die Gärtner, wenn der eine oder die andere eine Kanne Kaffee oder etwas Kuchen mitbringt, damit gegen 15 Uhr Gelegenheit zu einer stilvollen Verschnaufpause ist.

Generell treffen sich die Aktiven jeden 3. Samstag im Monat von 13 bis maximal 18 Uhr zum Harken, Fegen, Entfernen von Unkraut und Müll, Beschneiden von Rosen und Büschen. 

-al-, Juli 2017

Gärtnerinitiative Arnswalder Platz, nächste Gärtnertermine: 15. Juli und 19. August, jeweils ab 13 Uhr. Mehr auf: www.arnswalder-platz.de