HOSEMANNSTRASSE

Möglicherweise Mord, doppelt

Zwei grausige Verbrechen erschüttern im Januar den Prenzlauer Berg. Ein Rentner, offenbar schon seit zehn Jahren tot, zerstückelt in einer Tiefkühltruhe. Die Spur des mutmaßlichen Täters führt zu einer alten Frau, die seit langem verschwunden ist. Der Tatort: Hosemannstraße.

 

Nach Hinweisen eines Nachbarn fanden Polizeibeamte am 9. Januar in einer Tiefkühltruhe in einer Wohnung in der Hosemannstraße die zerstückelte Leiche eines Rentners, der heute 90 Jahre alt wäre. Die Leiche soll bereits seit zehn Jahren dort liegen. 

Ein Nachbar hatte den Mann bei der Polizei als vermisst gemeldet, weil er ihn nach eigenen Angaben bereits längere Zeit nicht mehr gesehen hatte. Am Abend des 9. Januar öffneten Feuerwehrleute auf Anweisung der Polizei deshalb die Wohnung. Wenig später machten die Beamten den grausigen Fund. Bei der rechtsmedizinischen Untersuchung in der Charité stellte sich heraus, dass der Mann Opfer eines Tötungsdeliktes geworden war.

 

Die gemeinsamen Ermittlungen der Mordkommission und der Staatsanwaltschaft führten zu dem Verdacht, dass der Rentner schon vor etwa zehn Jahren getötet und eingefroren worden sein könnte. Während der Ermittlungen stellten die Beamten außerdem fest, dass noch im Dezember und Januar Geld von einem Unbekannten von dem Konto des Toten abgehoben worden war.

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Tatort Hosemannstraße: Ein Mann wird zerstückelt in seiner Tiefkühltruhe gefunden, von einer Frau fehlt seit Jahren jede Spur. Ein 55jähriger wird des Mordes verdächtigt. Er soll sich an den Rentenzahlungen der beiden bereichert haben.

 

Von diesem Mann sicherte die Polizei Videoaufnahmen aus einer Bankfiliale. Ein Tatverdächtiger, der vom äußeren Erscheinungsbild der in der Bankfiliale gefilmte Mann zu sein schien, wurde schließlich am Abend des 10. Januar in der Nähe der Wohnung des Rentners festgenommen. Dieser 55-Jährige führte persönliche Gegenstände des Opfers mit sich. Wenig später wurde Haftbefehl gegen ihn erlassen.

 

An Renten bereichert

Nur wenige Tage nach dem ersten Leichenfund ein weiterer Verdacht, in unmittelbarer Nachbarschaft. Wieder ist es ein älterer Mensch, wieder seit vielen Jahren verschwunden. Eine alte Dame, von der seit dem Jahr 2000 jede Spur fehlt. Berliner Polizei und Staatsanwaltschaft fanden Hinweise darauf, dass die Frau Opfer des gleichen Täters sein könnte: Der 55jährige soll auf Rentenzahlungen der Frau zugegriffen haben, ähnlich wie auf die Rentenzahlung des ermordeten Rentners. Die Ermittler vermuten, dass der Verdächtige die Frau ermordet hat. Sie wäre heute 92 Jahre alt. Eine Leiche wurde bislang nicht gefunden.

Der Tatverdächtige habe damals im selben Haus wie die Seniorin gewohnt. Die Rentnerin wurde im August 2002 von Amts wegen bei ihrer Adresse abgemeldet. Die Wohnung könne deshalb nicht mehr abgesucht werden, sagte eine Polizeisprecherin. 

 

Zeugen gesucht

Auf die verschwundene Frau seien die Ermittler durch beschlagnahmte Unterlagen des Tatverdächtigen gestoßen, sagte die Polizeisprecherin. Dort sei der Name Irma Kurowski aufgetaucht. Die Rentnerin war laut Polizei damals nicht als vermisst gemeldet worden. Sie müsse sehr zurückgezogen gelebt haben, so die Sprecherin. Die Suche nach Spuren der Frau gestalte sich schwierig. „Vielleicht kann sich noch ein Arzt, ein Frisör oder Apotheker an Frau Kurowski erinnern“, sagte die Sprecherin. Menschen, die die Rentnerin kannten oder Hinweise zu Verwandten oder Kontaktpersonen geben könnten, mögen sich melden, appellierte die Polizei. 

-al- Febr. 2017