DIE BEZIRKSGRENZE (17)

Die „verlorene Ecke“

In dieser Folge unserer Serie um die Stadtteilgrenzen des Prenzlauer Berg hätte ich mich fast vertan. Ich sah mir noch einmal das Foto aus der letzten Folge, mit dem Klettergerüst im Vorder- und dem Steuerhaus im Hintergrund an und in mir dämmerte: Da war doch was!

 

Richtig! Grenzverschiebungen! … und die Oderbruchstraße, als Verlängerung der Thaerstraßenbrücke. Der heutige russische Supermarkt, meine ehemalige HO-Kaufhalle, noch auf Lichtenberger Seite, die Wiese mit dem Klettergerüst davor bereits zum Prenzlauer Berg gehörend, einschließlich natürlich des Stückes Storkower Straße zwischen Thaerstraßenbrücke und Landsberger Allee. Auf meinem alten Stadtplan von 1956 und auch auf dem von 1968, einschließlich des Reprint von 2015 und auf einem Plan von 1977 gehört dieser Zipfel Wiese mit dem Buddelkasten und dem Klettergerüst noch zum Prenzlauer Berg. Dann muss es irgendeine Grenzbegradigung gegeben haben, denn auf dem Plan von 1982 gehört diese Ecke bereits zu Lichtenberg. 

Zeitung Prenzlauer Berg Magazin
Auf meinem Stadtplan von 1956 ist die Grenze noch relativ deutlich erkennbar. Violett = Prenzlauer Berg, braun = Lichtenberg, rot = Hohenschönhausen

Nicht aber das Stück Storkower Straße, auf dem heute das Andels-Hotel, die Tankstelle und der Supermarkt bis zur Thaerstraße stehen. Dort, wo dieses Hotel heute steht, war einst der staatliche Groß- und Einzel-, Außen- und Binnenhandel der DDR, Zoologica, für Zierfische, Kleintiere und den gesamten Bedarf, der mit Haustieren zusammenhängt. Dort gab es das „Goldie“ Hundefutter (darin waren ganze Fellstücke und das Zeugs hat gestunken, wie Hubatz, aber unser Pudel hat es geliebt!), genauso wie das Einstreu für den Goldhamster oder Feuerfische aus der Südsee. Und obwohl der Zoologica genauso staatlich war, wie wir von der HO, mussten wir alle Jahre wieder, wenn wir dort unsere Weihnachtsfeier in deren sehr großem Aufenthaltsraum machen wollten, über die HO-Prenzlauer Berg dort offiziell anfragen. Irgendwann ist aber auch dieser Zipfel zwischen Ringbahn und Storkower Straße offenbar zu Lichtenberg gekommen. Das kann jedoch noch nicht so lange her sein, denn bis vor ca. fünf Jahren hatte ein Hersteller für gefrostetes Fischfutter, ich glaube „Zooschatz“ heißen die, noch die Adresse Storkower Str. 174, mit der Postleitzahl 10407 = Prenzlauer Berg. Eines Tages wandelte sich die Postleitzahl zu einer aus Lichtenberg, die Straße mit der Hausnummer blieb aber gleich. Mittlerweile produzieren die aber wohl irgendwie in Bohnsdorf.

In der nächsten Ausgabe geht’s auf die Ringbahn.

Rolf Gänsrich, Nov. 2017

www.rolfgänsrich.wordpress.com