DIE BEZIRKSGRENZE (25)

Die Werneuchener Wiese

Diesmal biegen, wir bewegen uns weiterhin im Uhrzeigersinn entlang der Grenzen unseres Ortsteils, wir von der Danziger Straße ab und gelangen zur „Werneuchener Wiese“. 

 

Gemeint ist die Wiese an der Danziger Straße / Kniprodestraße mit der Tankstelle und dem Beach-Volleyball-Areal ... manche Bezeichnungen halten sich länger ... Die heutige Margarete-Sommer-Straße ist benannt nach einer katholischen Sozialarbeiterin und Laiendominikanerin. Während des Holocausts half sie verfolgten jüdischen Bürgern und bewahrte viele vor der Deportation. Den Namen trägt die Straße seit dem 5. November 1993. Im Hobrecht-Plan war sie Straße 16a, Abt. XII. Sie erhielt 1896 die Bezeichnung Werneuchener Straße nach einer Stadt in der Mark Brandenburg. Zwischen 1880 bis 1890 entstanden auf dem Areal 1.500 Wohnungen in 48 fünfgeschossigen Mietshäusern, die bis zu drei Hinterhöfe aufwiesen. Die Mieter mussten zum Kriegsende, zwischen dem 26. und 30. April 1945 innerhalb von Minuten ihre Häuser räumen, weil die Waffen-SS sie sprengte, um auf die vorrückende Sowjetarmee vom Flakbunker im Friedrichshain aus freies Schussfeld zu haben. Berlin kapitulierte übrigens zwei Tage später, am 2. Mai 1945.

Werneuchener Wiese Berlin Prenzlauer Berg
Gedenktafel am Fuß der Gustav Mayer Eiche auf der Werneuchener Wiese. Foto: rg

Nach dem Krieg gab es verschiedene Pläne, was mit der ca. 40.000 Quadratmeter großen Fläche passieren soll. So sollte sie ab 1953 Teil der Sportanlagen des Friesenstadions werden. Der Bau eines 130 Meter hohen Fernsehturms in den Müggelbergen wurde 1954 abgebrochen. 1957 wurde die Werneuchener Wiese für dessen Standort eingeplant, das Projekt aber wegen Geldmangels aufgrund des Baus der Berliner Mauer am 26. Mai 1962 eingestellt und der Fernsehturm ab April 1965 am heutigen Standort errichtet. Mein Vater baute an ihm mit. 1953 wurde unter der Wiese eine unterirdische Schießanlage errichtet, die 1987 wieder geschlossen wurde. Die Tankstelle gibt es seit 1969. Ab 1986/87 plante man auf dem Gelände ein "Haus der Jugend", zu errichten. Nach der deutschen Wiedervereinigung war erneut alles offen. Im Jahr 1997 wurden zwei Gedenksteine und zwei Eichen gepflanzt für die Erbauer des Volksparks, Peter Joseph Lenné und Gustav Meyer.

Tino Schopf (SPD, MdA) erzählte mir auf Nachfrage etwas über die neuesten Entwicklungen der nächsten Jahre. So sollen die Feuerwehren der historischen Wache in der Oderberger Straße auf der Wiese ein neues zu Hause bekommen und in der Oderberger Straße nur noch die Rettungswagen bleiben. Auf einem weiteren Teil des Geländes soll in modularer Bauweise temporär, für einen gewissen Zeitraum eine Schule entstehen, die nacheinander als Ersatzstandort für alle anderen in den nächsten Jahren zu sanierenden Schulen im Stadtteil genutzt werden soll. Auf einem weiteren Teil möchte man den Anwohnern "urban Gardening" ermöglichen.

Rolf Gänsrich, Okt. 2018

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